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tz München: FC Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge fordert im tz-Interview: "Keine Freundschaftsspiele mehr!"

Geschrieben am 12-05-2011

München (ots) - Nur noch sechs Tage, dann gehen die Bayern in den
Urlaub. Das Problem: Eine Woche später liegt noch ein
Länderspieltermin. Sehr zum Ärger von Bayern-Boss Karl-Heinz
Rummenigge. Das tz-Interview:

Herr Rummenigge, Philipp Lahm hat zuletzt die DFB-Termine
kritisiert...

Rummenigge: Und Philipp hat total Recht! Wir haben am 14. Mai das
letzte Spiel - und eigentlich spielt Deutschland erst am 3. Juni
gegen Österreich. Vorher ist aber noch dieses Spiel in Hoffenheim,
das eigentlich gar nicht im Terminkalender steht! Das heißt: Jetzt
wartet ganz Fußball-Europa drei Wochen darauf, dass diese
Länderspiele stattfinden. Und das ist ein Akt der totalen
Unzufriedenheit. Alle Klubs in Europa sind stocksauer auf die FIFA
und die UEFA, die einen Kalender machen, der nur noch auf die
Verbände ausgerichtet ist. Es wird überhaupt keine Rücksicht mehr auf
die Klubs und vor allem auf die Spieler genommen. Die Spieler
bräuchten nach so einem Jahr mindestens vier Wochen Urlaub.

Wie kommt es denn überhaupt zu diesen Ansetzungen?

Rummenigge: Das hat begonnen, als die Klubs auf die zweite
Gruppenphase der Champions League, also auf vier Spieltage,
verzichtet haben. Die UEFA hatte uns versichert, dadurch weniger
Belastung für unsere Spieler zu haben. Das war die Begründung, das
haben die Klubs so akzeptiert - und damit auf gesicherte Einnahmen
verzichtet. Und was passiert? FIFA und UEFA haben diese freien
Termine mit Länderspielen besetzt. Es gab noch nie so viele
Länderspiele wie heute! Zu meiner Zeit gab es vielleicht acht oder
neun pro Jahr. Im letzten Jahr hatten wir 17! Wir stellen unsere
Spieler mittlerweile bis zu drei Monate im Jahr für die
Nationalmannschaften ab! Spieler, die wir in dieser Zeit auch noch
bezahlen! Und deswegen gibt es zurzeit eine unglaubliche
Unzufriedenheit in ganz Fußball-Europa. Dieses Thema belastet die
Zusammenarbeit zwischen FIFA, UEFA und den Vertretern der Klubs
extrem!

Die FIFA fällt zuletzt häufiger seltsame Entscheidungen.

Rummenigge: Ich finde, dass das, was sich die FIFA  mit Katar
erlaubt hat, ein Akt ist, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Man
entscheidet, Katar kriegt die WM - anschließend stellt man
kurioserweise fest, dass  es da im Sommer 50 Grad heiß ist. Was bei
der FIFA los ist, gibt Anlass zu großer Sorge!

Befürchten Sie erneut einen schwachen Start aufgrund der gestörten
Vorbereitung?

Rummenigge: Nein, wir haben das ganz anders gelöst. In Absprache
mit Jupp Heynckes werden wir in der nächsten Woche noch drei
Freundschaftsspiele haben, dann schicken wir unsere Mannschaft eine
Woche lang in den Urlaub. Dann erst stellen wir alle Nationalspieler
ab 28. Mai zur Verfügung.

Der DFB hätte gern, dass die Spieler trainieren.

Rummenigge: Unsere Spieler gehen in Urlaub.

Ist das so abgesprochen?

Rummenigge: Das ist dem DFB bekannt.

Und wie kann eine Lösung auf Dauer aussehen?

Rummenigge: Die Juni-Termine müssen weg! Der August-Termin muss
weg! Freundschaftsspiele müssen entrümpelt werden.

Was ist für Sie das Maximum an Länderspielen pro Jahr?

Rummenigge: Es soll nur noch Qualifikationsspiele geben, keine
Freundschaftsspiele mehr. Quali-Spiele braucht man sechs pro Jahr,
dazu alle zwei Jahre ein Turnier - basta!

Und vor den Turnieren?

Rummenigge: Vor Turnieren müssen wir die Spieler zwei Wochen
abstellen. In dieser Zeit können sie testen. Sonst brauchen wir keine
Testspiele.

Am 1. Juni tritt Sepp Blatter gegen Mohamed bin Hammam um die Wahl
zum FIFA-Boss an. Wie geht der Kampf aus?

Rummenigge: Blatter braucht doch im Prinzip gar nicht mehr zur
Wahl antreten, weil er vorher schon gewonnen hat. Blatter war in
Südamerika, in Mittelamerika und in Europa. Und wenn Sie die Stimmen
zusammenzählen, die sich schon pro Blatter ausgesprochen haben, ist
er locker bei über 50 Prozent. Er wird klar wieder gewählt.

Ist das gut für den Fußball?

Rummenigge:  Man muss kritisch hinterfragen dürfen: Wofür steht
die FIFA heute? Welches Image hat sie? Welche Visionen hat sie? Was
ist in den letzten zwölf Jahren passiert? Das Image: Dieser Verband
hat riesige Korruptionsprobleme. Visionen sehe ich nicht. Ich lese
nur immer, dass alle Schiedsrichter dieser Erde technische
Hilfsmittel befürworten würden. Die werden von der FIFA verhindert.
Ich sehe eine schlechte Entwicklung in der Zusammenarbeit innerhalb
der Fußball-Familie - es wird nur noch einseitig zugunsten der
Verbände gearbeitet. Was ja auch klar ist: Sie wählen ihn
schließlich. Die Klubs werden im Moment zur Seite gedrückt. Ich sehe
hier große Probleme auf den Fußball zukommen.

Zum Beispiel?

Rummenigge: Es werden Entscheidungen gefällt - ich sage nur Katar.
Das kann kein Fußballfan mehr rational nachvollziehen. Das sind alles
Dinge, dafür steht die FIFA. Und deshalb halte ich es für berechtigt,
dass jeder Kritiker auch mal den Finger in die Wunde legt.

Interview: Tobias Altschäffl, Michael Knippenkötter



Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de


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