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tz München: Johnny Depp erzählt im großen tz-Interview: "Was ich von Penélope gelernt habe..."

Geschrieben am 13-05-2011

München (ots) - Wo er hinkommt, herrscht Johnny-Mania. Ab
kommendem Donnerstag ist Johnny Depp im vierten Teil von "Fluch der
Karibik - Fremde Gezeiten" wieder im Kino zu sehen. Fans auf der
ganzen Welt fiebern dem letzten Auftritt von Captain Jack Sparrow,
dem heißesten Piraten der Filmgeschichte, schon entgegen. Tausende
kreischten bei der Weltpremiere im kalifornischen Disneyland, im
Handumdrehen verzauberte Johnny London und Moskau, und am kommenden
Montag werden die Piraten dann auch im Münchner Mathäser Filmpalast
zu Gast sein. Johnny Depp selbst wird sich dann leider nicht die Ehre
geben, hat aber zumindest für eine würdige Vertretung gesorgt: die
wunderschöne Penélope Cruz, begleitet von ihren Kollegen Sam Claflin,
Astrid Bergès-Frisbey, dem Starproduzenten Jerry Bruckheimer und
Regisseur Rob Marshall. Depp wird dann nur in Gedanken anwesend sein
- ein Glück, dass ihn tz-Hollywoodkorrespondent Dierk Sindermann
schon im Vorfeld zum exklusiven Interview getroffen hat. Wer aussieht
wie 35 und sich fühlt wie 25, den trifft das wahre Alter hinterrücks.
Bei Johnny Depp sogar im Wortsinne. Nach einer Stuntszene für "Fluch
der Karibik - Fremde Gezeiten" griff der Pirat sich mit einem
Aufschrei an die Stelle, wo Männer seines Alters (fast 48) der
Ischiasnerv zwickt. "Danach war es, als ob mich ständig ein Stromstoß
durchlief." Aber die Show musste weitergehen: "Ich bin fast einen
Monat lang auf den Set gehinkt", sagt Depp. Aber jetzt laufen Sie
wieder ganz munter. Johnny Depp: "Ich habe mich an den Schmerz
gewöhnt (grinst). Fast vermisse ich ihn." Sie sehen auch gar nicht
mehr wie ein Pirat aus. Leicht gegelter Kurzhaarschnitt, gestreifte
Weste mit gepunktetem Einstecktuch. Gehen Sie von hier aus zum
Shooting für ein Modemagazin? Depp: "Nein, das ist mein Vampir-Look."
Zeigen Sie mal Ihr Gebiss. Depp (bleckt die Zähne): "Im Ernst, so
sehe ich in meinem nächsten Film "Dunkle Schatten" aus. Ein
Verschnitt aus Nosferatu und Dracula. Nur ohne den Akzent."   Dafür
mit Tattoos. Sie haben die Hemdärmel hochgekrempelt. Erklären Sie uns
doch mal, was man da alles auf Ihren Armen sieht. Depp: (hebt erst
den rechten Unterarm) "Hier ist mein Großvater, (dann den linken) und
hier meine Mutter. Sie war Kellnerin in einem Holiday Inn in
Kentucky. Darum habe ich sie in einer Kellnerinnen-Uniform verewigt.
(Deutet auf die Unterseite des rechten Ellenbogens): Da ist mein Sohn
Jack, (tippt sich mit dem Finger auf die Stelle über dem Herzen),
hier meine Tochter Lily-Rose." Wann haben Sie mit den Tätowierungen
angefangen? Depp: "Mit 17. Jedes Tattoo symbolisiert ein Stadium in
meinem Leben. Mein erstes war ein Indianer." Galt das Tätowieren
damals schon als cool? Depp: "Im Gegenteil. Sie waren damals verboten
(er benutzt das deutsche Wort) in Hollywood." Apropos Hollywood.
Einerseits meiden Sie den Rummel, müssen aber andererseits den Zirkus
mitmachen, der mit jedem neuen Film auf Tour geht. Depp: "Das muss
man sorgfältig trennen können. Inzwischen habe ich das gelernt. Aber
früher ..." ... wollten Sie sich am liebsten verkriechen. Depp:
"Genau. Als ich zum ersten Mal in Cannes war, ist das im Wortsinne
passiert. Ich habe mein Zimmer im Hotel Gray d'Albion nicht
verlassen. Überall Paparazzi. Das Filmfestival spielte sich bei mir
auf 35 Quadratmetern ab. Mit Room Service." Das ist der Fluch des
Glamours, um den die Fans ihre Stars beneiden. Depp: "Weil sie noch
nie am Set gewesen sind. Filme drehen ist eigentlich sehr langweilig.
Es dauert oft Stunden, bis eine zweiminütige Szene im Kasten ist.
Schauspielerei besteht eigentlich nur aus Warten und Kaffee trinken -
damit man nicht zu müde wirkt, wenn man dann endlich dran ist." Ihre
Tochter Lily-Rose ist elf und ihr Sohn Jack acht. Ist die
Familienplanung abgeschlossen? Depp: "Als ich neulich Penélope Cruz
und Javier Bardem mit ihrem Baby gesehen habe, da kam ein bisschen
Wehmut hoch. Ich habe gedacht, es wäre schon schön, noch mal so etwas
Kleines zu haben." Weiß Ihre Lebensgefährtin Vanessa Paradis von
dieser Anwandlung? Depp: "Moment mal! Ich habe damit gemeint, dass
ich gute Erinnerungen daran habe, wie es war, ein neugeborenes Baby
zu haben. Zwei Kinder reichen völlig!" Sie arbeiten gerade an drei
Filmen gleichzeitig. Ist aus Johnny Depp ein Workaholic geworden?
Depp: "Neee. Darum habe ich ja mein Anwesen in Südfrankreich. Da tue
ich buchstäblich nichts. Ich wache auf und gehe in den Garten, um die
Weintrauben wachsen zu sehen." Sie bauen Ihren eigenen Wein an? Depp:
"Nein, wir trinken lieber als zu ernten (grinst). Bei uns wachsen
zwar Reben, doch uns ist nicht gestattet, unseren eigenen Wein
abzufüllen. Dazu fehlt uns eine staatliche Lizenz, die in Frankreich
Voraussetzung ist." Trinken Sie eigentlich lieber Roten oder Weißen?
Depp: "Am liebsten Roten. Ich bevorzuge einen Bordeaux. Der beste,
den ich je hatte, war ein Haut-Brion Jahrgang 1989. Es gibt nichts
Schöneres, als beim Sonnenuntergang draußen zu sitzen und ein Glas
Wein zu trinken. Zusammen mit Vanessa, während die Kids im Garten
spielen." Ihre Familie steht bei Ihnen ganz oben. Was kommt danach?
Depp: "Meine Gitarre. Die habe ich immer mit dabei, auch bei
Dreharbeiten. In den Pausen spiele ich ein bisschen vor mich hin."
Dann konnten Sie ja bei "Fluch der Karibik" zusammen mit ihrem
Filmvater Keith Richards klimpern. Depp: "Gott bewahre. Ich habe mir
zwar mit Keith ein paar Tage einen Wohnwagen geteilt, doch ich hätte
mir niemals angemaßt, mit einem solchen Gitarrengott im Duett zu
spielen. Es hat mich schon unglaublich Überwindung gekostet, ihn nach
dem vierten Akkord in seinem Song "Make no Mistake" zu fragen. Den
konnte ich nie richtig raushören. Ich habe gefragt: "Was zum Teufel
spielst du da?" Keith hat einfach meine Gitarre gegriffen (formt
seine Finger um einen imaginären Gitarrenhals) und ihn mir
vorgespielt. Das war ein Moment, den ich bis an mein Lebensende nicht
vergessen werde." Sie verbringen viel Zeit in Frankreich. Wie steht
es mit Ihren Sprachkenntnissen? Depp: "Die sind ganz manierlich." Hat
Penélope Cruz Ihnen bei den Dreharbeiten von "Fluch der Karibik"
Spanisch beigebracht? Depp: "Ja, die schmutzigsten Schimpfwörter, die
es gibt. Sie sind so schlimm, dass ich sie nicht wiederholen kann."
Nach vier Folgen ist Schluss mit "Fluch der Karibik". Ist es hart,
Captain Jack goodbye zu sagen? Depp: "Es ist schon traurig. Jack
Sparrow hat mich sechs Jahre lang inspiriert. Ich habe diese Figur
mitentwickelt. Das kommt sehr selten vor. Meistens nur einmal im
Leben. Es fühlt sich an, als würde ich einen Teil von mir verlieren."



Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de


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