Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Sudan:
Geschrieben am 15-06-2011 |
Bielefeld (ots) - 55 Jahre unabhängig, davon 37 Bürgerkriegsjahre
- das ist der Sudan im Schnelldurchgang. Bei näherer Betrachtung hat
es in Afrikas größtem Flächenstaat fast immer irgendwo gebrannt.
Allein die Hauptstadt Khartum, wo Osama Bin Laden jahrelang
unbehelligt lebte, und die Wüsten südlich der ägyptischen Grenze
blieben weitgehend ruhig. Nur diese zwei Bereiche können bis heute
von Ausländern mit starken Nerven relativ gefahrlos bereist werden.
Groß waren 2005 die Hoffnungen auf dauerhaften Frieden, als der
muslimische Norden und der von Christen bewohnte Süden nach 22 Jahren
den längsten Einzelkonflikt im nachkolonialen Afrika beendeten.
Damals wurde eine Volksabstimmung über die Abspaltung des Südens für
den 9. Januar 2011 vereinbart. Dieses Referendum hat mit einem
99-Prozent-Votum der Südsudaner für Unabhängigkeit tatsächlich
stattgefunden. Das war ein erstaunlicher und für Afrika bislang kaum
glaublicher Vorgang. Allerdings: der Lackmustest für den
Friedensvertrag von 2005 steht noch bevor - am 9. Juli 2011 soll
Südsudan endgültig in die Unabhängigkeit entlassen werden. Im Mai
marschierte der Norden kurzerhand in die gemäß Vertrag dem Süden
zugeschlagene ölreiche Zentralprovinz Abyei ein. Die Besetzung könne,
so warnt Guido Westerwelle (FDP) schon seit Wochen, den gesamten
Friedensprozess um die Unabhängigkeit des Südsudan gefährden. Der
Bundesaußenminister sollte Recht behalten, konnte aber die weitere
Verschärfung des Konflikts nicht aufhalten Nördlich der künftigen
Grenze schüren Anhänger des Südens Unruhe. Prompt ließ der
international als Völkermörder gesuchte Präsident des Norden, Omar
al-Bashir, seine Hilfstruppen auf die Bevölkerung los. Man ist
versucht zu sagen, in diesen Breiten sei das immer so. Tatsächlich
sind mehr als 100 000 Frauen und Kinder im Grenzgebiet von Nord und
Süd auf der Flucht. Es gibt Bilder wie aus Darfur von
brandschatzenden Hilfstruppen, ähnlich jenen Dschandschawid, die seit
2003 in der Westprovinz 300 000 Menschen ermordeten und 2,5 Millionen
aus ihren Dörfern vertrieben haben. Aber auch die neue Führung im
Süden lässt für die Zukunft mehr Risiken als Chancen befürchten. Als
inkompetent und auch korrupt erweisen sich die neuen Beamten und
Militärs der Südstaatler. Gegen den auf chinesische Ölmilliarden
gestützten Bauwahn in der Nord-Metropole Khartum ist die künftige
Südhauptstadt Juba ein staubiges und unterentwickeltes Armenhaus. Die
westliche Welt muss sich sehr genau überlegen, wem sie ihre fest
zugesagten Hilfsgelder im neuen Staat anvertrauen kann. Noch
wichtiger ist es, ein gewaltfreies Miteinander von Nord und Süd zu
erreichen. So sehr die Bauern und Händler den Frieden herbeisehnen,
es gibt immer noch zu viele, die vom Unfrieden profitieren.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
337702
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Schwarz-Grün: Abschied von alten Feindbildern - Leitartikel Berlin (ots) - Deutschland wird schwarz-grün. Das ist keine
gewagte Prophezeiung für die Koalitionsverhandlungen nach der
Bundestagswahl 2013. Das ist eine Zustandsbeschreibung von 2011.
Atomausstieg, Subventionierung alternativer Energieformen,
Abschaffung der Wehrpflicht, gesetzlich vorgeschriebene Frauenquoten
für die Wirtschaft oder flächendeckende Mindestlöhne - eine
CDU-geführte Bundesregierung verwirklicht oder plant politische
Vorhaben, welche die Grünen seit Jahren verfolgen oder als Erste auf
die politische Agenda gebracht mehr...
- Rheinische Post: Athener Volkszorn Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Antje Höning:
Während Europas Finanzminister um die Rettung Griechenlands
feilschen, steht das Land selbst vor einer Zerreißprobe. Gestern
gingen erneut Zehntausende auf die Straße, um gegen das Sparprogramm
zu demonstrieren. Ihr Zorn ist nachvollziehbar. Wieder mal muss der
"kleine Mann" die Folgen einer Misswirtschaft ausbaden, die ihm
schlechte Regierungen eingebrockt haben. Allerdings sind diese
Regierungen nicht vom Himmel gefallen, sondern von einer Mehrheit des
Volkes gewählt worden, mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Parteien Ulm (ots) - Die Parteien in Deutschland sind unbeliebt. Das zeigt
der Blick auf deren langfristige Mitgliederentwicklung besonders
deutlich: Die SPD hat seit 1990 die Hälfte ihrer Mitglieder verloren,
die FDP prozentual noch mehr und die Linke fast drei Viertel. CDU und
CSU haben ebenfalls herbe Verluste erlitten. Bei solchen Fakten liegt
die Frage nahe, ob Parteien überhaupt in Deutschland zukünftig noch
gebraucht werden. Tatsächlich aber sind Parteien für unsere
Demokratie unverzichtbar. Und damit ist nicht gemeint, dass für immer mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zum Arzneimittelreport Halle (ots) - Man muss kein Fachmann sein, um zu wissen, dass
suchtkranken Menschen süchtig machende Medikamente nicht verordnet
werden sollten. Man braucht keine medizinischen Kenntnisse, um eine
Anti-Baby-Pille mit geringen Nebenwirkungen einem risikoträchtigeren
Konkurrenzprodukt vorzuziehen. Auch Pflege-Laien ahnen, dass
Wirkstoffe zur Ruhigstellung von Demenzkranken, die die Sterbezahlen
erhöhen, nicht der Weisheit letzter Schluss sein können. Der
Personalmangel in Pflegeheimen mag die Verordnungspraxis mit
verursachen. Auch mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Cyber-Abwehr Halle (ots) - Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum ist ein Versuch,
mit den Gefahren der Digitalisierung irgendwie Schritt zu halten. Auf
den ersten Blick wirkt dieser Versuch geradezu niedlich. Zehn Bonner
Davids stemmen sich gegen den digitalen Goliath. Was soll das werden,
wenn's fertig ist? Doch damit tut man dem Staat diesmal bitter
unrecht. Es ist vielmehr so, dass die Digitalisierung unser Leben in
ungeheurer Geschwindigkeit verändert - quantitativ wie qualitativ.
Das Motto lautet: Tempo, Tempo! Dalli, Dalli! Der Staat steht
staunend mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|