Westdeutsche Zeitung: Islamistische Terroristen in Deutschland - Tickende Zeitbomben
Ein Kommentar von Horst Kuhnes
Geschrieben am 16-06-2011 |
Düsseldorf (ots) - Deutschland steht unbestritten im Visier
islamistischer Gewalttäter. Sie leben mitten unter uns, meist
angepasst, unauffällig, anonym. Der "Stern" hat jetzt anhand einer
Liste des Bundesamtes für Verfassungsschutz die Lebensläufe des
harten Kerns der islamistisch-terroristischen Szene in Deutschland
recherchiert. Demzufolge wurde rund ein Drittel dieser mehr als 100
fanatischen Islamisten in Deutschland geboren, etliche mit
Migrationshintergrund haben deutsche Pässe. Viele haben Abitur und
ein Studium absolviert. Zur Szene zählen angeblich Finanzberater,
Einzelhändler, Unternehmensberater und sogar ein Grundschullehrer.
Und genau diese Unauffälligkeit macht die potenziellen Gewalttäter
so gefährlich - wie Zeitbomben, die vor der Explosion allenfalls ein
leises Ticken von sich geben. Nach den Kölner Kofferbombern 2006 und
der Sauerland-Gruppe 2007 ist die erst vor wenigen Wochen
festgenommene Düsseldorfer Zelle bereits der dritte Fall, in dem
fanatische Islamisten aus Deutschland in Deutschland zuschlagen
wollten.
Die gute Nachricht dabei ist, dass der Staat die potenziellen
Terroristen im Auge hat und deren Anschläge bislang stets vereiteln
konnte. Die schlechte ist: Das muss nicht immer so bleiben. Denn auch
erfolgreiche Fahnder werden nicht immer eine Gefahr rechtzeitig
erkennen und bannen können. Deutschland hat bislang schlicht und
einfach auch Glück gehabt.
Die Sicherheitsbehörden haben die schwierige Aufgabe, die
Gefährder und deren Netzwerk im Auge zu behalten. Den bestmöglichen
Schutz der Bevölkerung können sie nur gewährleisten, wenn sie über
die dafür nötigen Instrumente verfügen. Dazu zählt insbesondere auch
die Überwachung der Internet- und Telefonkommunikation von
potenziellen Gewalttätern - mitsamt einer Vorratsdatenspeicherung.
Gut zwei Dutzend dieser potenziellen Terroristen sind bereits nach
Deutschland zurückgekehrt - nachdem sie in Terror-Camps im
afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet eine Waffen- und
Sprengstoffausbildung durchlaufen haben.
Das ist kein Grund zur Panik - sehr wohl aber zu verstärkter
Wachsamkeit. Denn die ist bekanntlich der Preis für Freiheit.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
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