ROG-Nothilfebericht zum Weltflüchtlingstag: Journalisten auf der Flucht schützen / Umfangreiche europäische Aufnahmeprogramme für Exiljournalisten notwendig
Geschrieben am 17-06-2011 |
Berlin (ots) - Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnert
Reporter ohne Grenzen(ROG)an das Schicksal zahlreicher Journalisten
und Blogger, die aus ihren Heimatländern fliehen müssen: Im Jahr 2010
zählte ROG rund 130 Journalisten und Blogger, die wegen ihrer
Recherchen und Berichte in Lebensgefahr gerieten und deswegen ins
Exil gingen. Rund ein Viertel von ihnen kam aus dem Iran, ein
weiteres Viertel aus den ostafrikanischen Staaten Eritrea und
Somalia.
Die Unterstützung von Journalisten auf der Flucht und im Exil
macht den größten Teil der ROG-Nothilfearbeit in Berlin und Paris
aus. In einem heute veröffentlichten Bericht zieht die
Menschenrechtsorganisation eine Zwischenbilanz ihrer Unterstützung
von Medienschaffenden in Not während der ersten fünf Monate 2011.
Darüber hinaus porträtiert ROG acht Medien und Journalisten, die sich
vom Exil aus mit ihren Berichten weiter in ihren Heimatländern zu
Wort melden.
Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 unterstützte ROG
150 Journalisten, Online-Dissidenten und Medien in Not. In rund der
Hälfte dieser Fälle richteten sich die Hilfsleistungen an
Medienschaffende auf der Flucht und im Exil. ROG hilft unter anderem
bei der Beantragung von Visa und des Flüchtlingsstatus beim UNHCR
sowie bei der Finanzierung einer Unterkunft, des Lebensunterhalts
oder medizinischer Behandlungen. Insgesamt 62 Medienvertreter hat ROG
bei Ihren Gesuchen um politisches Asyl gegenüber dem UNHCR oder den
zuständigen Behörden in Frankreich und Deutschland sowie in anderen
Aufnahmeländern unterstützt. In 12 Fällen setzte sich ROG bisher in
diesem Jahr für Asylgesuche von Journalisten in Deutschland ein. Fünf
davon entschieden die Behörden bereits positiv. Für eine Reihe
weiterer Journalisten und Blogger (z.B. aus dem Iran) versucht ROG
zudem Nothilfe-Visa für einen zeitweiligen Aufenthalt in sicheren
Staaten zu erwirken. Seit Jahren setzt sich ROG bei europäischen
Staaten, der Europäischen Union sowie bei US-amerikanischen Behörden
für die unbürokratische und zügige Aufnahme von verfolgten Reportern
ein.
"Zum Weltflüchtlingstag bekräftigen wir ein weiteres Mal unsere
Forderung an die Mitgliedsländer der Europäischen Union nach
regelmäßigen, flexiblen und erweiterten Aufnahmeprogrammen für
Medienmacher auf der Flucht", so Jens-Uwe Thomas, Referent für
Migrationsrecht, Flüchtlingsarbeit und Nothilfe bei der deutschen
ROG-Sektion. Kontingentregelungen wie sie etwa die deutsche Regierung
im vergangenen Jahr für iranische Aktivisten erlassen hat, können nur
ein erster Schritt sein. Viele der Flüchtlinge seien auch nach ihrer
Flucht in Nachbarstaaten nicht sicher und häufig traumatisiert,
nachdem sie überfallen, gefoltert, inhaftiert oder mit dem Tode
bedroht worden waren. "Es darf nicht sein, dass diese Menschen Ihr
Leben bei illegalen Einreiseversuchen in sichere Staaten wie
EU-Länder oder die USA riskieren müssen", kritisiert Thomas.
ROG porträtiert in dem 18-seitigen Bericht verschiedene
Journalisten, die sich ins Exil retten konnten. Außerordentlich
prekär ist beispielsweise die Lage von Medienmitarbeitern, die aus
Ländern am Horn Afrikas wie Eritrea, Äthiopien und Somalia geflüchtet
sind. Einige von ihnen sind im kenianischen Flüchtlingslager der
Stadt Kakuma an der Grenze zum Sudan gelandet, das niemand ohne
Erlaubnis der UN und der lokalen Behörden verlassen darf. Um ein
Fenster zur Außenwelt offen zu halten, haben einige Flüchtlinge die
Zeitung "KANERE" gegründet. In dem gedruckt und online erscheinenden
Medium berichten die freiwilligen Mitarbeiter über die schwierigen
Lebensbedingungen und die beschränkten Rechte der Lagerbewohner. Sie
werden regelmäßig tätlich angegriffen, bedroht, ihr Material wird
zerstört und ihre Unterkünfte beschädigt.
Als respektiertes und einflussreiches Exilmedium hat sich
mittlerweile die "Demokratische Stimme Birmas" ("Democratic Voice of
Burma" - DVB) etabliert. Die in Norwegen und Thailand ansässige DVB
umfasst einen Satelliten-Fernsehkanal, eine Radiostation sowie eine
Webseite. Von der birmanischen Regierung als "Lügner" verfemt,
erfreut sich der unabhängige Sender in der Bevölkerung wachsender
Popularität. Mit Hilfe von 100 verdeckt arbeitenden Mitarbeitern
versucht die DVB, ausgewogene Informationen zur Situation in dem
südasiatischen Land zu liefern. 17 DVB-Videojournalisten wurden
deswegen zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Unter anderem mit
finanzieller Hilfe von ROG hat DVB eine Kampagne zur Freilassung
ihrer Mitarbeiter gestartet.
Bei Interesse an Interviews mit im deutschen Exil lebenden
Journalisten wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.
Informationen über die Gesprächspartner lesen Sie hier:
http://bit.ly/lb3dRg
Hier lesen Sie die deutsche Fassung des ROG-Nothilfeberichts:
http://bit.ly/lmtN6y
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
F: +49 (0)30 202 15 10 - 29
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
338130
weitere Artikel:
- NABU: Klimaschutz muss kein Preistreiber für Mietwohnungen sein /
Miller: Kosten und Nutzen der Gebäudesanierung fair verteilen Berlin (ots) - "Die energetische Modernisierung von Gebäuden wird
zu Unrecht als Preistreiber für steigende Mieten an den Pranger
gestellt", kritisiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Eine
Verdrängung einkommensschwacher Haushalte in attraktiven
Innenstadtbereichen finde vor allem deshalb statt, weil die Nachfrage
nach hochwertigerem Wohnraum steige. "Dennoch muss bei allen
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz darauf geachtet werden,
dass sie sozialverträglich gestaltet werden", betont Miller.
Die angestrebte mehr...
- tz München: Banken-Beteiligung an Griechenland-Hilfe: Freiwilligkeit ist eine Farce München (ots) - Einig sind sich Kanzlerin Merkel und Präsident
Sarkozy am Freitag geworden. Eine Lösung für das Griechenland-Problem
haben sie damit dennoch nicht. Auch die Banken wollen sie mit ins
Boot holen, damit Athen nicht auf dem Trockenen sitzen bleibt. Der
Haken: Die Staatenlenker setzen auf eine Freiwilligkeit, die die Welt
gerade hier noch nie erlebt hat. Die Argumentation ist durchaus
eingängig: Wenn Griechenlands Bürger bluten und Europas Steuerzahler
geradestehen sollen, müssen auch die Banken und Versicherungen ihren mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Koch/Mehrin Frankfurt/Oder (ots) - Im Wissenschaftsbetrieb ist etwas aus dem
Ruder gelaufen. Das Erlangen des Doktor-Status hat offenbar das Ziel,
ein Thema wissenschaftlich zu meistern, als Motivation längst
überholt - weil der Titel berufliche Türen öffnet. Jedoch droht ihm
eine schleichende Abwertung - und damit der Verlust des Status, den
er verkörpert. Auch im Interesse der jährlich 25 000 Jung-Doktoren
müssen die Hochschulen schnell handeln. Einige Unis machen es bereits
vor: Doktorarbeiten sollen in elektronischer Form abgegeben und
externe mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Griechenland/EU Frankfurt/Oder (ots) - Der drohende Staatsbankrott Griechenlands
wirft nicht nur ein bezeichnendes Licht auf die politische Klasse des
Landes, sondern auch auf die EU insgesamt. Da wurde in den
vergangenen Jahren viel von Stabilitätskriterien geredet, diese
wurden jedoch völlig unzureichend durchgesetzt. Das bringt das ganze
System an den Rand des Abgrunds, denn mit Portugal, Spanien und
vielleicht auch Italien könnten weitere Staaten in den Strudel
geraten. Nun wird ein Rettungspaket nach dem anderen geschnürt. Die
dabei von Angela mehr...
- Berliner Zeitung: Pressestimme
Die Berliner Zeitung zu Italien Libyen-Politik: Berlin (ots) - Pressestimme
Die Berliner Zeitung zu Italien Libyen-Politik:
Wie zuvor mit dem Diktator verfolgt Italien auch nun seine
Interessen zielstrebig weiter. Schließlich gilt es nicht nur den
Zugang zu Libyens Rohstoffen für die Zeit nach Gaddafi zu regeln,
sondern die Koalition will zudem weiterhin den Kampf gegen die
illegale Einwanderung gewährleistet sehen. Auch deshalb sucht man den
engen Kontakt zu den Rebellen und verfährt dabei in gewohnter Weise:
Das Völkerrecht wird grob missachtet, das Schicksal von afrikanischen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|