BERLINER MORGENPOST: Dynamik, die Berlin nicht vorwärtsbringt - Leitartikel
Geschrieben am 24-06-2011 |
Berlin (ots) - Was nützt die beste Dynamik, wenn es nicht wirklich
vorwärtsgeht. Das Länder-Ranking 2011, vorgelegt von der Initiative
Neue Marktwirtschaft und der "Wirtschaftswoche", zeigt dieses Dilemma
besonders deutlich am Beispiel Berlin. Hinter Brandenburg rangiert
Berlin im Zeitraum 2007 bis 2010 im bundesweiten Vergleich der
regionalen dynamischen Entwicklung auf Rang zwei. Toll. Aber viel
kaufen können sich die Berliner dafür nicht. Denn im sogenannten
Bestands-Ranking steht Berlin auf dem vorletzten Platz. Schlimm. Denn
diese Rangfolge - wiederum im bundesweiten Vergleich - berücksichtigt
die Arbeitslosenquote, die Arbeitslosengeld-II-Quote und das
Wohlstandsniveau. Da kann Berlin gerade noch Sachsen-Anhalt hinter
sich lassen. Eine Bilanz, mit der sich weder die rot-rote Koalition
im Wahlkampf rühmen noch der Regierende Bürgermeister persönlich
empfehlen kann. Zumal die hunderttausend neuen Arbeitsplätze in
Berlin, mit denen Wowereit (SPD) und Wolf (Linke) zu protzen
belieben, in der Mehrzahl im Niedriglohnsektor angesiedelt sind. Mehr
Hoffnung auf eine bessere Zukunft als dieses Ranking weckt eine
Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Sie sieht Chancen, dass
Berlin in den nächsten zehn Jahren eine halbe Million durchweg
hochwertiger Arbeitsplätze neu aufbauen kann. Die vom Senat ähnlich
definierten Wachstumspotenziale liegen in den Bereichen
Elektromobilität, Gesundheit, Informationstechnologie und Tourismus.
Für einen Qualitätssprung gibt es allerdings eine Voraussetzung:
Berlin muss seine Potenziale endlich nutzen. Allein sie zu
beschreiben nutzt wenig. Der Senat muss zielgerichtet planen und darf
nicht länger nur von den Stärken der Stadt (Wissenschaft, Forschung,
Infrastruktur, Gewerbeflächen, Freizeit) reden. Als beispielsweise in
dieser Woche die erste Investorenkonferenz zum Standort des im
nächsten Jahr zu schließenden Flughafens Tegel tagte, war das
Entsetzen der Teilnehmer aus der Wirtschaft, dabei unter anderem der
Weltkonzern Siemens, groß. Ihr Urteil: keine Vision für das künftige
Profil Tegels, kleinkariert, zu abstrakte, auch provinzielle Planung,
fehlender internationaler Ansatz, um ausländische Investoren zu
gewinnen. So sind vorhandene Potenziale nicht in wirtschaftliches
Wachstum umzusetzen. Auch im Fall Tempelhof verdichtet sich der
Eindruck, eine reine Kleingartenkolonie wäre dem Senat dort am
liebsten. Erst kürzlich übrigens hat sich Siemens bei einer
Großinvestition gegen Berlin entschieden. Oder das Gerede von Berlin
als Modellstadt für E-Mobility. Bislang sind nicht einmal alle großen
deutschen Automobilbauer vom Senat offiziell oder zumindest
inoffiziell zum Mitmachen kontaktiert worden. Und Berlin als
Gesundheitsstadt? Wie der Senat die weltberühmte Charité finanziell
am langen Arm hungern lässt, ist wahrlich keine Werbung, um
international zahlungskräftige Patienten vom Medizinstandort Berlin
zu überzeugen. Dynamik hin, Potenziale her - weil Adlershof nicht
reicht, darf in Berlin von beidem nicht länger nur schwadroniert
werden. Jeder bescheinigt Berlin Chancen. Sie müssen nur endlich
konsequent umgesetzt werden. Das wird die große Herausforderung für
einen neuen Senat.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
339308
weitere Artikel:
- RNZ: "Dagegen-Basis" - Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert den anstehenden Grünen-Parteitag Heidelberg (ots) - "Inhalte spielen eine Rolle, eine wichtige,
doch ebenso der Glaube daran, dass sie durchgesetzt werden. Um dieses
Profil zu schärfen, ist die Komplettverweigerung der falsche Weg.
Nicht "Anti-Atomkraft" wäre fortan Markenzeichen, sondern es bliebe
nur das "Anti"."
Von Sören Sgries
Die Grünen sind die Dagegen-Partei. Gegen diesen immer
wiederkehrenden Vorwurf versucht die Parteispitze mit aller Macht
anzugehen - und muss jetzt selbst erleben, wie viel "Dagegen" die
Basis bereit hält. Mit Spannung darf mehr...
- Rheinische Post: Ein Fußballfest
Kommentar Von Robert Peters Düsseldorf (ots) - Deutschland feiert wieder ein Fußballfest. Das
ist sicher. Denn die Stadien werden bei der Frauen-Weltmeisterschaft
angenehm gefüllt sein. Niemand muss Angst vor Hooligan-Horden haben,
die sich im Umfeld der Männer-Spiele so gern ins Scheinwerferlicht
schlagen. Und auf dem Rasen wird es überwiegend ziemlich fair
zugehen. Man tut der Veranstaltung jedoch keinen Gefallen, wenn
gleich das nächste Sommermärchen heraufbeschworen wird. Das gab es
nur einmal, 2006, als sich ein ganzes Land vor den Augen der Welt neu
erfand mehr...
- Rheinische Post: WestLB zwischen Pest und Cholera
Kommentar Von Georg Winters Düsseldorf (ots) - Man mag darüber klagen, dass wieder der
Steuerzahler das Portemonnaie für die WestLB aufmachen muss; darüber,
dass auf Dauer viele Mitarbeiter der Bank ihren Job verlieren werden,
dass die Zerlegung der Landesbank mit all ihren Folgen ein neuer
Schlag für den Finanzplatz Düsseldorf ist. Aber es hätte, so grotesk
das anmutet, schlimmer kommen können. Es gab die Wahl zwischen Pest
und Cholera - zwischen der Abwicklung der Bank mit zweistelligen
Milliardenkosten und der deutlich billigeren Aufspaltung wie jetzt
geplant. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Ölreserven Halle (ots) - Die strategischen Ölreserven des Westens werden
erstmals ohne große Not auf den Markt geworfen. Das ist taktisch
betrachtet zunächst eine hektische Rettungsaktion für die
US-Wirtschaft. Die expansive Geldpolitik der Zentralbank hilft nicht
mehr, weitere Konjunkturpakete sind nicht durchzusetzen. Da blieb
US-Präsident Barack Obama nur der Rückgriff auf eine mit Öl gefüllte
Konjunkturspritze - und die anderen Industriestaaten zogen mit. Die
USA verbrauchen weit überproportional viel Energie, deshalb wird es
ihnen am mehr...
- WAZ: Teures Trauerspiel. Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Mit der Abwicklung der WestLB findet ein besonders
lehrreiches Kapitel deutscher Bankengeschichte sein unrühmliches
Ende. Der Staat versuchte sich als Finanzjongleur, am Ende aber
haften die Steuerzahler mit Milliarden und Tausende von Mitarbeitern
nach quälenden Monaten der Ungewissheit mit ihrer beruflichen
Perspektive. Das ist bitter.
Lange galt die WestLB als erste Adresse des öffentlich-rechtlichen
Bankensektors. Der Landesregierung diente das lange einflussreiche
Düsseldorfer Geldinstitut als Instrument der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|