Mitteldeutsche Zeitung: Linkspartei
Antisemitismusdebatte in der Fraktionssitzung endet im Eklat
Geschrieben am 29-06-2011 |
Halle (ots) - Der Vorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, hat
während der jüngsten Fraktionssitzung am Dienstagabend einen Eklat
ausgelöst. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche
Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). Nach Teilnehmerangaben begann Ernst
gegen Ende der Debatte über Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Partei
rumzubrüllen. Dem sächsischen Abgeordneten Michael Leutert sprach er
das Recht ab, sich in der Sache überhaupt noch zu äußern. Dieses
Recht komme ihm bei seiner Lebensleistung nicht zu. Anlass waren
Äußerungen Leuterts im "Tagesspiegel". Dort hatte er gesagt: "Ich
würde mir wünschen, dass Herr Ernst sachlicher auf ernstzunehmende
Einwürfe reagiert. Der Tonfall war nicht angemessen." Der Vorsitzende
des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, hatte der Linkspartei
zuvor in einem kritischen, aber dennoch wohlmeinenden Zeitungsbeitrag
ein Antisemitismus-Problem attestiert - und war daraufhin von Ernst
ermahnt worden, "die Niederungen der Parteipolitik" zu verlassen.
Nach der Attacke von Ernst auf Leutert verließen etwa 20 Abgeordnete
aus Verärgerung den Saal. Der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi
kritisierte den Parteichef sinngemäß mit den Worten, so gehe das
nicht. Ein Teilnehmer sagte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Damit hat
sich Ernst als Vorsitzender abschließend desavouiert." Dieser steht
seit geraumer Zeit in der Kritik und schrieb noch am Dienstagabend
eine E-Mail an die Fraktion, in der er sich nach Angaben von
Fraktionsmitgliedern mehr oder weniger entschuldigte. Aus der
Fraktion verlautet, die insgesamt vierstündige Antisemitismus-Debatte
sei über weite Strecken zivilisiert und vernünftig verlaufen. Mit dem
Auftritt von Ernst sei sie dann völlig eskaliert.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
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