FZ: Pleite nur aufgeschoben
Kommentar der Fuldaer Zeitung zu Griechenland
Geschrieben am 29-06-2011 |
Fulda (ots) - In der griechischen Tragödie beginnt der nächste
Akt: Mit knapper Mehrheit hat das Parlament sich gegen den sofortigen
Staatsbankrott entschieden. Das Ja zum drakonischen Sparkurs, der von
den Euro-Partnern und der globalen Finanzfeuerwehr IWF diktiert wird,
ebnet den Weg für weitere Milliardenhilfen. Die Staatspleite ist
damit zwar nicht abgewendet, doch verschafft das Votum allen Akteuren
zumindest ein wenig Luft auf der Suche nach einer halbwegs
praktikablen Lösung der Schuldenkrise. Mehr aber auch nicht.
Bemerkenswert ist, dass sich ausgerechnet die Sozialisten nicht vom
Belagerungszustand in Athen beeindrucken ließen und nahezu
geschlossen für das Spardiktat stimmten. Die Konservativen hingegen,
die mit Tricks und Täuschen einst die Aufnahme in die EU erreichten
und über mehrere Legislaturperioden hinweg am staatlich organisierten
Schlamassel mitgewirkt haben, hätten das Land lieber in die Insolvenz
entlassen, statt sich der Verantwortung für eigenes Versagen zu
stellen. Ob die Verweigerer überhaupt begriffen haben, dass es für
die Hellenen um Alles oder Nichts geht? Angesichts dieses Verhaltens
muss es schon beinahe als Segen betrachtet werden, dass Griechenland
auf absehbare Zeit nur noch eine eingeschränkt handlungsfähige
Demokratie ist, deren Volksvertreter sich bis auf Weiteres dem Diktat
ihrer Geldgeber beugen müssen. Doch mit Geld allein ist es nicht
getan, wie der Misserfolg seit dem Schnüren des ersten Hilfspakets im
Umfang von 110 Milliarden Euro lehrt. Auch weitere 120 Milliarden
bringen die Griechen nicht nach vorn, denn die Überweisungen wandern
restlos in die Kassen von Banken und Versicherungen sowie
Finanzhaien, die noch aus jeder Krise Profit geschlagen haben. Um den
Griechen eine Perspektive aufzuzeigen, muss nicht nur aufgeräumt
werden mit Korruption und Vetternwirtschaft. Sondern statt wie in der
Vergangenheit mit EU-Fördermitteln sinnlos in Prestigeprojekte zu
investieren, muss eine Art Marshallplan her, damit das Land
wettbewerbsfähiger wird. Handel und Tourismus brauchen neue Impulse.
Also genau das Gegenteil dessen, was jetzt passiert. Um die
Trendwende zu schaffen und sich aus dem immer tiefer werdenden
Schuldensumpf zu befreien, dürfte am Ende ein Schuldenschnitt
unumgänglich sein. In der Privatwirtschaft wäre eine Insolvenz schon
längst eingeleitet worden. Doch dieser Schnitt wird umso härter, je
länger die griechische Tragödie andauert. Das Ende des Euro muss das
nicht bedeuten - wenn alle, die bisher von der griechischen
Kreditorgie profitiert haben, mit ins Boot geholt werden.
Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Christof Völlinger
Telefon: 0661 280-334
christof.voellinger@fuldaerzeitung.de
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