Börsen-Zeitung: Auf der Suche nach Richtung, Marktkommentar von Georg Blaha
Geschrieben am 08-07-2011 |
Frankfurt (ots) - Der Euro müsse immer noch als eine starke
Währung betrachtet werden, fasste ein Analystenkommentar die
derzeitige Verfassung der Gemeinschaftswährung zusammen. Diese
Einschätzung steht im Kontrast zur Untergangsstimmung, die sich
mancherorten bezüglich der Währungsunion einzustellen scheint. Sie
steht auch im Kontrast zu den immer zahlreicher werdenden Problemen
in den Peripheriestaaten der Eurozone. Kaum dass sich eine leichte
Entspannung um Griechenland einstellte, brachte die Herabstufung der
Kreditwürdigkeit Portugals durch die Ratingagentur Moody's in der
beendeten Woche wieder Unsicherheit, auf die die Marktteilnehmer
reagierten.
Doch die Stärke des Euro ist eine unbestreitbare Tatsache. Ein
Niveau von 1,43 Dollar ist angesichts der Probleme der Eurozone ein
kräftiger Aufschlag auf den als fairen Wert geltenden Level von 1,20
Dollar. Seit Jahresbeginn hat das Gemeinschaftsgeld gegenüber allen
Hauptwährungen zugelegt oder sich stabil gehalten. Zur US-Devise war
ein Gewinn von 6,5% zu verzeichnen, zum britischen Pfund waren es
4,1%. Die einzige Ausnahme war der Schweizer Franken, zu dem der Euro
gut 4% verloren hat.
Wendepunkt
Das Marktsentiment scheint - noch - gegen den Greenback zu laufen.
Die Frage ist nun, wie lange der Euro vor dem Hintergrund der mal
schwelenden, mal aufflammenden Schuldenkrise seine Stärkephase noch
fortsetzen kann. Die Gemeinschaftswährung ist auf der Suche nach
einer neuen Richtung. Noch ist diese nicht deutlich zu sehen, doch es
könnte sich herausstellen, dass die Zinssitzung der Europäischen
Zentralbank (EZB) in der beendeten Woche als Wendepunkt im
Jahresverlauf gelten wird.
Die Aufwertung des Euro im ersten Halbjahr war klar auf die
Erwartung steigender Zinsen im Euroraum zurückzuführen. Schon bevor
die EZB im März das erste Signal für den Einstieg in den
Zinserhöhungszyklus gab, hatte der Markt auf steigende Raten gesetzt
und dem Euro steigende Kurse beschert - trotz zunehmend schlechter
Nachrichten aus der Peripherie. Die Zinsdifferenz zwischen Eurozone
und anderen wichtigen Währungsräumen hat sich mittlerweile
beträchtlich ausgeweitet. Während der Drei-Monats-Euribor bei 1,593%
liegt, notiert der Drei-Monats-Libor in Pfund bei 0,82625% und der
Drei-Monats-Libor in Dollar sogar nur bei 0,24605%. Da im
Jahresverlauf weitere Zinsschritte der EZB wahrscheinlich sind und
die Notenbanken in Großbritannien und in den USA aber frühestens 2012
folgen werden, sollten Anlagen in Euro an Attraktivität gewinnen und
die Euro-Notierungen weiter steigen. Ein Kursfeuerwerk blieb nach dem
Notenbankentscheid vom Donnerstag aber aus. Der Euro legte zwar zu,
aber erst als die Zentralbank bekannt gab, den Sicherheitenrahmen für
portugiesische Staatsanleihen auszusetzen - was Marktteilnehmer
offenbar als Verschnaufpause für Portugal zur Lösung seiner
Schuldenprobleme interpretierten.
Als trendbestimmender Treiber für die Euro-Notierungen dürften
Zinsfantasien bzw. die sich ausweitende Zinsdifferenz ausgedient
haben. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat zwar mit seiner Formulierung,
dass die Notenbanker die Inflationsrisiken der Eurozone angesichts
einer Teuerungsrate von 2,7% "genau beobachten", und mit anderen
Schlüsselwörtern Signale gegeben, dass die Raten im vierten Quartal
steigen werden. Dass die Marktteilnehmer eher früher als später, also
schon im Oktober, mit dem nächsten Zinsschritt rechnen, zeigt sich an
den Geldmarktsätzen der Eurozone, die am Freitag nach der EZB-Sitzung
deutlich in allen Laufzeiten anzogen. Als Kurstreiber dürften ab
jetzt wieder stärker die Sorgen um eine Eskalation der europäischen
Schuldenkrise in den Vordergrund rücken. Zwar gilt der Euro bis zum
Niveau um 1,40 Dollar als gut unterstützt. Bei einer weiteren
Ausbreitung der Krise nach Spanien oder Italien könnte der Euro in
Richtung 1,30 Dollar fallen. Das ist allerdings immer noch weit
entfernt vom Tief von 1,1875 Dollar, das die Gemeinschaftswährung im
ersten Teil der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010 markiert hatte.
Zu optimistisch
Vor dem Hintergrund einer sich verlangsamenden Konjunktur der
Eurozone - die auch die EZB feststellte - scheinen die Kursziele
einiger großer Banken von 1,50 Dollar und mehr zum Jahresende zu
optimistisch, trotz der Schuldenprobleme der USA, die gleichfalls
einer Lösung harren. Noch sucht der Euro nach einem Trend. Mehr
Klarheit bringen neue Konjunkturdaten aus der Eurozone wie aus den
USA. Die Suche nach Richtung könnte durchaus mit "Abwärts"
beantwortet werden.
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