Web 2.0 ist für die Privatanleger kein Thema / Privatanleger vertrauen Finanzinformationen aus sozialen Netzwerken wenig / Bankberater und Tageszeitung weiterhin wichtigste Informationsquellen
Geschrieben am 14-07-2011 |
Frankfurt (ots) -
Die Privatanleger in Deutschland nutzen das Internet zwar sehr
intensiv, um sich über die Finanzmärkte und Investmentprodukte zu
informieren. Dabei greifen sie aber vor allem auf die klassischen
Informationsangebote im Netz zurück. Im Hinblick auf die sozialen
Netzwerke des Web 2.0 herrscht hingegen Skepsis. Lediglich 15 Prozent
der Privatanleger vertrauen einem Rat zum Thema Geldanlage, den sie
über diesen Weg erhalten. Das ermittelte eine repräsentative Umfrage
von TNS Infratest im Auftrag der DZ BANK. Sie verdeutlicht zudem:
Trotz des Internets und der zunehmenden Nutzung von Online-Banking
bleiben die Tageszeitungen und die Anlageberater der Banken mit
weitem Abstand die am häufigsten genutzte Informationsquelle der
privaten Investoren.
Insgesamt gaben in der Umfrage 72 Prozent der Privatanleger an,
sich mit Hilfe von Tageszeitungen über Anlagethemen zu informieren.
Das waren zwar etwas weniger als noch vor einem Jahr (April 2010: 75
Prozent). Dennoch sind die Tageszeitungen damit unverändert das
führende Informationsmedium für die deutschen Privatanleger. Auf das
Know-how der Anlageberater ihrer Bank greifen 71 Prozent der
Befragten zurück. Damit hat der persönliche Kontakt zu den Beratern
wieder deutlich an Bedeutung gewonnen. Vor zwölf Monaten hatten
lediglich 64 Prozent der Befragten erklärt, sie würden ihren
Anlageberater zu Rate ziehen.
"Ganz offensichtlich schenken die Anleger ihren Anlageberatern
wieder mehr Vertrauen als noch zu Zeiten der Finanzkrise. Dem
persönlichen Kontakt zwischen den Beratern und ihren Kunden kommt
damit zunehmend wieder die Bedeutung zu, die er über viele Jahre
hinweg hatte", kommentiert Peter Schirmbeck, Leiter
Privatkundengeschäft der DZ BANK. "Daran konnte auch die rasante
Entwicklung des Web 2.0 nichts ändern."
Jeder zweite Anleger nutzt lieber die Websites von Banken
Auch das Internet wird für die Privatanleger immer wichtiger. 53
Prozent informieren sich über Onlineangebote von Finanzdienstleistern
und Banken. 43 Prozent greifen auf die Websites von Verlagen oder auf
andere Nachrichtenseiten zurück. Web 2.0-Dienste wie etwa Facebook
oder Twitter sind aber für gerade zehn Prozent der Anleger relevant,
um sich über Anlagethemen zu informieren.
Dabei zeigen sich die Anleger gegenüber den Web 2.0-Angeboten
generell durchaus aufgeschlossen. So bewerten drei Viertel
insbesondere den Meinungsaustausch unter Anlegern als großen Vorteil
von Social-Media-Kanälen. Etwa die Hälfte findet, dass die
Informationen durch die Plattformen transparenter werden oder
schätzen den Einfluss, den diese verleihen, etwa um Kritik zu
verstärken.
Bücher und Reisen: ja - Finanzen: nein
In krassem Widerspruch dazu steht allerdings das Vertrauen, das
die Anleger in diese Dienste haben. So sagt jeder Zweite: "Solche
Plattformen liefern keine zuverlässigen Informationen für Anleger".
Bei den 18 bis 29jährigen sind sogar 77 Prozent dieser Meinung.
Insgesamt schätzt die Hälfte der Anleger die klassischen
Finanzportale sowie die Internetseiten der Finanzdienstleister als
hilfreicher ein. Und nur 15 Prozent der Befragten verlassen sich auf
eine Finanzempfehlung aus den sozialen Netzwerken. Zum Vergleich:
Über 70 Prozent vertrauen einer Web 2.0-Empfehlung, wenn es um ein
Buch geht.
Ganz im Gegensatz zum allgemeinen Trend haben die
Social-Community-Plattformen bei den Anlegern innerhalb der
vergangenen 12 Monate sogar an Renommee eingebüßt. Damals waren noch
19 Prozent der Anleger der Meinung, dass sie einem
Finanzprodukt-Ratschlag aus dem Web 2.0 Vertrauen schenken würden.
Zwiespältig bewerten die Anleger die weitere Entwicklung. Zwar
sind drei Viertel überzeugt, dass die Nutzung von sozialen Netzwerken
beim Thema Geldanlage zunehmen wird. Doch bei aller Euphorie über die
Möglichkeiten des Web 2.0 sind nur vier Prozent der Anleger selbst
aktiv und stellen eigene Beiträge oder Bewertungen ins Internet. Ihr
Anteil dürfte auch künftig kaum zulegen. Nur drei Prozent der
Befragten können sich vorstellen, Mitglied einer Community zu werden.
Bei den 18 bis 29jährigen sind es mit fünf Prozent nicht wesentlich
mehr.
Jeder zweite Anleger nutzt Online-Banking - hohe Anforderungen an
Web 1.0
Dass klassische Bankdienste des "alten" Web 1.0
Steigerungspotenzial haben, davon sind 72 Prozent der Befragten
überzeugt. Die Bankfilialen werden deshalb aber nicht überflüssig.
Selbst unter denjenigen, die von einer zunehmenden Nutzung des
Online-Banking ausgehen, glauben 80 Prozent nicht, dass dieses den
Service vor Ort ablösen wird. Derzeit erledigen 55 Prozent der
Anleger ihre Bankgeschäfte auch am Computer. Die wichtigste
Anforderung der Befragten an die Internetpräsenz einer Bank ist der
schnelle Zugang zu Informationen. Gleich dahinter rangiert die
Kontaktmöglichkeit zu einem persönlichen Bankberater. Das ist 72
Prozent der Anleger wichtig. Detaillierte Produktinformationen
wünschen sich zwei Drittel der Befragten, 42 Prozent erwarten Tools
zur Finanzplanung, jeder Dritte Transaktionsmöglichkeiten und Mobile
Banking. Mit seinem Bankberater über Web 2.0 kommunizieren zu können,
ist jedoch nur für 12 Prozent von Interesse.
"Die Bankkunden ziehen nicht mit wehenden Fahnen ins Web 2.0,
sondern erwarten hochwertige Dienste ihrer Bank im Web 1.0", fasst
Schirmbeck das Ergebnis der Studie zusammen. Dabei sind keine
wesentlichen Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Altersklassen
zu erkennen. Die Trennlinie wird zwischen den Beratungskunden und den
selbstentscheidenden Anlegern gezogen. Insbesondere Selbstentscheider
müssen die Möglichkeit erhalten, unter ähnlich professionellen
Bedingungen zu agieren wie institutionelle Kunden."
Die Daten wurden in der Zeit vom 24. bis zum 31. Mai 2011 im
Rahmen einer telefonischen Umfrage von TNS Infratest erhoben. Die
Stichprobe von 1072 ist repräsentativ für anlage-affine Personen in
der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren.
Pressekontakt:
Silvia Conesa
Pressesprecherin
Tel.: +49 69 7447-90568 silvia.conesa@dzbank.de
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