BERLINER MORGENPOST: Charité könnte zum Vorbild werden
Joachim Fahrun über die Pläne, mit dem Bund ein Berliner Zentrum für Spitzenforschung zu etablieren
Geschrieben am 02-08-2011 |
Berlin (ots) - Normalerweise neigen Organisationen dazu, ihre
Eigenständigkeit mit aller Macht zu verteidigen. Umso bemerkenswerter
ist, dass zwei Leuchttürme der deutschen Forschungslandschaft sich
ernsthaft auf den Weg begeben haben, zum Wohle eines besseren Ganzen
zu verschmelzen und dabei natürlich auch eigene Kompetenzen
abzugeben. Was die Universitätsklinik Charité und das
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Biologie vorhaben, ist deshalb
bahnbrechend für die immer noch zersplitterte deutsche
Forschungsstruktur. Überzeugend klingen die Argumente für einen
Zusammenschluss, der bereits in diversen gemeinsamen
Forschungsprojekten und Instituten Gestalt annimmt. Die Forscher am
MDC erzielen rasante Fortschritte dabei, die Grundlagen von
Volkskrankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Nervenleiden zu
entschlüsseln. Um diese Resultate schneller für Patienten und
Anwendung nutzbar zu machen, wäre es sinnvoll, noch näher an die
klinische Forschung an der Charité und deren riesigen Patientenpool
heranzurücken. Würden die Ressourcen gebündelt, entstünde eine
Adresse, die den Vergleich mit internationalen
Top-Forschungsstandorten in den USA nicht muss. Natürlich wäre der
Berliner Senat froh, die kostenträchtige Charité auf elegante Weise
loszuwerden. Der Investitionsbedarf an den drei Standorten geht in
die Milliarden, sehr viel für ein klammes Land, das unter dem Druck
der Schuldenbremse wirtschaften muss. Bei dem Plan für eine
"Bundesklinik" geht es aber um mehr als den üblichen Ruf der Berliner
nach Bundeshilfe. Deutschland insgesamt muss sich überlegen, wie in
Zukunft wissenschaftliche Spitzenklasse bezahlt werden soll. Noch
pumpt die Bundesregierung über die Exzellenzinitiative Milliarden in
die Elite-Unis. Andere Wege, um die Länder mit ihren Hochschulen zu
unterstützen, haben sich die Politiker mit ihrer Föderalismusreform
verbaut. Wenn aber 2017 die Exzellenzinitative ausläuft, stellt sich
nicht nur in Berlin die Frage, wie die aufgebauten Exzellenzcluster
und Forschungsbereiche weiter bezahlt werden sollen. Vor allem die
Südländer Baden-Württemberg und Bayern werden feststellen, dass ihre
Universitäten die größten Einbußen verkraften müssen, die auch ihre
Landeshaushalte kaum werden ausgleichen können. Diese Perspektive
muss auch bei strengen Verfechtern des Bildungsföderalismus zum
Umdenken führen. Ein Engagement der Bundesregierung für die
wichtigste Zukunftsfrage des Landes, wissenschaftliche Innovation,
darf nicht aus Prinzipienreiterei verhindert werden. In Berlin
besteht die Chance, mit der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum ein
Modell künftiger Zusammenarbeit zu erproben. Zwei Dinge dürften
jedoch sicher sein: Billiger wird es für den Senat nicht werden, denn
der Bund wird sich hüten, auf diesem Weg Berliner Haushaltslöcher zu
stopfen. Und eine tiefere Kooperation mit dem städtischen
Klinikkonzern Vivantes kommt für eine angestrebte Elite-Einrichtung
kaum infrage. Wer in der internationalen Spitzenklasse der
medizinischen Forschung mitspielen möchte, muss sich klar für den Weg
der Exzellenz entscheiden. Für Berlins Zukunft wäre das ein wichtiges
Signal.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
345384
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Pflege Bielefeld (ots) - Deutschland altert. Diese Erkenntnis ist nicht
neu, wird von der Politik aber gerne verdrängt. Die bereits im
vergangenen Dezember vom Gesundheitsministerium vorausgesagte
Erhöhung des Pflegebeitragssatzes von 1,95 auf 2,1 Prozent bis zum
Jahr 2014 reicht dauerhaft keinesfalls aus. Abermals schreibt die
Politik einen Wechsel auf die Zukunft, für den die Jungen von heute
zahlen müssen. Die Einrichtung eines Kapitalstocks für die
Pflegeversicherung mag die Lasten für die Zukunft mindern. Doch das
Geld dafür muss mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien Bielefeld (ots) - Syrien ist nicht Libyen. Muammar al-Gaddafi war
und ist ein simpler gewalttätiger Tyrann. Wenn der Kopf fällt, fällt
das Regime. In Damaskus sind die Verhältnisse komplizierter. Hafiz al
Assad, der Vater des jetzigen Diktators Baschar al-Assad, hatte über
die Jahre ein System von Geheimdiensten aufgebaut, deren Kompetenzen
sich überlappten, so dass sie sich vor lauter Misstrauen gegenseitig
kontrollierten - und Assad über alles Bescheid wusste. Sein Sohn hat
das System noch verfeinert und außer einigen zusätzlichen mehr...
- Rheinische Post: Chaos vorm Urlaub Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Maximilian Plück:
Ein Fluglotsenstreik zur Hauptreisezeit - das ist der Alptraum für
Flughäfen, Airlines, Reiseveranstalter und den Reisenden selbst.
Durch den angedrohten Arbeitskampf hat die GdF viele Urlauber unnötig
verunsichert. Doch Kritik ist auch am Verhalten der Arbeitgeber
angebracht: Dass sie zunächst den Streik per einstweiliger Verfügung
stoppen wollen, verschärft die Unsicherheit. Denn so mancher Reisende
wird sich fragen, ob bei einer ablehnenden Haltung der Richter der
Urlaubsauftakt mehr...
- Lausitzer Rundschau: Verbal und total
Geißler und der Goebbels-Vergleich Cottbus (ots) - Mit Nazi-Vergleichen haben sich bundesdeutsche
Prominente noch nie einen Gefallen getan. Erinnert sei an Helmut
Kohl, der Michael Gorbatschow mit NS-Propaganda-Minister Joseph
Goebbels in einen Topf warf, oder an Herta-Däubler Gmelin, die den
damaligen US-Präsidenten George Bush mit Adolf Hitler verglich,
weshalb sie sogar als Bundesjustizministerin zurücktreten musste.
Auch Heiner Geißler hatte sich in seiner Amtszeit als
CDU-Generalsekretär auf dieses Glatteis begeben und die
Friedensbewegung mit Auschwitz vermengt. mehr...
- RNZ: Doppelmoral - Kommentar zu Syrien Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier
Die Welt schaut entsetzt nach Syrien, wo Machthaber Assad die
Aufstände in seinem Land blutig niederschlagen lässt. Doch Angst,
dass der Hilferuf der Opposition ein internationales Echo auslöst,
muss der syrische Diktator wohl trotz der brutalen Gewalt gegen das
eigene Volk nicht haben. Denn noch halten Russland und China - die
schon aus eigenem Interesse eine Einmischung der Vereinten Nationen
in innere Angelegenheiten stets skeptisch sehen - ihre schützende
Hand über das Regime. Aber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|