Rheinische Post: Die Börse ist ein ängstliches Huhn
Geschrieben am 08-08-2011 |
Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Sven Gösmann:
Liveticker von den Börsen, hektisch verschickte Kommuniqués,
Tremolo in den Stimmen der TV-Reporter - die Irrationalität der
Finanzmärkte droht auf die Realwirtschaft überzugreifen, nachdem sie
die weltweit mit der Wahlkampfdroge aufgeputschte Politik in den
Schwitzkasten genommen hat. Als hinge die Leistungsbilanz der Welt
ausschließlich an der Fieberkurve von Dow Jones und Dax, erhebt sich
das Gegacker der professionellen Analysten - der Börsianer als
ängstliches Huhn. Natürlich gibt es eine Krise, natürlich handelt die
Politik widersprüchlich, natürlich handelt die Europäische
Zentralbank wider die Lehrbuchweisheit, wenn sie Staatsanleihen
aufkauft. Aber die Kennzahlen sind nicht nur in Deutschland gut. Die
USA haben ein staatliches Schuldenproblem, die US-Bürger jedoch sind
wohlhabender denn je. Und dass die USA ihren Status als
Wirtschafts-Supermacht mit dem aufstrebenden China teilen müssen, ist
kein Ergebnis dieser Krise, sondern ausgleichender Effekt der
Globalisierung. Viele Manager exportstarker Dax-Konzerne analysieren
diese Trends ruhiger als die Börse. Einer der Bosse hat ein schönes
Plakat in seinem Büro. Der Text: "Keep calm and carry on!" -"Ruhig
bleiben und weiter machen!" Die britischen Behörden druckten es 1939
für den Fall einer deutschen Invasion. Der Ernstfall blieb aus, die
Botschaft blieb gültig.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
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