Weniger bleibt mehr - Unternehmen sehen kaum Nutzen in geänderter Abschlussdarstellung
Geschrieben am 29-08-2011 |
Frankfurt am Main (ots) - Die tiefgreifenden Änderungsvorschläge
des IASB (International Accounting Standards Board) zur
Abschlussdarstellung stoßen bei deutschen Unternehmen auf große
Vorbehalte. Während sich die Initiatoren des Projekts "Financial
Statement Presentation" (FSP) von detaillierteren Angaben und einer
einheitlichen Darstellung in Bilanz, Gesamtergebnis- und
Cashflow-Rechnung eine bessere Information der Kapitalmarktakteure
erwarten, sehen die Unternehmen kaum einen Erkenntnisgewinn. Das
zeigt die Studie "Das Financial-Statement-Presentation-Projekt: Viel
Aufwand, wenig Nutzen?" der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC. An der Befragung zwischen Februar und Mai
2011 beteiligten sich 36 Unternehmen, darunter acht DAX- und 10
MDAX-Unternehmen.
"Die Grundprinzipien des Umstellungsprojekts finden bei den
Unternehmen durchaus Zuspruch. Im Detail stehen aber Aufwand und
Nutzen der vorgeschlagenen Änderungen nach Ansicht der Befragten in
einem klaren Missverhältnis. Das betrifft insbesondere die vom IASB
vorgesehene direkte Darstellung des operativen Cashflow", kommentiert
Guido Fladt, der bei PwC Deutschland die Grundsatzabteilung für
Fragen der Rechnungslegung leitet.
Mit dem FSP-Projekt haben sich bislang vor allem die
börsennotierten Unternehmen befasst. Hier ist das Projekt gut 70
Prozent der Umfrageteilnehmer "sehr gut bekannt" oder "gut bekannt".
Lediglich vier Prozent der Befragten wissen nach eigenen Angaben kaum
etwas über die vorgeschlagene Umstellung. Befragte aus
nicht-börsennotierten Unternehmen haben sich hingegen bislang
deutlich seltener mit den diskutierten Änderungen auseinandergesetzt:
Hier gibt nur jeder Vierte an, das Projekt sehr gut oder gut zu
kennen, 17 Prozent sind die Vorschläge "kaum bekannt" und 16 Prozent
sogar "unbekannt".
Zweifel am Sinn des Projekts
Zweifel am Sinn des Projekts haben allerdings auch die
börsennotierten Unternehmen, die sich schon intensiver mit der
Materie befasst haben. Auf einer Skala von null ("nicht sinnvoll")
bis vier ("sehr sinnvoll") bewerten die Befragten die vorgesehenen
Änderungen mit der Durchschnittsnote 1,6. Vor allem die direkte
Darstellung des operativen Cashflow ist nach Einschätzung der
Befragten aus börsennotierten Unternehmen "wenig sinnvoll".
Dass das IASB das Kohäsionsprinzip stärken will und daher die
Struktur in der Darstellung der drei wesentlichen Rechenwerke des
Abschlusses stärker vereinheitlicht werden soll, halten die
Unternehmen hingegen zumindest für "teilweise sinnvoll". Am besten
schneidet auf einer Skala von 0 für "nicht sinnvoll" bis 4 für "sehr
sinnvoll" die geplante Umstellung der Gesamtergebnisrechnung vom
Gesamtkosten- auf das Umsatzkostenverfahren mit der Note 2,3 ab.
Dabei ist anzumerken, dass die Befragten aus nicht-börsennotierten
Unternehmen diesen Aspekt deutlich kritischer sehen (Note 1,6) -
wahrscheinlich, weil sie das Umsatzkostenverfahren bislang seltener
anwenden als börsennotierte Unternehmen.
Vereinfachung erwartet
Insgesamt erwartet nur rund ein Zehntel der Befragten (11
Prozent), dass die vom IASB vorgeschlagenen Änderungen im
Wesentlichen auch so verabschiedet werden. Gut die Hälfte der
Unternehmen (53 Prozent) rechnet mit einer teilweisen Umsetzung,
während 14 Prozent nur von der Übernahme sehr weniger Regelungen bzw.
geringer Teile des aktuellen Vorschlags in den finalen Standard
ausgehen. Zu den am häufigsten genannten erwarteten Änderungen zählen
Vereinfachungen bei der direkten Darstellung des operativen Cashflow
(90 Prozent der börsennotierten und 43 Prozent der übrigen Befragten)
sowie eine generell weniger detaillierte Aufschlüsselung der
geforderten Informationen (60 Prozent der börsennotierten und 86
Prozent der übrigen Befragten).
Besonders stark auswirken wird sich das IASB-Projekt zur Änderung
der Financial Statement Presentation nach Einschätzung der Befragten
auf Geschäftsbericht und Kapitalmarktkommunikation, auch IT-Tools und
Konsolidierungssysteme werden als stark betroffen genannt. "Geringe"
Auswirkungen werden für keinen der Bereiche erwartet, nach denen PwC
gefragt hatte.
Trotz der Unsicherheit über den zeitlichen Fortgang des Projekts
haben deshalb bereits zwei Drittel der Unternehmen mit einer ersten
inhaltlichen Voranalyse begonnen oder planen diese für das Jahr 2011.
Eine Projektgruppe hat indes nur knapp jeder fünfte Befragte
eingerichtet, ein ebenso großer Teil der Unternehmen will dies im
laufenden Jahr tun. Mit den Kosten der Umstellung haben sich erst
sechs Prozent der Befragten "intensiv" befasst, weitere 25 Prozent
"wenig". Äußerst unterschiedlich veranschlagten die Unternehmen die
Kosten, die sie durch das Umstellungsprojekt auf sich zukommen sehen.
Die heterogenen Kostenschätzungen deuten darauf hin, dass eine
verlässliche Schätzung derzeit kaum möglich ist.
"Mit der Veröffentlichung eines 'Exposure Draft' wird das
Financial-Statement-Presentation-Projekt wieder an Relevanz für die
Unternehmen gewinnen. Wann mit einem solchen Entwurf zu rechnen ist,
wird der revidierte Arbeitsplan des IASB für die nächsten drei Jahre
zeigen, zu dem das IASB derzeit in einer öffentlichen Konsultation
Stellungnahmen einholt. Aufgrund der möglichen Tragweite des
Projektes für die Unternehmen empfiehlt es sich allerdings, die
Diskussionen im IASB sorgfältig zu beobachten. Die Ergebnisse der
Umfrage bieten Unternehmen eine gute Argumentationsbasis, um sich
gegenüber dem IASB zu äußern", betont Guido Fladt.
Die Studie "Das Financial-Statement-Presentation-Projekt: Viel
Aufwand, wenig Nutzen?" steht zum Download zur Verfügung
www.pwc.de/fsp-projekt
Pressekontakt:
Alexander Hartberg
Tel.: 069 9585-1735
Email: alexander.hartberg@de.pwc.com
www.pwc.de
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