'Börse Online'-Interview mit Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer:
"Wir müssen wieder Vertrauen schaffen"
Geschrieben am 14-09-2011 |
Frankfurt (ots) - Staatsschuldenkrise ist zweiter Teil der
Finanzkrise / Wahrscheinlich Schuldenreduktion durch Reflation /
Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung / Empfehlung, den
Euro-Rettungsschirm EFSF in eine Bank umzuwandeln
Für Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, sind die
aktuellen Reaktionen an den Aktienmärkten die Fortsetzung der Krise.
"Die Märkte sind ein bisschen wie ein Manisch-Depressiver", sagte
Mayer im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe
38/2011, EVT 15. September). Was die Subprime-Kredite für den ersten
Teil der Krise gewesen seien, sei Griechenland für den zweiten.
Inzwischen habe sich die Krise zu einer Staatsschuldenkrise
gewandelt. "Es geht darum, die Verschuldung zurückzuführen."
Mayer zufolge tendiere das ganze System hin zur Schuldenreduktion
über Reflation, weil das die weniger schmerzhafte Variante sei. "Die
Notenbanken werden dafür eingespannt, das Geld so zu vermehren, dass
ein Geldüberhang und letztlich Inflation entsteht", vermutet der
Chefvolkswirt.
Die Rezessionsängste, die sich im Markt breitmachen, seien
wahrscheinlich übertrieben, andererseits aber verständlich. "Das
größte Risiko ist, dass die jetzt noch übertriebenen Ängste
Investoren und Konsumenten erfassen, diese ebenfalls Angst bekommen
und nicht mehr investieren und konsumieren", stellte der Ökonom fest.
Dann würden sich die Ängste der Märkte von selbst erfüllen.
Auf die Frage, wie sich dies vermeiden lasse, antwortet Mayer:
"Wir müssen wieder Vertrauen schaffen." Im Zentrum des Sturms stehe
die Eurokrise. Für sie müsse die Politik endlich Lösungen finden, die
Vertrauen zurückbringen. Die Beschlüsse des Eurogipfels vom 21. Juli
hätten dies nicht geschafft. Erstens sei die Solvenz Griechenlands
mit den beschlossenen Maßnahmen nicht hergestellt - das Land bleibe
insolvent. Zweitens sei unklar, was mit einem Land wie Italien
geschehen solle, das unter normalen Marktbedingungen solvent sei, das
sich aber in einer überschwänglichen Marktphase eine Schuldenlast
aufgeladen habe, die in einem depressiven Marktumfeld nicht mehr
"gerollt" werden könne.
Mayer schlägt vor, die EFSF - den Euro-Rettungsschirm - zu einer
Bank auszubauen. Die könnte dann, falls ihre Finanzmittel nicht
reichen, Kredite von der EZB bekommen. Damit bliebe die EZB eine
Zentralbank, die der Preis- und Finanzmarktstabilität verpflichtet
sei und Kredite nur an eine EU-Institution vergeben würde. "Diese
wäre dafür verantwortlich, dass sich bei einer Intervention die
Regierung, die davon profitiert, auch entsprechend verhält", sagte
Mayer.
Das Problem bei Staatsanleihen-Käufen durch die EZB sei, dass sie
damit den Spaltpilz in die Notenbank trage. "Schon zwei Mal wurden
die deutschen Vertreter im EZB-Rat überstimmt." Strukturell hätten
dort die Südländer die Stimmenmehrheit. "Wenn man die EZB nicht aus
der Staatsschuldenproblematik heraushält, driftet sie möglicherweise
in die Rolle eines Staatsfinanzierers hinein", warnte der
Deutsche-Bank-Chefvolkswirt.
Pressekontakt:
Ludwig Heinz, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien,
Tel.: 0 69/15 30 97 -7 53, Fax: 0 69/15 30 97 -7 99
E-Mail: heinz.ludwig@guj.de
www.boerse-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
352227
weitere Artikel:
- ING-DiBa: Beratung ist für Anleger immer noch kein Selbstläufer / Das Portal finanzversteher.de macht Verbraucher selbst fit in Finanzfragen Frankfurt/Main (ots) - Anleger sollten mehr Eigenverantwortung für
ihre Anlageentscheidungen übernehmen und nicht blind auf
provisionsgetriebene Berater vertrauen. Darauf weist zum dritten
Jahrestag des Zusammenbruchs der US-Investmentbank Lehman-Brothers
die Direktbank ING-DiBa hin. "Selbst über seine Geldanlagen zu
entscheiden, ist auch für Verbraucher ohne spezielles Finanzwissen
möglich", so Pressesprecher Thomas Bieler, "denn bei den allermeisten
Anlageproblemen geht es um recht einfach zu lösende Fragen, wie die
sichere Anlage mehr...
- EANS-Research: Montega AG / JAXX SE: Schleswig-Holstein beschließt eigenes
Glücksspielgesetz - Deutscher Glücksspielmarkt vor Neuordnung --------------------------------------------------------------------------------
Research-News übermittelt durch euro adhoc. Für den Inhalt der Mitteilung
bzw. Research ist der Herausgeber bzw. Ersteller der Studie verantwortlich.
Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte.
--------------------------------------------------------------------------------
Analysten
Utl.: Comment (ISIN: DE000A0JRU67 / WKN: A0JRU6)
Hamburg (euro adhoc) - Der deutsche Glücksspielmarkt steht mehr...
- EANS-News: Raiffeisen Bank International AG / Bericht analog § 95 Abs. 6 iVm §
159 Abs. 2 Z 3 AktG zur geplanten Genehmigung einer weiteren Tranche des "Share
Incentive Program" (SIP) --------------------------------------------------------------------------------
Corporate News übermittelt durch euro adhoc. Für den Inhalt ist der
Emittent/Meldungsgeber verantwortlich.
--------------------------------------------------------------------------------
Unternehmen/Aktienübertragungsprogramm
Wien (euro adhoc) - Veröffentlichung gemäß § 82 Abs. 9 BörseG mit dem
Ziel der europaweiten Verbreitung
Die "Raiffeisen Bank International AG", Wien, FN 122119 m
("Gesellschaft" oder "RBI") hat bereits im Jahr 2005 eine durch mehr...
- UmweltBank emittiert Genussrecht mit 4,0 Prozent Zins p.a. Nürnberg (ots) - Die UmweltBank fördert derzeit über 14.200
Umweltprojekte bundesweit. Um weitere zukunftsfähige Projekte, die
zum Klimaschutz beitragen, finanzieren zu können, emittiert die
UmweltBank ein neues Genussrecht über 5,5 Mio. Euro und baut damit
die Eigenkapitalbasis weiter aus.
Die erfolgsabhängige Verzinsung von 4,0 Prozent p.a. ist für zehn
Jahre und drei Monate festgeschrieben. Nach Ablauf der ersten
Zinsbindung am 31.12.2021 erfolgt die Festlegung des Anschlusszinses
auf Basis einer fünfjährigen Bundesanleihe mehr...
- EANS-Adhoc: Implementation Of Turnaround Measures As Planned / Half-Year Report
of the Precious Woods Group as at 30 June 2011 --------------------------------------------------------------------------------
ad-hoc disclosure transmitted by euro adhoc with the aim of a Europe-wide
distribution. The issuer is solely responsible for the content of this
announcement.
--------------------------------------------------------------------------------
Company Information/Sustainable management and use of tropical
forests and plantations
15.09.2011
Zug/Zurich, 15 September 2011 - The Precious Woods Group succeeded in
further improving operating performance mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Finanzen
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|