Westdeutsche Zeitung: Die Proteste einiger Abgeordneter gegen den Papst sind peinlich =
Von Lothar Leuschen
Geschrieben am 15-09-2011 |
Düsseldorf (ots) - Ja, in Deutschland sind Staat und Kirche strikt
voneinander getrennt. Das hat gute Gründe, ist über Generationen
eingeübt und funktioniert reibungslos. Daran kann auch ein deutscher
Papst nichts ändern. Es gibt auch überhaupt keine Anzeichen dafür,
dass der ehemalige Kardinal Josef Ratzinger das nicht will.
Umso erstaunlicher sind die Reaktionen von Abgeordneten der SPD,
der Grünen und vor allem der Linken auf die geplante Rede von
Benedikt XVI. im Bundestag. Dass gut 100 Mandatsträger das Parlament
verlassen wollen, wenn das Oberhaupt der katholischen Kirche spricht,
ist ein Affront, eine Unverschämtheit und des Deutschen Bundestags
nicht würdig. Da ist auch die im Grundgesetz festgeschriebene
Trennung von Staat und Kirche keine Begründung, weshalb ein
Religionsvertreter am Rednerpult im Parlament nichts zu suchen habe.
Anders verhält es sich mit den Protesten, die in Berlin, Erfurt
und Freiburg zu erwarten sind, wenn der Papst diese Städte besucht.
Einige Positionen des Vatikans zu gesellschaftlichen Fragen sind
zweifelsohne diskussionswürdig. Homosexualität, Zölibat, Frauen in
der Kirche - die Standpunkte des Pontifex sind nicht unbedingt
mehrheitsfähig. Aus diesem Grund muss auch Benedikt XVI. es sich
gefallen lassen, wenn Bürger am Straßenrand bekunden, dass sie dem
Vatikan zum Beispiel in diesen Fragen nicht folgen wollen.
An dieser Stelle unterscheiden sich die politischen Würdenträger
in einem demokratischen System aber von ihren Wählern. Es ist
nachgerade die Pflicht von politischen Entscheidern, sich auch die
Aussagen jener anzuhören, die anderer Überzeugung sind. Dass jeder
Gehör finden kann, ist eines der hervorstechenden und notwendigen
Merkmale einer freien Gesellschaft. Dabei darf es keine Rolle
spielen, welche Funktion jemand ausübt.
Bei all dem Gewese der Abgeordneten ganz links von der Mitte um
den Besuch von Papst Benedikt XVI. drängt sich im Übrigen die Frage
auf, wie sie es gehalten hätten, wenn ein Vertreter des Islam, des
Judentums oder der Dalai Lama höchstselbst vor dem Bundestag sprechen
wollte.
Es muss wirklich nicht jeder im Parlament die Ansichten des
Papstes teilen, aber ihm dort wenigstens zuzuhören, ist eine Frage
des Anstands.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
352615
weitere Artikel:
- WAZ: Das Casino bleibt geöffnet
- Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Der Werteverlust gehört zu den erschreckenden wie
entlarvenden Erkenntnissen dieser Finanzkrise: Milliarden, ach, was
sind schon Milliarden? Euro-Retter aus der Politik, Zocker aus den
Banken, sie haben die Maßstäbe geraubt: Ein 31-jähriger
Investmentbanker hat in der Schweiz 1,5 Milliarden Euro verzockt. Der
Franzose Kerviel hat es aufs Dreifache gebracht. Was soll also die
Aufregung? Klar fragen wir uns drei Jahre nach der Lehman-Pleite, die
uns hat alle in den Abgrund blicken lassen (Peer Steinbrück), ob denn
da keiner mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Sehnsucht nach der Großen Koalition
Professionell regieren
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel ist wahrlich nicht
zu beneiden. Europa ist wegen der Eurokrise am Schlingern und alle
starren auf die Kanzlerin. Merkel hat sich nach vielen Windungen und
Wendungen zu einem Pro-Europa-Kurs durchgerungen. Ihr Weg wird keine
schnellen Erfolge bringen, weil es auf komplizierte Fragen nun mal
keine simplen Antworten gibt. Aber Merkel hat zumindest die richtigen
Ziele formuliert: Für den Euro wird gekämpft und alle 17 Länder in
der Eurozone halten zusammen. Es ist ein Unglück, dass sich gerade mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu EuGH-Urteil zu Väterrechten
Anpassung an die Wirklichkeit
MARTINA HERZOG, BRÜSSEL Bielefeld (ots) - Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
stärkt die Position von Seitensprung-Vätern - richtig so! Denn bisher
haben außereheliche Väter schlechte Karten: Wenn sie ihr (mögliches)
Kind nie kennengelernt haben, die Vaterschaft nicht beweisen können
und die rechtlichen Eltern keinen Kontakt wollen, bleiben sie außen
vor. Diese Regelungen sollen dem Wohl des Kindes dienen: Wen es nicht
kennt, den kann es nicht vermissen. Ob das stimmt? Das ein für
allemal zu entscheiden, haben sich die Straßburger Richter nicht mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Libyen Halle (ots) - Die Zusage des Übergangsrates, "libysche Freunde" -
zu Deutsch: Verbündete im Bürgerkrieg - bei Geschäften mit ihrem
ebenso ölreichen wie investitionsbedürftigen Land zu bevorzugen,
wirft allerdings einen kleinen Schatten auf den Glanz der Wahrer der
Menschenrechte. Er wird ein wenig größer, wenn man sich daran
erinnert, wie Sarkozy Gaddafi 2007 noch ein Atomkraftwerk in der
Wüste aufschwatzen wollte. Dass der Oberst die Zusage nie einlöste,
hat ihn in der Gunst des Franzosen abstürzen lassen. Ein Abgesandter
Washingtons mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu EUGMR-Urteil über Vaterschaft Halle (ots) - Weil sich der Gesetzgeber nicht für die Wahrheit des
Lebens interessierte, sondern für die Fiktion der Heiligkeit der Ehe,
wurde in diesen Fällen die Existenz des leiblichen, des wirklichen
Vaters schlicht bestritten, selbst wenn er seine Vaterschaft
anerkannt hatte. Kein Vaterschaftstest, kein Umgangsrecht mit dem
Kinde sollte das Trugbild der ehelichen Treue und des harmonischen
Zusammenlebens zerstören. "Fictio cessat, ubi veritas locum habere
potest" (Eine Fiktion scheidet aus, wo die Wahrheit Platz greifen
kann). mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|