Projektkritische Gruppe "Juristen zu Stuttgart 21" stellt Strafanzeige gegen Verantwortliche der Deutschen Bahn / "Report Mainz": Bahn wusste detaillierter über Kostensteigerungen Bescheid als bekannt
Geschrieben am 20-09-2011 |
Mainz (ots) - Die projektkritische Gruppe "Juristen zu Stuttgart
21" hat heute eine neue Strafanzeige gegen Verantwortliche der
Deutsche Bahn AG gestellt. Grundlage waren unter anderem Unterlagen,
die das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" recherchiert hatte. Es
handelt sich dabei um vertrauliche, interne Dokumente, geschrieben
von Fachplanern im Auftrag der Deutsche Bahn AG. Sie zeigen, dass die
Bahn schon vor Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung im April
2009 genau wusste, dass wesentliche Posten des Bahnhofneubaus
deutlich teurer werden - so zum Beispiel der Tiefbahnhof um 185
Millionen Euro, der Fildertunnel sogar um 455 Millionen Euro.
Insgesamt ergeben sich nach den "Report Mainz"-Recherchen
Kostensteigerungen von fast einer Milliarde Euro, von denen in der
Finanzierungsvereinbarung im April 2009 keine Rede ist.
Der Baurechtler Peter Löffelmann von der Fachhochschule Stuttgart
ist überzeugt davon, dass die Bahn bei Abschluss des Vertrages diese
Zahlen hätte vorlegen müssen. Er gehört der Gruppe "Juristen zu
Stuttgart 21" an und hält die von "Report Mainz" vorgelegten
Dokumente der Fachplaner für äußerst exakt und detailgenau. "Wenn so
präzise gearbeitet wird bei der Arbeitsbeschreibung der
durchzuführenden Leistungen gehe ich davon aus, dass entsprechend
präzise auch die Kosten ermittelt worden sind", sagte Löffelmann im
Interview mit dem ARD-Politikmagazin. Auch ein Sprecher der "Juristen
zu Stuttgart 21, Rechtsanwalt Bernhard Ludwig, sagte im Interview mit
dem ARD-Politikmagazin: "Aus meiner Sicht hätten diese Zahlen in die
Finanzierungsvereinbarung mit einfließen müssen. Dann wäre auch der
Vertragsinhalt anders ausgefallen, weil dann ein anderer
Kostenrahmen, ein wesentlich höherer Kostenrahmen hätte vereinbart
werden müssen." Daher werde heute noch eine sehr genau begründete
Strafanzeige unter Bezugnahme auch auf die von "Report Mainz"
recherchierten Dokumente bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart
eingehen.
Die Bahn dementiert die vom Politikmagazin recherchierten Zahlen
auf Anfrage nicht, erklärt aber, die Unterlagen hätten erst nach
Vertragsabschluss im Sommer 2009 vollständig vorgelegen. Der
Stuttgart 21-Schlichter, Heiner Geißler, will auch aufgrund der neuen
Papiere die Bahn in die Pflicht nehmen. Geißler wörtlich: "Wenn das
wahr ist, dann sind die Vertragspartner damals von falschen
Voraussetzungen ausgegangen. Die Bahn ist nun wirklich verpflichtet,
eine aktualisierte, neue und realistische, ehrliche Kostenrechnung
vorzunehmen, vor allem vor der Volksabstimmung, weil diese
Volksabstimmung sonst keine reelle, richtige Grundlage hat."
Am 2. April 2009 schlossen Bahn, Land und andere Partner einen
Vertrag über die Finanzierung von Stuttgart 21 ab. Die Kosten wurden
mit rund drei Milliarden Euro veranschlagt. Schon wenige Monate
später jedoch, im Dezember 2009, musste Bahnchef Rüdiger Grube
eingestehen, dass das Projekt um rund eine Milliarde teurer wurde.
Kurz danach gingen bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Strafanzeigen
ein. Die Behörde sah jedoch keinen Anlass für Ermittlungen und keinen
"begründeten Verdacht der betrügerischen Täuschung" gegen die
Deutsche Bahn.
Zitate gegen Quellenangabe frei. Bei Fragen wenden Sie sich bitte
an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-3351.
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
353370
weitere Artikel:
- LVZ: Linken-Chef Ernst: Rösler müsse Finanzmärkte von der europäischen Staatengemeinschaft abriegeln / EZB müsse Zahlungsfähigkeit sichern Leipzig (ots) - Linksparteichef Klaus Ernst hat von
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gefordert, "statt über
Insolvenz zu quatschen, eine Abriegelung der Finanzmärkte von der
europäischen Staatengemeinschaft zu organisieren". Gegenüber der
"Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) sagte Ernst angesichts
der akuten Kreditverschärfung für Italien: "Das Chaos an den Märkten
muss politisch eingedämmt werden." Die EZB müsse übergangsweise die
Zahlungsfähigkeit der Staaten durch Direktkredite sicherstellen. "Die
Staaten dürfen mehr...
- VKU zur "Roadmap Ressourceneffizientes Europa" / Kommunale Strukturen der Ver- und Entsorgung stärken Berlin (ots) - Die Europäische Kommission hat heute die "Roadmap
Ressourceneffizientes Europa" vorgelegt, die die Steigerung der
Ressourceneffizienz sowie Änderungen im Konsumverhalten der
europäischen Bürger zum Ziel hat. "Wir begrüßen die Initiative der
Kommission. Entscheidend ist dabei der Ansatz, die Bereiche der
Energie, Wasser- und Abwasser sowie der Abfallpolitik in Zukunft
stärker aufeinander abzustimmen", so Hans-Joachim Reck,
Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). "Das
ehrgeizige Ziel, Ressourcenverbrauch mehr...
- Götz: Bund entlastet Kommunen Berlin (ots) - Zur Kritik an dem von der Bundesregierung am
12.08.2011 vorgelegten "Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der
Finanzkraft der Kommunen" erklärt der kommunalpolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Götz:
Mit dem von der Bundesregierung vorgelegten "Entwurf eines
Gesetzes zur Stärkung der Finanzkraft der Kommunen" wird die
kommunale Finanzsituation rasch verbessert, da der Bund 2012 seine
Beteiligung an den Nettoausgaben des Vorvorjahres für die
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (SGB mehr...
- bpa-Präsident Meurer zum Welt-Alzheimertag: "Es muss mehr Pflegezeit beim Pflegebedürftigen ankommen" Berlin (ots) - Aus Anlass des Welt-Alzheimertages am 21. September
2011 erinnert der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter
sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, daran, dass die Diskussion um
den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff deutlich gemacht hat, dass das
System der Pflegeversicherung die Situation der demenzkranken
Menschen unzureichend berücksichtigt.
"Es muss mehr Pflegezeit beim Pflegebedürftigen ankommen. Das gilt
ganz besonders für Menschen, die an Alzheimer oder einer anderen Form
der Demenz erkrankt sind", mehr...
- Rheinische Post: Griechenland plant Volksentscheid zur Direktwahl des Staatspräsidenten Düsseldorf (ots) - Die griechische Regierung will noch in diesem
Jahr einen Volksentscheid zur Verkleinerung des Parlaments und zur
Direktwahl des Staatspräsidenten vorlegen. Das sagte Medienminister
Elias Mossialos der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post"
(Mittwoch-Ausgabe). Der Staatspräsident wird gegenwärtig vom
Parlament gewählt und soll künftig direkt vom Volk bestimmt werden -
nach französischem Vorbild. Zudem soll eine vierte Gerichtsbarkeit,
nämlich für Steuerfragen, errichtet werden, auch das ist Teil des
Referendums. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|