Neue OZ: Kommentar zu Italien / Justiz / Knox
Geschrieben am 04-10-2011 |
Osnabrück (ots) - Schwarzer Tag für Italiens Justiz
Die dramatische Wende im Fall Amanda Knox ist eine schallende
Ohrfeige für die italienische Staatsanwaltschaft und Polizei. Im
Berufungsprozess konnte die Verteidigung den Ermittlungsbehörden
Schlamperei im Umgang mit den DNA-Spuren nachweisen. Den Richtern
blieb deshalb gar keine andere Wahl, als die junge US-Studentin und
ihren Ex-Freund wieder auf freien Fuß zu setzen. So wurde aus der
vermeintlichen Mörderin Amanda Knox ein Justizopfer, das
offensichtlich vier Jahre lang unschuldig hinter Gittern saß. Das ist
ein schwarzer Tag für Italiens Justiz, die ohnehin in Europa keinen
exzellenten Ruf genießt.
Besonders bitter an dem Fall ist jedoch, dass kaum noch jemand
über das eigentliche Opfer spricht. Die Britin Meredith Kercher war
21 Jahre alt, als sie in der Studenten-Wohngemeinschaft brutal
vergewaltigt und anschließend mit zahlreichen Messerstichen ermordet
wurde. Die Vorstellung, dass diese Bluttat womöglich niemals
aufgeklärt wird, dürfte nicht nur den Eltern des Mordopfers
unerträglich vorkommen. Leider macht das bisherige Vorgehen der
italienischen Ermittlungsbehörden wenig Hoffnung darauf, dass die
Mörder einer gerechten Strafe zugeführt werden.
Was geschah wirklich in der schrecklichen Nacht? Amanda Knox hat
oft ihre Unschuld beteuert und erfolgreich für ihre Freiheit
gekämpft. Wahrscheinlich wird sie ihre Geschichte nun für viele
Millionen an Hollywood verkaufen. Das wäre rechtens, aber
geschmacklos.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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