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WAZ: Die vielen Seiten des Lesens. Kommentar von Jens Dirksen

Geschrieben am 12-10-2011

Essen (ots) - Mit jedem Jahr, das ins Land geht, wird der Name der
Frankfurter Buchmesse immer falscher. Und das liegt nicht am
Tingeltangel um Entertainer, Boxer und Models - der gehört beim
Oktoberfest der Buchwelt schon seit Jahrzehnten zur ortsüblichen
Folklore. Nein, die Messe in Frankfurt dreht sich immer weniger ums
Buch, es geht immer mehr ums Lesen.

Lesen macht einsam, wir sind ganz bei uns, wenn wir lesen, und
zugleich in der Welt. Das macht den Zauber aus, morgens am
Frühstückstisch, im Sommer am Strand, nachts mit dem Schmöker. Und
dabei ist es am Ende ganz gleich, ob wir etwas auf einem Bildschirm
lesen oder auf einer Buchseite. Unser Gehirn macht da keinen
Unterschied, wir verstehen beides gleich schnell und behalten es
gleich lange. Das haben Sprachwissenschaftler gerade in einer Studie
gezeigt, ausgerechnet an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.

Wer es sein Lebtag nicht anders gewohnt ist, wird wohl weiter zum
gedruckten Buch greifen. Die Generation iPhone aber hat natürlich
nicht mehr die geringsten Berührungsängste. Viel entscheidender aber
wird für diese wie jene Leser sein, dass ihnen noch die Zeit bleibt,
ungestört im Lesen zu versinken. Wer nur noch Informationsbröckchen
aufschnappt, wird eines Tages blind werden dafür, dass die Welt viel
mehr hat als nur eine Seite.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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