Westdeutsche Zeitung: Preiserhöhungen der Bahn =
von Lothar Leuschen
Geschrieben am 13-10-2011 |
Düsseldorf (ots) - Benzin wird ständig teurer, Heizöl sowieso. Und
auch Lebensmittelpreise sind alles andere als stabil. Sie sind
mitverantwortlich dafür, dass die Inflation in Deutschland auf die
3-Prozent-Marke zusteuert. Umso unerfreulicher ist die Ankündigung
des Bahnchefs Rüdiger Grube, dass Fahrkarten ab 1. Dezember im
Durchschnitt um vier Prozent teurer werden. Das ist eine ganze Menge
beispielsweise für Berufstätige, die als Pendler auf die Bahn
angewiesen sind. Und deswegen ist die Erhöhung auch nichts, über das
die Kunden des Konzerns unter Verweis auf die allgemeinen
Preissteigerungen hinweggehen sollten.
Selbstverständlich ist es richtig, dass auch die Bahn AG für Strom
mehr bezahlen muss als noch vor einem Jahr. Und Lohnerhöhungen müssen
ebenfalls irgendwie abgedeckt werden. Grube hebt dafür die Preise
seiner Produkte an. Das ist konsequent.
Und falsch ist es auch. Die Bahn hat seit Jahr und Tag ein
Imageproblem. Im Regionalverkehr kommen häufig verschmutzte, meist
überfüllte Züge viel zu selten fahrplanmäßig an ihrem Zielort an. Auf
der langen Strecke ist Fliegen oft billiger als die Reise auf den
Schienen. Und wer nach Wolfsburg fährt, der kann das Pech haben, dass
der Zugführer vergisst zu halten. Hält der Zug, wo er halten soll,
stehen die Reisenden vielerorts in Deutschland auf vergammelten
Bahnsteigen oder in ungepflegten, lieblos eingerichteten
Bahnhofshallen. Und dafür sollen sie in Zukunft mehr bezahlen.
Das verwundert umso mehr, als der Konzern für das laufende Jahr
einen Gewinn von zwei Milliarden Euro vor Steuern anpeilt. Im vorigen
Jahr war es nach Steuern mehr als eine Milliarde Euro.
Andere Unternehmen werden mit ihren Erfolgen tendenziell besser.
Sie investieren in die Entwicklung ihrer Produkte und schaffen so die
Basis für eine noch erfolgreichere Zukunft. Die Bahn AG macht das
nicht. Sie trennt sich vor allem auf dem Land vielmehr von
unrentablen Strecken und konzentriert sich auf Verbindungen, die
äußerst profitabel zu bedienen sind.
Mangels Konkurrenz kann sie sich das leisten. Leidtragende sind
die Millionen von Fahrgästen, die wegen des weitgehend immer noch
fehlenden Wettbewerbs nicht mit den Füßen abstimmen können.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
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