Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Buchmesse
Digitale Bereicherung
STEFAN BRAMS
Geschrieben am 14-10-2011 |
Bielefeld (ots) - Es ist an der Zeit für ein Geständnis: Der
Verfasser dieses Leitartikels hat es getan - er hat sein erstes
schöngeistiges Buch nicht gedruckt, sondern digital - also als
sogenanntes E-Book - gelesen. Und? Es war komfortabel, weil er den
Text beliebig groß aufziehen konnte und die Helligkeit automatisch
gesteuert wurde. Umblättern ließ es sich sogar so sinnlich wie ein
gedrucktes Buch - samt Geräuschkulisse und Faltenwurf des Papiers.
Begriffe und Personen ließen sich flugs suchen und finden. Und wäre
er noch ein Kind, er brauchte mit den digitalen Lesegeräten keine
Taschenlampe mehr, um unter der Bettdecke geheimnisvolle Texte zu
entdecken. Selbst der Skeptiker ahnt langsam, aber sicher: Das
digitale Lesen ist eher eine Bereicherung denn eine Bedrohung des
Lesens und des Kulturguts Buch. Dass das gedruckte Buch hierzulande
noch längst nicht vor dem Aus steht, belegen auch die Zahlen. Weniger
als ein Prozent macht der Handel mit E-Books am Umsatzaufkommen der
deutschen Verlage aus. Selbige gehen davon aus, dass dieser Wert bis
2015 auf 16 Prozent steigen wird. Rund 60 Prozent aller Verlage
bieten bereits digitale Bücher an. Und das ist nur konsequent, denn
in den USA wurden im April dieses Jahres erstmals mehr E-Books
umgesetzt als gedruckte Bücher. Ein Zukunftsmarkt also, auf den sich
die Verleger einstellen müssen. Und zwar schnell, denn die Tatsache,
dass der Onlinehändler Amazon sich bereits zu einem Verlag
weiterentwickelt, zeigt: Die neue, digitale Zeit bestraft
Gemächlichkeit und hält schnell neue Herausforderungen bereit. Auch
für den Buchhandel, der vor seiner größten Herausforderung steht,
denn er muss seine Kunden ganz anders ansprechen, um sie nicht weiter
an die Online-Buchhändler zu verlieren. Dass unsere Welt der Bücher
sich gerade verändert, das hat die Frankfurter Buchmesse einmal mehr
sehr deutlich gezeigt. Dort dominieren zwar immer noch die Bücher,
aber das Thema Vernetzung von Print, Digital und Social Media ist
überall gegenwärtig. Das gedruckte Buch selbst wird - es mag
Bücherfreunden in der Seele wehtun - immer mehr zu einem Baustein in
dieser breit gefächerten Verwertungskette von Verlagen und
Buchhandlungen werden. Doch verschwinden wird es - wie auch die
Zeitungen - nicht. Wolfgang Balk, Leiter des Deutschen
Taschenbuchverlags, hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: "Das
Buch ist ein Produkt, das in sich perfekt ist. Sie brauchen keinen
Strom, Sie können es überallhin mitnehmen, Sie können reinschreiben -
und wenn Sie es irgendwo liegenlassen, verlieren Sie kein Vermögen.
Das Buch ist in seiner Praktikabilität unschlagbar." Übrigens: Das
erste schöngeistige Buch, das der Autor dieser Zeilen komplett
digital gelesen hat, heißt "Letzte Fischer" von Volker Harry
Altwasser. Ein Buch, das den Untergang der männlich dominierten Welt
der Fischer beschreibt - weil dieser die Bereitschaft zur Veränderung
fehlt. Ein bitteres Buch, aber keine Parabel auf unsere Bücherwelt.
Die lebt, da sie sich auf die Zukunft einstellt - gedruckt und
digital.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
357922
weitere Artikel:
- WAZ: Im Rahmen des Geldes - Kommentar von Lars von der Gönna Essen (ots) - In London ist ein bislang unbekannter da Vinci zu
sehen, der "Erlöser der Welt", Schätzwert: 200 Millionen Dollar.
Wahrscheinlich ist er echt. In Dortmund zankten sich gestern ein
dubioser Sammler und das Land NRW um einen Renoir, der wohl doch
keiner ist - was einen Unterschied von etwa 30 Millionen Euro
ausmacht. In Kölns Landgericht könnte nächste Woche ein Urteil in
einem spektakulären Kunstfälscherprozess gefällt werden - es geht: um
viele Millionen. Schon lange zeigen die kommerziellen Kapriolen des
Kunstmarkts mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Preisträger des Friedenspreises Bielefeld (ots) - Mit einem Autor aus dem aufbegehrenden
arabischen Raum als Preisträger des Friedenspreises des Deutschen
Buchhandels durfte gerechnet werden. Schließlich sind Schriftsteller
und Intellektuelle die letzte moralische Instanz in Europas lange
Zeit rigoros unter der Knute gehaltenen Nachbarschaft. Mit Boualem
Sansal bewiesen die Juroren ein doppelt glückliches Händchen. Der
Algerier vertritt das Land mit dem vielleicht längsten und bis heute
unerfüllten Wunsch nach individueller Freiheit und demokratischer
Mitsprache. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Internet-Bücherwelt Osnabrück (ots) - Grenzen in Sichtweite
Schöne neue Internet-Bücherwelt für Autoren? Jeder, der ein Buch
veröffentlichen will, kann das und braucht keinen klassischen
Buchverlag mehr. E-Book-Erfindung und Selbstverlags-Portale im
Internet sei Dank. Diese Phase der unbegrenzten Möglichkeit im Netz
wird allerdings in der Geschichte des Buches wohl nur eine kurze
Episode bleiben. Und Nachrichten von unbekannten Autoren, die per
Selbstverlag zum E-Book-Millionär wurden, Einzelfälle.
Denn die Grenzen sind jetzt schon sichtbar: mehr...
- Karl-Sczuka-Preis an das "Institut fuer Feinmotorik" verliehen / Förderpreis geht an Ulrike Janssen / Preisverleihung in Donaueschingen (mit Bild) Donaueschingen (ots) -
Das Autorenkollektiv "Institut fuer Feinmotorik" hat am Samstag,
15. Oktober, im Rahmen der Donaueschinger Musiktage den
Karl-Sczuka-Preis 2011 erhalten. Die Auszeichnung geht an Mark
Brüderle, Daniel van den Eijkel, Tim Elzer, Marc Matter und Florian
Meyer für ihr Hörstück "Die 50 Skulpturen des Institut fuer
Feinmotorik". Das Gewinnerstück ist eine SWR-Auftragsproduktion. Der
Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst wird jährlich vom
Südwestrundfunk ausgeschrieben und ist mit einem Preisgeld von mehr...
- Märkische Oderzeitung: Zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal meint die "Märkische Oderzeitung" in Frankfurt (Oder): Frankfurt/Oder (ots) - Ohne solch "unbändigen Erzähler" wie Sansal
- was nicht nur das mutige Ankämpfen gegen politische Willkür,
sondern auch die freie Art des Geistes im Literarischen meint -, gäbe
es keine Entwicklung zum besseren, menschlichen Miteinander. Auch,
wenn seine Bücher in Algerien verboten sind, der Autor lässt sich
nicht vertreiben. Besonders im Osten Deutschlands weiß man: Wenn
solche Leute bleiben, beginnt die Revolution. +++
Pressekontakt:
Märkische Oderzeitung
CvD
Telefon: 0335/5530 563
cvd@moz.de mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|