Börsen-Zeitung: Vertrauensschaden, Kommentar zu den Fehlbuchungen in Milliardenhöhe bei der Bad Bank der verstaatlichten HRE, der FMS Wertmanagement, von Bernd Wittkowski.
Geschrieben am 31-10-2011 |
Frankfurt (ots) - Man kann der hämischen Kritik der SPD kaum
widersprechen, wenn sie darauf hinweist, dass 55.500.000.000 Euro
kein Betrag sind, den die schwäbische Hausfrau in der Keksdose
vergisst. Oder wenn sie süffisant insinuiert, das
Bundesfinanzministerium (BMF) habe sich vor lauter Banken-, Euro- und
Schuldnerstaaten-Rettung so an den Umgang mit Billionen gewöhnt, dass
es einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag schon mal übersehe.
Es ist auch nicht illegitim, die Frage nach der politischen
Verantwortung zu stellen. Immerhin unterliegt die Bad Bank der
verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE), die FMS Wertmanagement, in
deren Bilanz der kleine Unterschied zwischen plus und minus allzu
spät aufgefallen ist, der Aufsicht durch die
Finanzmarktstabilisierungsanstalt und die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) - beide gehören zum Beritt von
Wolfgang Schäuble. Schließlich tun sich selbst Union und FDP schwer,
angesichts des fürwahr unfassbaren Vorgangs die Contenance zu wahren.
Sich wie die SPD schon mal auf den Finanzminister persönlich
einzuschießen mag dennoch übertrieben sein. Der oberste Kassenwart
der Nation ist für vieles verantwortlich, für Aufstellung und Prüfung
der Zahlenwerke von Staatsbanken sicher nicht. Nebenbei: Auch
sozialdemokratisches Spitzenpersonal bringt - wie einst Parteichef
und Kanzlerkandidat Rudolf Scharping - schon mal brutto und netto
durcheinander.
Am Fall FMS werden noch Legionen von Kabarettisten und ihr
Publikum einen Heidenspaß haben. Doch leider lässt sich die Sache
nicht als Lachnummer abtun. Selbst wenn sich die gigantische
Korrektur des deutschen Schuldenstandes letztlich teilweise mit der
Ausübung von Bilanzierungswahlrechten erklären lassen sollte (die
dann freilich miserabel kommuniziert worden wäre): Soweit hier
nennenswerte Fehlbuchungen vorgekommen sind, ist dies ein neuer
handfester Skandal in der schon allzu langen Skandalgeschichte der
HRE. Ein Skandal, bei dessen Aufarbeitung es nicht nur seitens der
FMS-Verantwortlichen inklusive ihres prominent besetzten
Verwaltungsrats, sondern nicht zuletzt seitens der Wirtschaftsprüfer
reichlich Erklärungsbedarf gibt. Bisher zwei Stellungnahmen von PwC
geben ja mehr Rätsel auf, als dass sie Fragen beantworten.
Das im Zuge der Dauerkrise ohnehin lädierte Vertrauen der Bürger
in die Finanzwirtschaft und ihre Bilanzierung, in diverse
Aufsichtsinstanzen und die Politik nimmt durch solche Vorgänge
weiteren immensen Schaden. Woran und an wen kann man überhaupt noch
glauben?
(Börsen-Zeitung, 1.11.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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