HAMBURGER ABENDBLATT: Hamburger Abendblatt zum geplanten Referendum in Griechenland
Geschrieben am 02-11-2011 |
Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Christian Unger
Unsere Wut auf den griechischen Ministerpräsidenten Giorgos
Papandreou ist keine Wut. Es ist Angst. Doch sorgen wir uns nicht so
sehr über das Scheitern einer Rettung der Griechen, die nun gefährdet
scheint durch die Volksabstimmung über das Hilfspaket. In
Griechenlands Bewältigung der Krise spiegelt sich Europas Unbehagen
vor dem Verlust der Kontrolle der Politik über die Finanzmärkte, die
Schuldenberge und den Bankrott. Eine Projektion ist das Verfolgen
eigener Wünsche in anderen Menschen, so formulierte es einst Sigmund
Freud, der Gründer der Psychoanalyse. Griechenland ist die Projektion
unserer eigenen Wünsche nach einer Welt, die wieder erklärbaren -
wenigstens verstehbaren - Regeln folgt. "Beim Zeus, lasst euch doch
retten, ihr Griechen!", rufen wir nun laut in Richtung Akropolis.
Denn auch wir ersehnen uns so die verlorene Sicherheit zurück: Sind
Reformen, Hilfspakete und Gipfel nur konsequent durchgesetzt, ist die
große Krise zu bezwingen. Funktioniert die Rettung Griechenlands,
beweisen Merkel und Co., dass sie wieder Herr sind über die
übermächtige Finanz- und Schuldenwelt, die aus den Fugen geraten ist.
Doch jetzt das! Die Griechen verlangen Mitbestimmung darüber, ob sie
für verunsicherte Europäer die Projektion einer stabilen Herrschaft
der Politik über die Krise spielen wollen. Und schon rattert sie los,
Europas Angst-Maschine. Börsenkurse rutschen ab, Experten fürchten
Flächenbrände in Spanien oder Italien. Investoren schreiben Portugal
als Euro-Staat genauso ab wie Griechenland. Eine Gewissheit kriecht
unter dem schützenden Rettungsschirm hervor: Die Politik gewinnt die
Kontrolle über die Finanzmärkte nicht in Athen zurück. Im Gegenteil.
Sie droht ihre Macht in dieser Debatte zu verlieren: Europas
Politiker stimmen ein in den Kanon der Entrüstung der
Rating-Agenturen, Banken und Manager. Doch die Politik reißt mit der
Empörung ihren wichtigsten Eckpfeiler ein: die demokratische
Mitbestimmung des Volkes über sein Schicksal. Griechenlands Premier
hat mit der Entscheidung für das Referendum Mut bewiesen. Und er hat
sich nicht blenden lassen von den Wünschen anderer.
Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de
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