WAZ: Sollen Griechen abstimmen? - Contra. Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 02-11-2011 |
Essen (ots) - Eins vorweg: Griechenlands Premier Papandreou agiert
unseriös. Das Euro-Rettungspaket mit Schuldenschnitt usw. wäre vor
einer Woche wohl kaum verabschiedet worden, wenn der Regierungschef
verkündet hätte, darüber erst sein Volk zu befragen. Und dann: Seit
wann werden die Dinge besser, wenn man das Volk fragt? Vor allem,
wenn das Volk ein Zornbürger ist. Sicher: Man kann die Wut der
Griechen verstehen. Man hat dem Volk jahrelang Milliarden hinterher
geworfen, ohne mitzuteilen, dass es am Ende eine Rechnung gibt. Das
ändert aber nichts daran, dass diese Rechnung jetzt bezahlt werden
muss. Die Griechen haben also in Wahrheit gar nicht die Wahl.
Schließlich: Was will man sie eigentlich fragen? Euro oder Drachme?
Jetzt sanieren oder auf Dauer Europas Paria sein? Eine
Volksabstimmung in aufgeheizter Situation zu veranstalten, ist
verantwortungslos. In Deutschland gäbe es keine Autobahn, keinen
Flughafen, wenn Bürger entscheiden dürften. Der sog. Wutbürger tarnt
seinen oft biedermeierlichen Egoismus gerne mit dem angeblichen
Gemeinwohl. Man darf ihm nicht nationale Schicksalsfragen überlassen.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
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