Kölner Stadt-Anzeiger: Lauterbach (SPD) sagt "Pleitewelle" in Pflegeeinrichtungen voraus - Verband spricht von "hartem Schlag" für Pflegebedürftige, Angehörige und für das Pflegepersonal
Geschrieben am 08-11-2011 |
Köln (ots) - Der am Sonntag erzielte Pflegekompromiss wird nach
Ansicht von Experten viele Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienst
in finanzielle Bedrängnis bringen oder sogar zur Aufgabe zwingen. Es
werde in den kommenden Monaten zu einer "Pleitewelle kommen, die
allein in NRW mehrere hundert Einrichtungen betreffen wird", sagte
der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach dem "Kölner
Stadt-Anzeiger"(Dienstags-Ausgabe). Die Koalitionsspitzen hatten am
Sonntag einen Anstieg der Pflegeversicherungsbeitrags um 0,1
Prozentpunkte zum 1. Januar 2013 beschlossen Damit stehen rund 1,1
Milliarden Euro mehr als bisher für die Versorgung Demenzkranker zur
Verfügung. "Notwendig wären sechs Milliarden Euro, um Demenzkranke
und die übrigen Pflegebedürftigen besser versorgen zu können", sagte
Lauterbach. Viele Heime hätten im Vertrauen auf die angekündigte
große Reform erhebliche Investitionen getätigt, für die nun die
Gegenfinanzierung fehle. In der Folge müssten viele Einrichtungen in
naher Zukunft schließen.
Der stellvertretende Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands
Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen, Sebastian Froese,
kritisierte, die zusätzlichen Mittel reichten nicht einmal aus, um
angesichts steigender Personalkosten die Qualität der Pflege zu
erhalten, geschweige denn zu verbessern. In der Folge werde die
Schwarzarbeit im ambulanten Pflegebereicht weiter zunehmen, "da sich
immer mehr Menschen gar nichts anderes mehr werden leisten können".
Durch die dauerhafte Unterfinanzierung könnten Pflegeheime und
ambulante Dienste in Schieflage geraten: "Die Probleme werden sich
verschärfen." Die Reform sei ein "harter Schlag für Pflegebedürftige,
Angehörige und für das Pflegepersonal", sagte Froese dieser Zeitung.
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Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
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