Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Merkel-Rede vor dem CDU-Bundesparteitag
Kohls Mädchen, Kohls Erbin
THOMAS SEIM, LEIPZIG
Geschrieben am 14-11-2011 |
Bielefeld (ots) - Die CDU besinnt sich auf ihren stärksten Wert -
Angela Merkel. Das ist die Botschaft, die von Leipzig ausgeht: Die
Bundeskanzlerin ist die unangefochtene Führerin der deutschen
Christdemokraten. Und die Partei folgt ihr. Es gibt niemanden mehr in
dieser Union, der ihr die Führung derzeit streitig machen kann. Weder
die aufmüpfigen und beim Mindestlohn drängelnden Ehrgeizlinge, Ursula
von der Leyen und Norbert Röttgen, noch gar der kluge, seriöse und
wertegebundene Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Und schon
gar nicht die inzwischen entsorgten früheren sogenannten jungen
Wilden Wulff, Koch, Oettinger etc. Die Bundeskanzlerin hat auf dem
Parteitag der Versuchung widerstanden zu kneifen: Sie hat sich nicht
vorbeigemogelt an den Streitthemen Mindestlohn, Kinderbetreuung,
Atomausstieg. Alles Themen, die sie ihren politischen Gegnern
weggenommen und damit neutralisiert hat. Sie hat außerdem ihrer
Partei ins Stammbuch geschrieben, dass die Antworten der 50er Jahre
nicht mehr reichen für das neue Jahrtausend. Das Merkel-Thema der
Profilierung aber wird Europa werden, soll Europa werden. Die
Kanzlerin, die sich immer noch damit schwertut, ihre Politik aus
einem konservativen Wertefundament - sie hat als pragmatische
Managerin der Macht vermutlich so eines gar nicht - zu erklären, hat
ihren zu Beginn wankelmütigen Kurs in der Euro-Rettung ganz
offensichtlich verlassen und die Herausforderung angenommen, das
Einigungswerk Helmut Kohls fortzuschreiben oder doch wenigstens nach
den heute dazu geeigneten Wegen zu suchen und diese zu gehen. Das
kann Optionen öffnen. Merkel schielt schon und nur noch auf den
Wahltermin 2013. Die kleinen Parteien FDP und Grüne erwähnte sie gar
nicht. Die SPD ließ sie für eine Parteitagsrede bemerkenswert
ungeschoren. Mehr noch: Merkel leitete ihre Politik aus Schröders
Agenda 2010 ab und aus den richtigen Euro- und finanzpolitischen
Entscheidungen der Großen Koalition, deren Finanzminister Peer
Steinbrück immerhin als ihr möglicher Herausforderer gelten kann. Sie
lobte die Rückkehr der großen Koalitionen in Berlin und
Mecklenburg-Vorpommern. Sie haderte mit den gescheiterten Bündnissen
in Hamburg (mit den Grünen) und in Baden-Württemberg (mit der FDP).
Merkels Union, das wird in Leipzig diesmal klar, wird 2013 anders als
2009 keinen Demobilisierungswahlkampf gegen das SPD-Lager führen. Sie
wird versuchen, mit Europa zu punkten. Und es wird nicht lange
dauern, bis sie mit einem harten konservativen Thema die eigenen
Reihen zu mobilisieren versucht. Das treibt die SPD in ein Dilemma.
Dagegen wird es für die Sozialdemokraten mit Steinbrück schwer. Also
- so ist Merkels Kalkül - kann und wird die Kanzlerin die Union klar
als stärkste Partei in eine große Koalition führen. Das alles mag aus
machtpolitischer Analyse stimmig sein. Begeistert aber ist die CDU
nicht, feiern wird sie diese Kanzlerin nie, lieben schon gar nicht.
Die Union in Leipzig nimmt es nur hin. Nicht mehr, nicht weniger.
Aber Liebe braucht Merkel auch gar nicht, solange sie die einzige
Machtperspektive für die Christdemokraten bleibt. Es ist wie ehedem
bei ihrem Ziehvater Kohl: Die Kanzlerpartei CDU hat sich ihrer
Kanzlerin Angela Merkel hingegeben.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
363373
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Innenministertagung zum Thema Gewalt in Fußballstadien
Der Fan, das unbekannte Wesen
MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Diese Weisheit ist so alt wie die Politik: "Wenn
ich nicht mehr weiterweiß, dann gründe ich einen Arbeitskreis."
Diesen Eindruck kann der Beobachter auch beim Umgang der
Innenminister des Bundes und der Länder mit dem Thema "Gewalt in den
Fußballstadien" gewinnen. Nun soll es also die "Task Force
Sicherheit" richten. Dramatischer könnte sich die Hilflosigkeit der
Männerriege in ihren grauen und schwarzen Anzügen, die in Berlin
tagte, nicht manifestieren. Als wenn es nicht schon seit Jahren
Bemühungen gäbe, gewaltbereite mehr...
- Rheinische Post: CDU-Vorsitzende ohne Kompass Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Martin Kessler:
Die Kanzlerin benutzt gern den Kompass als Bild, wenn sie sich als
Vorsitzende der CDU präsentiert. Es ist der Kompass der Freiheit, der
Solidarität und der Gerechtigkeit, den sie für ihre Partei als
verpflichtend ansieht. Doch wer würde ihr da widersprechen? Und
welche demokratische Partei hätte einen gänzlich anderen Kompass?
Nicht einmal auf das vielzitierte christliche Menschenbild hat die
CDU noch einen Alleinvertretungsanspruch. So allgemeingültig die
CDU-Chefin die Werte mehr...
- DER STANDARD-Kommentar "Eine braune Staatsaffäre" von Petra Stuiber "Nicht nur der deutsche Verfassungsschutz hat die rechte
Terrorgefahr unterschätzt"; Ausgabe vom 15.11.2011
Wien (ots) - Man kann beinahe von einer Sternstunde des
Talk-Fernsehens schreiben - wenn auch in einem gruseligen Sinne: Da
sitzt ein als "bekehrt" geltender Neonazi in Günther Jauchs neuer
Sonntagabendshow und erzählt mit der größten Selbstverständlichkeit
der Welt, wie er und seine Schlägertruppe regelmäßig von Polizisten
gewarnt wurden, wenn Razzien anstanden. Begründung: "Sind ja auch nur
Menschen, die fanden das wohl ganz mehr...
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Merkels Kehrtwenden Rostock (ots) - Neue Zeiten brauchen neue Antworten: Klingt doch
einleuchtend, wie die CDU-Vorsitzende Angela Merkel auf dem Parteitag
der Christdemokraten ihre politischen Kehrtwenden als Kanzlerin
begründet: Wiedereinstieg in den Atomausstieg und Einführung von
Mindestlöhnen - pardon: Lohnuntergrenzen. Fragt sich nur, was so neu
ist an den Gefahren der Atomkraft und an Armutslöhnen in Branchen
ohne Tarifverträge. Nach sechs Jahren Kanzlerschaft müssten der
Physikerin beide Probleme doch schon länger gut vertraut sein. Viel
eher mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zu Nazi-Trio/Verfassungsschutz Frankfurt/Oder (ots) - Es fügen sich allmählich die Puzzle-Teile
zu einem erkennbaren, wenn auch noch immer nicht vollständigen Bild.
Dabei müssen sich Polizei und Verfassungsschutz die Frage gefallen
lassen, warum das Trio - und seine Helfer, die es ja trotz der
hermetischen Abschirmung nach außen gegeben hat! - über so lange Zeit
vom Radar verschwinden konnte. So lange diese Frage nicht geklärt
ist, müssen beide Einrichtungen mit Spekulationen, Vorwürfen und auch
Verdächtigungen leben, wovon jener des Nicht-Ausschöpfens aller
Möglichkeiten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|