Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Stuttgart 21:
Geschrieben am 27-11-2011 |
Bielefeld (ots) - Welch ein Dilemma: Ohne den Protest gegen
Stuttgart 21 wäre Winfried Kretschmann im März niemals zum ersten
grünen Ministerpräsidenten gewählt worden. Nach der Volksabstimmung
wird er seinen Anhängern jetzt erklären müssen, dass der Mega-Bahnhof
doch gebaut wird. Quorum verfehlt, Mehrheit für Stuttgart 21 - wie
auch immer das Ergebnis von Gegnern und Befürwortern interpretiert
werden mag: Die grün-rote Landesregierung wird das Baurecht der Bahn
durchsetzen müssen, egal wie groß der Widerstand in Zukunft sein
wird. Selbst wenn die Proteste stärker werden und es zu neuen
Ausschreitungen kommen könnte, muss der Minister gegen Demonstranten
vorgehen, vielleicht sogar mit Polizeigewalt. Das deutliche Ergebnis
der Volksabstimmung zeigt: Die Baden-Württemberger haben sich für den
Fortschritt und die Schaffung von Arbeitsplätzen entschieden. Sie
haben gleichzeitig das Land vor einer Blamage bewahrt. Denn nichts
anderes wäre ein sofortiger Baustopp gewesen. Für die Grünen ist
diese Volksbefragung eine ganz bittere Niederlage. Sie sind zuletzt -
auch wegen Stuttgart 21 - als eine Dagegen-Partei bezeichnet worden.
Das Beispiel Bahnhofsneubau zeigt, dass die Grünen, wenn sie einmal
in Regierungsverantwortung sind, plötzlich in Konflikte geraten. Dass
unter ihrer Regie nun ein Bahnhof gebaut wird, gegen den sie selbst
so vehement gekämpft haben, trifft ihre grüne Seele besonders hart.
Der Ministerpräsident hat angekündigt, das Ergebnis zu akzeptieren.
Er wird das Votum umsetzen. Das Problem ist aber, dass es bei den
Grünen Stimmen gibt, die die hohen Hürden bei der Volksabstimmung für
undemokratisch halten. Sie kritisieren zum einen die komplizierte
Fragestellung, zum anderen aber auch das hohe Quorum. Winfried
Kretschmann wird das Infrastrukturprojekt zwar vorerst nicht stoppen
können. Aber er hält sich ein Hintertürchen offen. Denn sollte der
vereinbarte Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro nicht eingehalten
werden, wird der Ministerpräsident erneut alles dafür tun, aus der
Finanzierung auszusteigen. Somit hat Kretschmann eine Art grüne
Beruhigungspille in der Hand, die er seinen Anhängern verabreichen
wird. Ob er diese die Gemüter jedoch besänftigen kann, darf
bezweifelt werden. Bahnchef Rüdiger Grube wird das Ergebnis
wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Dass er nicht sofort weiterbauen
will, sondern erst, wenn die Wogen sich geglättet haben, zeigt aber,
dass er selbst nicht von einer störungsfreien Bauphase ausgeht.
Stuttgart wird nicht zur Ruhe kommen. Neue Proteste und
Demonstrationen sind angekündigt. Für heute haben die Gegner zur 101.
Montagsdemo aufgerufen. Die Landesregierung muss sich auf alles
gefasst machen. Und für den grünen Ministerpräsidenten und seine neue
Baustelle hat der Stresstest längst begonnen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
365789
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Castor-Protest: Bielefeld (ots) - Noch nie war die blinde Blockade von
Castor-Transporten so unsinnig, teuer und langwierig wie in diesem
Spätherbst. Denn: Deutschland steigt nach dem Fukushima-Schock - und
nur deshalb - im Eiltempo aus der Kernenergie aus. Mehr noch: Die
Suche nach einem geeigneten Endlager für Atommüll beginnt noch einmal
ganz von vorne. Was wollen die Wendland-Aktivisten,
Gleisbettzerstörer und Kostentreiber mehr? Wogegen, oder besser
wofür, steht jetzt noch deren kompromissloser Protest, der mehr von
Emotion und Wut als von mehr...
- Schwäbische Zeitung: Das Ergebnis ist erfreulich eindeutig - Leitartikel Leutkirch (ots) - Das war es nun. Oder vorsichtiger mit Blick auf
die vergangenen Monate und Jahre ausgedrückt: Das sollte es nun
gewesen sein. Parlament, Gerichte, ein Schlichtungsverfahren und nun
die Volksabstimmung über Stuttgart 21. Die Mehrheit ist für den
Neubau des Bahnhofes. Das Quorum wurde nicht erreicht. Jeder, der
mochte, konnte sich auf irgendeine Art und Weise beteiligen,
demonstrieren, seine Meinung - und ja - jetzt auch seine Stimme
abgeben.
Das Ergebnis ist erfreulich eindeutig. Ein großes
Infrastrukturprojekt mehr...
- Hermann (Grüne) nach S21-Niederlage: "Habe keine Legitimation, das Projekt noch zu verhindern" Bonn (ots) - Bonn/Stuttgart, 27. November 2011 - Winfried Hermann
(Grüne) hat sich nach der Stuttgart 21-Niederlage im
PHOENIX-Interview geäußert: "Wir haben das Projekt bisher kritisch
begleitet. Das werden wir weiterhin tun. Aber ich habe natürlich
keine Legitimation, das Projekt noch irgendwie zu blockieren und zu
verhindern. Dazu ist das Votum des Volkes zu eindeutig für dieses
Projekt. Das muss man als Demokrat respektieren", so der
baden-württembergische Verkehrsminister.
Pressekontakt:
PHOENIX-Kommunikation
Pressestelle mehr...
- Rockenbauch (Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21) nach Niederlage beim Volksentscheid: "Es spricht weiterhin alles gegen das Projekt" / S21 gegen gespaltene Bevölkerung ungut Bonn (ots) - Bonn/Stuttgart, 27. November 2011 - Hannes
Rockenbauch hat sich nach der Niederlage beim Volksentscheid zu
Stuttgart 21 im PHOENIX-Interview geäußert: "Es ist auf jeden Fall
nicht das Ergebnis, dass wir uns erhofft haben und wofür wir
monatelang gearbeitet haben. Wir wollten ein klares 'Ja' zum Ausstieg
aus dem Milliarden-Loch Stuttgart 21. Das ist haben wir nicht
erreicht." Sachlich habe sich nichts geändert, so Rockenbauch: "Es
spricht weiterhin alles gegen das Projekt. Deswegen ist weiterhin
sicher, dass aktive Bürgerinnen mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: (Montag) zu Stuttgart 21: Stuttgart (ots) - "Speziell den Grünen verlangt das Ergebnis eine
Wende ab. Sie brauchen einen radikal anderen Zugang zu dem
Bahnprojekt. Was mit Ministern wie dem Anti-Aktivisten Winfried
Hermann nicht einfach wird. Und was sie zweifellos in Widerspruch zu
manchem Wahlversprechen bringen wird. Doch da gilt: Nur Mut, und
klare Kante beim Durchziehen. Auch enttäuschte Wähler wissen wohl zu
unterscheiden zwischen dem, was eine Partei einst wollte, und dem,
was ihr angesichts der Mehrheitsverhältnisse als Regierungshandeln
möglich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|