Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität / Ackermann / Briefbombe
Geschrieben am 08-12-2011 |
Osnabrück (ots) - Zerrbilder
Anarchisten aus Italien verschicken eine Bombe an
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Das ist noch kein Grund, die
Rückkehr des Linksterrorismus zu beschwören, wie er in den Siebziger-
und Achtzigerjahren einige Staaten Europas erschütterte, darunter
auch Deutschland. Anlass zur Sorge gibt der versuchte Anschlag aber
allemal.
Das liegt daran, dass es mit Ackermann ausgerechnet einen weltweit
bekannten Spitzenbanker treffen sollte, eine Symbolfigur der Branche.
Pauschale Kritik an Geldhäusern und ihren Managern hat infolge der
Finanzkrise Konjunktur. Kein Partygespräch, in dem nicht von
"Bankstern" die Rede ist oder von der "Lehman-Oma", die vom Berater
ihres Kreditinstituts über den Tisch gezogen wurde. So berechtigt die
Kritik im Einzelfall sein mag: Insgesamt wird das Zerrbild einer
ganzen Branche gezeichnet.
Das ist noch längst keine Straftat. Allerdings kann eine solche
gesamtgesellschaftliche Stimmung gefährlich werden: dann nämlich,
wenn sich Wirrköpfe in ihrer Auffassung bestätigt sehen, Gewalt gegen
Bankenvertreter ausüben zu müssen. Löst der versuchte Anschlag auf
Ackermann daher eine breite gesellschaftliche Debatte über Banken und
ihre Verantwortung für die Finanzkrise aus, wäre das nur zu begrüßen.
Denn das Ergebnis dieser Diskussion wird unweigerlich zeigen, dass
die Probleme so einfach nicht zu erklären sind.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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