(Registrieren)

MISEREOR nach Klimagipfel verärgert / Erzbischof Thissen: Beschlüsse von Durban reichen nicht aus

Geschrieben am 11-12-2011

Durban/Aachen (ots) - Das katholische Entwicklungshilfswerk
MISEREOR hat verärgert auf die Ergebnisse des Klimagipfels in Durban
reagiert. Zwar habe die Weltgemeinschaft das Ziel bekräftigt, die
Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Derzeit tue man hierfür aber
viel zu wenig, so dass eine deutlich stärkere Temperaturerhöhung
immer wahrscheinlicher werde. "Weiterhin rennen wir mit offenen Augen
und klarem Verstand in eine Welt hinein, die um wohl vier Grad wärmer
würde, wenn wir nicht entschiedener handeln. Hinter dieser Zahl
verbirgt sich eine extreme Gefährdung von Menschenleben und der
gesamten Schöpfung", sagte der für MISEREOR zuständige Hamburger
Erzbischof Werner Thissen. Zwar konnten die Vereinbarungen des
Kyoto-Protokolls formal gerettet werden. Diese werden aber nur auf
einen Kreis von Staaten angewendet, der für lediglich zwölf Prozent
aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. "Das Bestürzende
ist, dass ein rechtlich bindendes Abkommen für alle Staaten erst ab
2020 in Kraft treten soll. Selbst die freiwilligen Zusagen aller
Industrie- und Schwellenländer sind auch weiterhin ernüchternd
gering", kritisierte Thissen.

"Damit reagieren wir viel zu spät! Die Folge wird sein: Je höher
die Temperaturen steigen, desto mehr Opfer fordert der Klimawandel.
Die Auswirkungen der Erderwärmung führen bereits heute in vielen
Ländern der Welt zu einer Verschärfung von Problemen wie Hunger und
Armut, Konflikten und Migration. Die reichen Industrienationen machen
sich schuldig, wenn sie auf diese Situation nicht entschlossen und
umfassend reagieren.", betonte Thissen.

MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer warnte, unter den
derzeitigen Bedingungen werde die Welt in wenigen Jahren bereits
schwerwiegende Veränderungen erleben: Bis 2020 könnten zwischen 75
und 250 Millionen Menschen zusätzlich in Afrika unter
Wasserknappheit leiden. In manchen afrikanischen Ländern könnten
Ernteerträge um bis zu 50 Prozent abnehmen. Gerade die afrikanische
Verhandlungsgruppe habe sich daher sehr engagiert gezeigt. "Afrika
hat viel Mut bewiesen, sich aus der Gruppe der G77 und China zu lösen
und für seine eigenen Interessen einzutreten. Das verdient große
Anerkennung", so Sayer. Lobenswert sei auch, dass die EU in einer
neuen Allianz mit knapp 120 Entwicklungsländern den Druck auf große
Verursacher von Treibhausgasemissionen erhöht hat. Sayer
kritisierte hingegen mit scharfen Worten die abwartende Haltung der
USA in Durban. "Damit setzen die Amerikaner aus rein
innerparteilichen Machtgründen menschenwürdige Lebensverhältnisse in
den armen Ländern und den Erhalt der Schöpfung in skandalöser Weise
aufs Spiel."

Sayer würdigte indessen Anstrengungen Chinas zum Klimaschutz
innerhalb des eigenen Landes: "Dies weist in die richtige Richtung."
Doch China müsse ebenso wie Indien, Brasilien oder Saudi-Arabien nun
auch global Verantwortung übernehmen und auf ein rasches, rechtlich
bindendes Abkommen hinarbeiten.

Nun komme es darauf an, das Klimaproblem auf verschiedenen Ebenen
entschlossen anzupacken: Jedes Land müsse bereits jetzt auch ohne
bindendes UN-Abkommen mehr gegen die Erwärmung des Globus tun. Dazu
gehöre zum Beispiel auch, so Sayer, die weltweiten Subventionen für
Kohle, Erdöl und Erdgas radikal abzusenken. Sie lägen derzeit bei
jährlich über 400 Milliarden Dollar. Es gehe nicht an, dass die
heute Regierenden bindende Entscheidungen auf künftig Regierende
verschieben.



Pressekontakt:
MISEREOR-Pressestelle, Ralph Allgaier, Tel.: 0241/442 529, Mobil:
0160/90555853, ralph.allgaier@misereor.de, www.misereor.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

368246

weitere Artikel:
  • Löchriger Rettungsschirm fürs Klima: Kyoto-II zu schwach. Neuer Weltklimavertrag aller Staaten steht in den Sternen. Bremserstaaten setzen Millionen Menschenleben aufs Spiel Durban/Berlin (ots) - Dem Vorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, reichen die Ergebnisse des Weltklimagipfels nicht. Zwar hätte alles noch schlimmer kommen können, aber Durban habe den Klimaschutz vertagt, sagte er. "Die Verhandler kommen vom Klimagipfel mit ziemlich leeren Händen nach Hause. Wie ein Kyoto-II-Abkommen aussieht bleibt unklar und ebenso, wie ein neuer Weltklimavertrag gestaltet wird. Der dringend benötigte Klimafonds kommt viel zu spät. Damit sind diese Beschlüsse nur ein löchriger mehr...

  • Durban ist ein Schlag ins Gesicht für arme Menschen "Der fehlende politische Wille und Sinn für Dringlichkeit ist unentschuldbar/Klimawandel hat keinen Pausenknopf" Bonn (ots) - 11. Dezember 2011. In Durban bedeutet das Ende der Klimakonferenz eine bittere Enttäuschung für die ärmsten Menschen auf der Welt, beklagt CARE International. "Die Verhandlungsparteien haben einfach ihre Hausaufgaben nicht erledigt, die sie in Cancún im letzten Jahr bekommen haben. Diese Aufgaben wären durchaus erreichbar gewesen mit ausreichendem politischen Willen. Damit lassen sie Millionen Menschen im Stich, die heute schon unter den Folgen des Klimawandels leiden und die aber am wenigsten Schuld an der Erderwärmung mehr...

  • Klimakonferenz mit schwachem Ergebnis WWF: COP17 macht weltweites Zwei-Grad-Ziel zu Makulatur Durban (ots) - Nach mehr als zweiwöchigen Verhandlungen endet in Südafrika der Klimagipfel mit einem sehr mageren Ergebnis. "Die Welt verdient einen besseren Deal als den lauwarmen Klimakompromiss von Durban", so Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. "Länder wie die USA und Kanada streuten immer wieder Sand ins Getriebe. Das enttäuschende Ergebis reicht nicht aus, den durch den Klimawandel ausgelösten Bedrohungen für Mensch und Natur zu begegnen. Es wurde die Chance verpasst, einen starken Fahrplan zu verabschieden, der mehr...

  • Der Tagesspiegel: CDU-Europaparlamentarier Brok: Großbritannien wird Fiskalunion nicht blockieren Berlin (ots) - Nach Einschätzung des CDU-Europaabgeordneten Elmar Brok wird Großbritannien die geplante Fiskalunion der Euro-Staaten nicht blockieren. Er könne sich nicht vorstellen, dass Großbritannien gegen eine Nutzung europäischer Gemeinschaftsinstitutionen wie der EU-Kommission durch die Fiskalunion klagen würde, sagte Brok dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Pressekontakt: Der Tagesspiegel Chef vom Dienst Thomas Wurster Telefon: 030-29021 14013 E-Mail: cvd@tagesspiegel.de   mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Höhn fordert jetzt Klimaschutz der zwei Geschwindigkeiten Saarbrücken (ots) - Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, hat die Resultate der Klimakonferenz von Durban als enttäuschend bezeichnet. Höhn sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Montagausgabe), angesichts der spürbaren Folgen des Klimawandels "sind die Ergebnisse einfach zu unkonkret und zu gering". Höhn betonte weiter, es wäre wichtige gewesen, in Südafrika "ein wirklich verbindliches, neues Abkommen zu schließen statt einer Verlängerung des Kyoto-Protokolls bis voraussichtlich 2020, bei dem nur noch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht