DUH und VCD fordern strengere Grenzwerte für Partikelausstoß von Benzinmotoren
Geschrieben am 15-12-2011 |
Berlin (ots) - Pressemitteilung
Deutsche Umwelthilfe und Verkehrsclub Deutschland appellieren an
EU-Kommission bei Benzinmotoren mit Direkteinspritzung gleich strenge
Grenzwerte für die Partikelzahl einzuführen wie bei Dieselmotoren -
Ausstoß ultrafeiner Partikel gefährdet Umwelt und Gesundheit -
Blockadehaltung europäischer Fahrzeughersteller trotz bereits
verfügbarer Effizienztechnologie
Der Technische Ausschuss für Fahrzeuge (Technical Committee Motor
Vehicles, TCMV) der EU-Kommission berät am kommenden Montag
(19.12.2011) erneut über die Beschränkung des Partikelausstoßes bei
Benzin-Motoren mit Direkteinspritzung. Angesichts des noch offenen
Ergebnisses fordern die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und der
ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD den zuständigen EU-Kommissar
Antonio Tajani auf, sich für wirksame Grenzwerte ab 2014 einzusetzen.
Beide Organisationen betonten im Vorfeld der Sitzung, dass eine
rasche Begrenzung der Partikelemissionen aus Gründen des Gesundheits-
und Klimaschutzes dringend geboten sei.
Vor allem der Automobilindustrie wirft die DUH vor, die Grenzwerte
verwässern zu wollen. "Die deutschen Fahrzeughersteller wehren sich
mit Händen und Füßen gegen neue Benziner-Grenzwerte und die
Einführung einer Filtertechnologie, die deren Einhaltung garantiert",
sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Nach Informationen der
Umwelt- und Verbraucherorganisation argumentieren Spitzenfunktionäre
der deutschen Automobilindustrie intern mit angeblichen
Finanzierungsproblemen ausländischer Kleinwagenhersteller, die den
Einbau entsprechender Filter nicht stemmen könnten. "Wir halten das
für heuchlerisch. Es wäre das erste Mal, dass sich die deutsche
Autoindustrie Sorgen um die Konkurrenz im Ausland macht", sagte
Resch. Die deutschen Autohersteller müssten endlich aufhören,
umweltfreundliche Technologien auszubremsen. Ziel müsse es sein, die
emittierte Partikelzahl bei Benzinmotoren auf dasselbe Niveau zu
senken, das für Dieselmotoren bereits geltendes Recht ist.
Technisch könnten niedrigere Partikelwerte bereits heute
problemlos erreicht werden. "Die Automobilindustrie setzt zur Zeit
alle Hebel in Bewegung, um die Einführung der entsprechenden
Technologie zu verhindern", erklärt der internationale
Verkehrsexperte Axel Friedrich. "Dabei geht es nur um Mehrkosten von
40 bis 100 Euro pro Fahrzeug, mit denen wesentlich zum Schutz von
Umwelt und Gesundheit beigetragen werden kann."
Der hohe Ausstoß ultrafeiner Partikel bei Benzinfahrzeugen ist
eine ungewollte Konsequenz der Direkteinspritzung. Zwar ermöglicht
diese Technologie eine Senkung des Kraftstoffverbrauchs und damit
auch weniger CO2-Emissionen. Sie hat jedoch auch zur Folge, dass mehr
der besonders gesundheitsgefährdenden ultrafeinen Partikel
ausgestoßen werden. Die mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Teilchen
gelangen über die Atemluft direkt ins Blut, wo sie nachweislich zu
schweren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und in vielen Fällen
zum Tod führen. Aktuelle Studien belegen erneut, dass eine erhöhte
Anzahl von Partikeln in der Luft und eine signifikant höhere Zahl von
Notfalleinsätzen aufgrund von Herz- und Kreislauferkrankungen in
Zusammenhang stehen. Abhilfe schaffen können zum Beispiel so genannte
geschlossene Partikelfilter, wie sie bei Dieselfahrzeugen schon seit
einigen Jahren Standard sind. Aus diesem Grund fordern DUH und VCD
die Einführung gleicher Grenzwerte für Benziner spätestens ab 2014.
Messungen des ADAC im Auftrag von DUH und VCD hatten kürzlich
gezeigt, dass die Anzahl der Partikel insbesondere außerhalb des
offiziellen Testzyklus weit über dem für Dieselfahrzeuge geltenden
Grenzwert liegt. Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik
beim VCD sieht daher besonders EU-Kommissar Antonio Tajani in der
Pflicht. "Es ist die Aufgabe des Kommissars für Unternehmen und
Industrie dafür zu sorgen, dass technik- und antriebsneutral für
alle Fahrzeuge der gleiche Grenzwert gilt, der in Zukunft nicht nur
auf dem Prüfstand, sondern in allen Fahrzuständen eingehalten werden
muss. Nur so ist die Wettbewerbsfähigkeit von Effizienztechnologien
wie der Direkteinspritzung bei Benzinmotoren gewährleistet", so
Müller-Görnert.
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH,
warnt davor, die Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher zu
unterschätzen. "Die jahrelange Diskussion um den Partikelausstoß von
Dieselfahrzeugen hat bei den Autokäufern Spuren hinterlassen.
Interessenten moderner Benzinfahrzeuge, sowohl für die private
Nutzung, als auch für Firmenflotten, werden sorgfältig abwägen, ob
sie sich tatsächlich für den Kauf eines zwar sparsameren, aber
dreckigen Fahrzeugs entscheiden sollen", so Saar.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung, Deutsche
Umwelthilfe e.V. Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-72, Mobil: 0151 16225862, E-Mail: saar@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
Mobil: 0152 29483857, E-Mail: axel.friedrich.berlin@gmail.com
Daniel Eckold, Pressesprecher, Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-22, 0151 55017009, E-Mail: eckold@duh.de
Anja Smetanin, Pressesprecherin Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD)
Rudi-Dutschke-Str. 9, 10969 Berlin
Tel.: 030 280351-12, E-Mail: anja.smetanin@vcd.org
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