(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Für Wulff wird die Luft immer dünner = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 16-12-2011

Düsseldorf (ots) - Der Grat zwischen der Befriedigung des
öffentlichen Interesses und einer Kampagne ist schmal. Aus diesem
Grund haben sich die meisten Medien in Deutschland in der
Berichterstattung über das umstrittene Darlehen von Bundespräsident
Christian Wulff professionell zurückgehalten. Niemand kann behaupten,
es gebe ein Kesseltreiben auf das jüngste Staatsoberhaupt in der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wenn nun aber wahr ist,
was gestern an die Öffentlichkeit gelangte, könnte sich der Ton gegen
Wulff deutlich verschärfen. Der Bundespräsident hatte am Donnerstag
sein Schweigen darüber bedauert, dass er für sein neues Haus das
Darlehen einer befreundeten Unternehmergattin in Anspruch genommen
hat. Damals war Wulff noch Ministerpräsident von Niedersachsen. Ein
echter Befreiungsschlag war sein Bedauern nicht. Der Bundespräsident
bleibt angeschlagen. Stärkstes Anzeichen dafür ist die Tatsache, dass
Kanzlerin Angela Merkel sich vor das Staatsoberhaupt stellen zu
müssen glaubt.

Es ist möglich, dass selbst diese kaum hilfreiche Unterstützung
ausbleibt, wenn sich herausstellt, dass Darlehensgeber nicht die Frau
des Unternehmers war, sondern der Unternehmer selbst. So hat es der
Mann dem "Spiegel" offenbar ins Blatt diktiert. Dass er sich im
selben Interview "langjähriger Freund Wulffs" nennt, ist entweder
Naivität oder Kalkül.

Wulffs Anwälte dementieren die Aussagen des Unternehmers zwar.
Aber dennoch steht seit gestern im Raum, dass der Präsident dem
Landtag von Niedersachsen im vergangenen Jahr und den Bürgern am
Donnerstag nicht alles über das Darlehen gesagt hat. Das wöge so
schwer, dass ihm der Rückhalt im Volk und in der Politik verloren
gehen könnte. Denn der Bundespräsident soll Mahner und Versöhner
sein, er soll die Person sein, an der sich Demokratieverständnis und
gesellschaftliche Verantwortung ausrichten.

Horst Köhler ist als Bundespräsident gescheitert, weil er einen
wichtigen Teil der Wahrheit über Auslandseinsätze der Bundeswehr
gesagt hat und nicht standhaft genug war. Christian Wulff könnte
scheitern, weil er einen wichtigen Teil der Wahrheit über einen
Privatkredit unerwähnt ließ. In beiden Fällen ist der Schaden für das
Amt des Bundespräsidenten immens.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

369447

weitere Artikel:
  • WAZ: Wulffs Wortklauberei. Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Die Kredit-Affäre ist für den Bundespräsidenten also doch nicht ausgestanden - stattdessen wächst sich die Angelegenheit zur verbalen Schlammschlacht aus. Der Unternehmer Egon Geerkens, angeblich doch Christian Wulffs "väterlicher Freund", widerspricht offen seinem Schützling. Wulff wiederum schickt seine Anwälte zum Dementi vor. Die Nerven liegen offenbar blank. Wulff beharrt darauf: Das Darlehen stamme von Geerkens' Ehefrau Edith. Egon Geerkens kontert nun: Er habe mit Wulff das Geschäft ausgehandelt und letztlich mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur FDP Ulm (ots) - Zurück bleibt eine tief gespaltene Partei. Nicht einmal ein Drittel der Mitglieder hat sich an der Abstimmung beteiligt, obwohl allen klar sein musste, welche Schicksalsfrage mit dem Votum verbunden war. Die Koalition hätte platzen können, wenn Schäffler erfolgreich gewesen wäre. Die Regierungsunfähigkeit hätte der FDP den Todesstoß versetzen können. Jetzt hat sie noch eine letzte Chance - wenn die Führungsspitze endlich zusammen statt gegeneinander arbeitet und wenn sie überzeugende Themen findet. Pressekontakt: mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Rösler hat ein bisschen Zeit gewonnen - Leitartikel Berlin (ots) - Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Das Votum zugunsten des FDP-Vorstands beim Mitgliederentscheid über den künftigen Euro-Kurs der Liberalen hat Parteichef Philipp Rösler vorerst gerettet. Und die Schwarz-Gelbe Bundesregierung vor dem Zerbrechen bewahrt. Deutschland bleibt damit in einer der schwierigsten Nachkriegslagen von einer möglichen Staatskrise verschont. Das liest sich dramatisch. Und so war das Szenario leider auch. Wenn die Bundesregierung zur Rettung Europas nicht länger mit einer Zunge spricht, mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zum FDP-Mitgliederentscheid Frankfurt/Oder (ots) - Von einem richtigen Erfolg Röslers lässt sich schon deshalb nicht sprechen, weil in einer politisch existenziellen Frage nicht einmal ein Drittel der Mitglieder an der Abstimmung teilgenommen hat. Für eine liberale Partei, die wie keine andere Worte wie Bürgersinn und Bürgerverantwortung in den Mund nimmt, ist das bemerkenswert. Die Frage stellt sich: Drückt die Enthaltung Desinteresse oder etwas anderes aus? Es bietet sich eine Erklärung an: Der unterlegene Euro-Rebell Schäffler hat immer wieder glauben machen mehr...

  • NRZ: Zur Hochschulfinanzierung und dem "Guttenberg-Effekt" kommentiert die in Essen erscheinende Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ): Essen (ots) - Die sogenannte leistungsorientierte Mittelvergabe ist innerhalb der Hochschulfinanzierung ein verlässlicher Zankapfel. Der Anteil am Gesamtbudget ist zwar klein, die Erregung des Wissenschaftsbetriebes in der Regel jedoch groß. Die Landesregierung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die traditionellen Neidreflexe mit einem unausgegorenen neuen Kriterienkatalog auch noch anzustacheln. Zwar klingt es gut, wenn man den "Guttenberg-Effekt" bemüht und künftig keine Promotionsprämien mehr an die Universitäten auszahlen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht