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Westfalen-Blatt: Erzbischof Zollitsch mahnt neue Dimension des Glaubens an - Deutsche klagten oft auf hohem Niveau - Kritik an Reformforderung des Zentralkomitees der Katholiken

Geschrieben am 23-12-2011

Bielefeld (ots) - Erzbischof Robert Zollitsch hat seine Kirche
aufgefordert, eine neue Dimension des Glaubens zu schaffen. Die Frohe
Botschaft des Weihnachtsfestes biete die Chance, "Menschen zu
überzeugen und neu zu gewinnen", sagte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt"
(Heiligabendausgabe).

Scharfe Kritik übte Zollitsch am Diktat eines vermeintlich
grenzenlosen wirtschaftlichen Wachstums: "Wir sind an einer Grenze
angelangt und brauchen einen Mentalitätswandel. Da ist jeder Einzelne
gefordert." Die Kirche habe auch die Aufgabe, solche unbequemen
Wahrheiten auszusprechen - "anders als die Politik, die oft Angst
hat, damit nicht bei den Bürgern anzukommen und nicht mehr gewählt zu
werden", sagte der 73-Jährige.

Nach den Erfahrungen seines jüngsten Besuchs in Lateinamerika
wünscht sich Zollitsch für seine Kirche mehr Zuversicht und
Optimismus. Hier könnten die Deutschen zum Beispiel viel von Ländern
wie Brasilien und Peru lernen. Dort werde der Glaube in großer
Bescheidenheit, aber voller Freude gelebt. "Wir sind bei uns zu oft
erst einmal bemüht, kritische Fragen zu stellen. So sind wir in
Gefahr, das Schöne zu vergessen und auf hohem Niveau zu klagen",
monierte der Freiburger Erzbischof.

Eindringlich warnte er vor Resignation. Kirche müsse aktiv werden
und so immer wieder Mut machen, denn "wir brauchen möglichst viele
Menschen, die sich für eine friedliche und gerechte Gesellschaft
engagieren".

Mit Blick auf die Ökumene und das 500-jährige Reformationsjubiläum
im Jahr 2017 sagte Zollitsch, es werde wesentlich darauf ankommen, ob
evangelische und katholische Kirche zu einem gemeinsamen Verständnis
über die Reformation kommen könnten. Davon hänge ab, in welcher Weise
sich die katholische Kirche am Reformationsgedenken beteiligen werde.

Kritisch äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz zur abermaligen Forderung des Zentralkomitees der
Katholiken (ZdK) nach einem Frauendiakonat. Zwar sei hier eine
theologische Weiterentwicklung denkbar, aber die vom ZdK
angekündigten Aktionstage schadeten dem Dialog.

Eine größere Offenheit ließ Zollitsch für den Umgang mit
wiederverheirateten Geschiedenen erkennen. "Das ist eine Frage, der
wir uns widmen müssen - allein deshalb, weil sie immer mehr Menschen
betrifft", sagte der Erzbischof. Dabei bleibe aber klar, dass die
Unauflöslichkeit der Ehe für die Katholiken nicht in Frage stehe.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521/585-261


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