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Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Wulff / Dieter Wedel

Geschrieben am 08-01-2012

Osnabrück (ots) - Nur der Darsteller einer Rolle?

Kommt nach dem großen Bellheim der kleine Wulff? Mario Adorf
dominierte in Dieter Wedels TV-Mehrteiler als raumgreifender
Kaufhaus-Magnat die Szenerie. In einem Wedel-Film über den
Bundespräsidenten dürfte Moritz Bleibtreu wohl nur einen Zauderer
verkörpern. Schloss Bellevue verliert gegen Warenhaus - was für eine
Vorstellung.

Dieter Wedel und Nico Hofmann planen keinen Film über Christian
Wulff. Aber schon die Frage nach einem solchen Projekt liefert ein
weiteres Symptom für den rapiden Ansehensverlust, den Wulff und sein
Amt gerade erleiden. Integrationsfigur, Sinngeber, Fels in der
tagespolitischen Brandung - all das sollte ein Bundespräsident sein.
Der derzeitige Amtsinhaber taugt laut Wedel und Hofmann schon zum
TV-Stoff. Das trifft so hart wie eine weitere Enthüllung um Kredite
oder Ferienreisen.

Das Gedankenspiel der Filmemacher zeigt auf, welches Kapital Wulff
in kürzester Zeit verbrannt hat: Es bestand in der Distanz, die dem
Bundespräsidenten Nimbus verleiht und ihm damit erst den Aufbau jener
Autorität ermöglicht, die sich aus Wort und Vorbild speist. Diese
Distanz zu halten wird in einer medialisierten Welt, die keinen
Lebensbereich mehr ausspart, allerdings auch immer schwieriger.

Wer über Wulff als Filmfigur fantasiert, sieht womöglich auch den
wirklichen Bundespräsidenten nur als Darsteller einer Rolle. Wie
entlarvend. Trost bietet nur der Blick zurück, auf Bundespräsidenten
von Statur: Richard von Weizsäcker zum Beispiel. Gegen den sah auch
der große Bellheim ziemlich klein aus.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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