ESBL und MRSA: Vorkommen sagt nichts über Gefährlichkeit aus! / Laut Wissenschaftlern Übertragung auch durch Haustiere möglich
Geschrieben am 09-01-2012 |
Berlin (ots) - "Das bloße Vorkommen antibiotikaresistenter Keime
auf Geflügelfleisch sagt rein gar nichts über die gesundheitliche
Gefährdung für den Verbraucher aus." Mit dieser Klarstellung reagiert
Dr. Thomas Janning als Geschäftsführer des Zentralverbandes der
Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) auf eine wenig repräsentative
Stichprobe des BUND, die auf zehn von 20 Hähnchenfleischproben
sogenannte "multiresistente Keime" gefunden hatte. Bakterien kämen in
der Umgebung des Menschen überall vor, Keime seien ganz natürliche
Bestandteile der Umwelt, betont Janning: "Die
Hähnchenfleisch-Erzeugung ist eine biologische Erzeugung, insofern
werden auf Geflügelfleisch immer Keime zu finden sein." Als
entsprechend unseriös kritisiert Janning die Forderung des BUND an
den Lebensmittelhandel, mit Keimen belastetes Fleisch aus den Regalen
zu verbannen: "Das würde bedeuten, auf sämtliche natürlich erzeugten
Lebensmittel zu verzichten - oder alle zuvor einem chemischen
Behandlungsprozess zu unterziehen." Und das könne kaum im Interesse
des aufgeklärten Verbrauchers sein.
"Keime sind nicht gleich Keime", wehrt Janning sich gegen den vom
BUND evozierten Generalverdacht "gefährlicher Keime" auf
Hähnchenfleisch. Als Quelle seriöser Untersuchungen zieht die
deutsche Geflügelwirtschaft die Wissenschaftler des Bundesinstituts
für Risikobewertung vor: Laut BfR nämlich sind die meisten
ESBL-produzierenden Bakterien harmlose Keime, die keine Erkrankungen
verursachen, zudem schätzt das BfR die Bedeutung kontaminierten
Fleisches als Quelle humaner Besiedlung mit MRSA wörtlich als "sehr
gering" ein. Nicht zuletzt hänge das Risiko einer Infektion von der
Erregermenge im Lebensmittel ab.
Im Übrigen sei das Hauptproblem der MRSA-Infektionen nicht in der
Nutztierhaltung, sondern vielmehr im Humanbereich angesiedelt,
verweist Janning auf den Zoonosenbericht des BfR: Infektionen des
Menschen mit nutztierassoziierten MRSA spielen der wissenschaftlichen
Studie zufolge lediglich eine "sehr untergeordnete Rolle", mit weitem
Abstand dominieren die krankenhausassoziierten Stämme.
Von einer "Gefahr aus dem Hühnerstall" zu sprechen, brandmarkt die
deutsche Geflügelwirtschaft als unsachlich. Risiken drohen auch von
anderer Seite: Dem BfR zufolge können auch Haustiere Keime mit ESBL
tragen und auf den Menschen übertragen, ein entsprechendes BfR-Papier
vermutet sogar, dass alle Haustierarten ESBL-tragende Keime
beherbergen können. In einer Stellungnahme zu ESBL-tragenden Keimen
empfiehlt das BfR entsprechend, nach dem Kontakt mit Haustieren die
Hände mit Seife zu waschen. "Multiresistente Keime sind ein Problem
vor allem im Bereich der Humanmedizin und dürfen als Thema nicht
allein mit der Geflügelhaltung verknüpft werden", fordert Janning
eine differenzierte Betrachtung ein.
Gleichwohl ist sich die deutsche Geflügelwirtschaft ihrer
Verantwortung für Tier und Verbraucher bewusst und geht mit dem
Einsatz von Antibiotika sehr sorgfältig um - beim Vorliegen einer
Erkrankung gebietet jedoch der Tierschutz eine entsprechende gezielte
Behandlung. Erklärtes Ziel ist eine Minimierung des
Medikamenteneinsatzes durch kontinuierlich fortentwickelte
Haltungsbedingungen: So hat sich die Branche in einer freiwilligen
Zielvereinbarung auf eine Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes um 30
Prozent in fünf Jahren verständigt. Zudem wird im Rahmen des
QS-Systems auf Initiative der deutschen Geflügelwirtschaft erstmals
ein bundesweites Antibiotikamonitoring geschaffen.
Unabhängig von der Diskussion um antibiotikaresistente Keime
sollten Verbraucher stets die gängigen Regeln der Küchengygiene
beachten: So sollte Geflügelfleisch vor dem Verzehr immer vollständig
durchgegart werden. Der Kontakt von rohem Fleisch zu verzehrfertigen
Speisen, die später nicht mehr durchgegart werden, sollte vermieden
werden. Bei der Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln sollten
die einschlägigen Hygieneregeln strikt eingehalten werden, um die
Keimbelastung so gering wie möglich zu halten. So lässt sich das
Risiko einer bakteriellen Infektion minimieren. Entsprechende
Hygienehinweise finden sich auf allen Geflügelprodukten.
Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Christiane Riewerts
Claire-Waldoff-Str. 7
10117 Berlin
Tel.: 030 288831-40
Fax: 030 288831-50
E-Mail: c.riewerts@zdg-online.de
Internet: www.zdg-online.de
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