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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Automesse Detroit von Bernhard Fleischmann

Geschrieben am 10-01-2012

Regensburg (ots) - Wer hätte vor kurzem die Vereinigten Staaten
als Hoffnungsmarkt für die deutsche Autoindustrie vermutet? Darbend
in der Krise, seit der Lehman-Pleite ein sieches Land, das dem
Niedergang geweiht schien. Nun, die größte Wirtschaftsmacht der Welt
ist weit davon entfernt, seine grundlegenden Probleme gelöst zu
haben. Sie wird weiter an Bedeutung verlieren. Aber was den
Automobilmarkt betrifft, könnte Obama-Land 2012 ein veritables
Comeback feiern, das sich seit geraumer Zeit anbahnt. So zeichnet es
sich jedenfalls auf der Branchenshow in Detroit ab. Wie gut, dass es
die USA gibt, heißt es derzeit unisono bei den deutschen
Automanagern. Dort ist in diesem Jahr Präsidentenwahl - dieses
Ereignis geht oft mit einem Konjunkturschub einher. Nicht zuletzt
deshalb, weil Regierungen zu unterstützenden Maßnahmen greifen, um
das Wahlvolk wohlgesonnen zu stimmen. Ebenso wichtig für ein üppiges
Rollout auf US-Straßen: Es gibt großen Nachholbedarf. Vor der Krise
wurden jährlich 16 bis 17 Millionen Neuwagen verkauft; 2009 waren es
ganze zehneinhalb Millionen, 2011 immer noch erst 12,8 Millionen. Und
rekordverdächtig viele US-Amerikaner chauffieren Karossen mit mehr
als zehn Jahren auf dem Blech. Prognostiker erwarten, dass der Markt
auf 13,5 Millionen Autos wachsen wird - und damit jene Stückzahlen
zusätzlich generiert, die in Europa, hier vor allem im Süden,
wegfallen werden. Deswegen machen sich deutsche Hersteller
Hoffnungen, wenigstens einen Teil der auf den Heimatmärkten
entstehenden Verluste in Übersee kompensieren zu können. Dies trifft
vor allem auf die Luxusmarken BMW, Audi und Mercedes zu, aber auch VW
macht sich berechtigte Hoffnungen. Sie verkaufen dort besonders
PS-starke Modelle und fahren damit, auch dank des steigenden
Dollar-Kurses, enorme Profite ein. Dieses Geld können sie gut
gebrauchen, um in Leichtbau, Elektromobilität, intelligente
Navigation und die Optimierung der Verbrennungsmotoren zu
investieren. Denn dass deutsche Hersteller bei all diesen
Technologien, also in der Zukunft, vorne dabei sein werden, ist nicht
entschieden. Zwar wurden in den USA im vergangenen Jahr mehr
Geländewagen und Pick-ups - meist Freunde des großzügigen
Spritkonsums - erworben als Pkw. Andererseits aber kaufen die
Amerikaner auch weitaus mehr Hybrid-Fahrzeuge, vorwiegend aus Japan,
als die Europäer. Selbst die noch kaum wettbewerbsfähigen
Elektromobile können in Übersee mehr Kunden überzeugen als hier.
Luxus allein wird für die deutschen Autobauer als Erfolgsrezept
langfristig nicht ausreichen. Die Amerikaner werden bei wieder
anziehenden Spritpreisen verstärkt auf verbrauchsarme Modellen
umschwenken. Auf der anderen Seite der Welt steht die chinesische
Regierung bei Auto-Investitionen gegenwärtig auf der Bremse - jenes
Riesenreich, wo die deutschen Hersteller geradezu berauschende
Höhenflüge erleben. Dort will man die heimischen Hersteller besser
schützen, der Absatz könnte 2012 sogar stagnieren. Obendrein rauschen
die Länder mit den höchsten wirtschaftlichen Wachstumsraten vor allem
in Asien geradewegs in den Verkehrsinfarkt. Die Regierungen dort
machen sich durchaus Gedanken, dass auto-verstopfte Großstädte kein
begehrenswertes Zeichen von Fortschritt darstellen. Und Europa gilt
längst als gesättigt. Hier wird sich der Absatz langfristig eher im
Rückwärtsgang bewegen. So gesehen ist der Schub aus Detroit für die
deutschen Autobauer ein willkommener Motor für jenen Schwung, den sie
für das veränderte globale Umfeld benötigen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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