Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu US-Vorwahlen von Christian Kucznierz
Geschrieben am 11-01-2012 |
Regensburg (ots) - Es wäre so schön für Mitt Romney, wenn alles so
käme, wie er es sich vorstellt. Mit dem Erfolg bei den zweiten
Vorwahlen im Rücken, so glauben er und seine Strategen, könnte er
einen Triumphzug durch die anderen Staaten starten und bereits früh
im Jahr als Kandidat der Republikaner feststehen. Dann, so der Plan,
könnte er sich die restlichen verbliebenen Monate voll und ganz auf
den Wahlkampf gegen Barack Obama konzentrieren. Wie gesagt, es wäre
so schön für Romney. Aber er hat dabei die Rechnung ohne den Wirt
gemacht, oder, besser gesagt, ohne die ganze Gastwirtschaft. Denn
nicht nur wartet auf Romney im besten Fall ein Amtsinhaber im Weißen
Haus, der derzeit wieder Oberwasser hat und dessen Kriegskasse prall
gefüllt ist. Er hat auch noch fünf weitere republikanische Kandidaten
gegen sich, die vom Aufgeben bislang nichts halten. Sicher: Romney
hat New Hampshire mit einem klaren Vorsprung gewonnen. Die Chancen,
dass er die beiden weiteren Vorwahlen im Januar in South Carolina und
in Florida gewinnen kann, stehen nicht schlecht. Aber der knappe
Erfolg in Iowa zeigt, dass in erzkonservativen Staaten ein eher
gemäßigter Konservativer wie Romney nicht unbedingt der strahlende
Held ist. Nicht nur, dass Romney als wankelmütig gilt, weil er seine
Meinung etwa zur Abtreibung geändert hat und dafür Schimpf und Spott
nicht nur vom politischen Gegner eingefahren hat. "Flip-Flopper",
also Wendehals, ist ein wenig charmanter Spitzname, den ihm auch
seine Parteifeinde anheften. Außerdem ist Romney Mormone, was für die
evangelikalen Christen in den USA fast gleichzusetzen ist mit
"Ungläubiger". Und der Einfluss der Evangelikalen unter den
Republikanern ist gewachsen in den vergangenen Jahrzehnten; die Tea
Party ist nur die extremste Ausgeburt dieser Entwicklung. In den
Staaten des "Bible Belt" im Süden der USA werden Kandidaten mit
härteren Positionen und konformeren Glaubensbekenntnissen verhindern,
dass Romneys Siegeszug ungebremst weiterrollt. Zudem ist Romneys
Vergangenheit nicht nur dadurch belastet, dass er mit der
Gesundheitsreform aus seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts
eine Vorlage für Barack Obamas Gesundheitsreform geliefert hat, die
die Konservativen als Sozialismus europäischer Prägung - und damit
als Teufelszeug - bezeichnen; Romney war auch Gründer einer
Private-Equity-Gesellschaft und wird dafür derzeit von seinen
Konkurrenten wie Newt Gingrich als einer der Jobvernichter
gebrandmarkt, die Amerika in die Krise geführt hätten. Es ist diese
Steilvorlage, die Romney bei einem Duell mit Obama zum Problem werden
dürfte: Ein früherer Topmanager und Multimillionär, der zu den
Gewinnern der Krise in den USA gehört, als Anwärter für das
Präsidentenamt in einer Zeit, wo der Durchschnittsamerikaner weiter
Angst um Arbeit, Haus und Zukunft hat, ist eine leichte Beute für
Obama und seine Berater, noch dazu, wenn sie sich bereits früh im
Jahr auf Romney einschießen können. Denn die Republikaner machen nach
wie vor den Fehler, Obama für seine Wirtschaftspolitik anzugreifen.
Romney und Co. sprechen weiter von einer falschen Umverteilung von
oben nach unten durch den Präsidenten und kritisieren seine
Steuerpolitik, die die Reichen be- und die Mittelschicht entlastet.
Dabei ist es genau andersherum. Die USA sind in die Krise
geschlittert, weil die US-Innenpolitik in den vergangenen 30 Jahren
zu oft auf genau die Rezepte gesetzt hat, die alle republikanischen
Kandidaten jetzt als Wundermittel dagegen propagieren. Obama sollte
sich in diesen Tagen die Rolling Stones aus dem Plattenregal holen.
"Time is on my side" wäre ein guter Soundtrack für die kommenden
Wochen. Die Zeit ist nämlich auf seiner Seite. Die Argumente gegen
Romney liefern die Republikaner selbst. Und auch wenn es nicht Romney
wird, besteht die große Chance, dass sich die
Präsidentschaftsanwärter weiter so fleißig gegenseitig zerfleischen,
wie sie es derzeit bereits tun.
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