Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Bayern/Klausuren/FDP von Christine Schröpf
Geschrieben am 22-01-2012 |
Regensburg (ots) - Umfrage- und Kompetenzwerte im Keller - und
dann noch der schwer abzustreifende Igitt-Faktor, der der FDP wegen
einiger haarsträubender Fehler der Bundespartei anklebt. Mit
Westerwelle und Rösler werden auch die bayerischen Liberalen
Eins-zu-Eins in einen Topf geworfen und für schlecht befunden. Diesen
Trend kann die respektierte "Mrs. Bürgerrechte" und Landesvorsitzende
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht umkehren. Die FDP braucht's
nicht mehr, das Geschäft können andere Parteien miterledigen, lautet
das vernichtende Urteil, über das viele Ex-Wähler und Bürger gar
nicht mehr diskutieren wollen. Die Liberalen sind für sie abgehakt.
Dabei steckt in der totgesagten FDP sehr viel Überlebenswille -
gerade in Bayern. Spitzenkandidat Martin Zeil weiß ziemlich
kampfeswillige Abgeordnete aus Landtag, Bundestag und Europaparlament
hinter sich. Sie stemmen sich mit Vehemenz dagegen, dass die
Liberalen bei den Wahlen im Herbst 2013 in Berlin und München von den
parlamentarischen Bühnen verschwinden. Abspaltungstendenzen gegenüber
Berlin waren bei der Klausur in Benediktbeuern zu Recht rasch ad acta
gelegt. Wie sollte das auch funktionieren, bei zeitgleichen
Wahlkämpfen und einer Landesvorsitzenden, die Bundesinnenministerin
ist? Es siegte die Vernunft. Schnell gemeinsam anpacken oder
gemeinsam untergehen, sind die einzigen Optionen. Gut eineinhalb
Jahre sind Zeit genug, wieder in Fahrt zu kommen. Doch das gelingt
nur, wenn die FDP keinen Tag vertändelt. Umso unverständlicher, dass
in Benediktbeuern nach dem Reihenschließen kein erster großer
Paukenschlag kam: Das Zehn-Punkte-Programm für Bayerns Zukunft
enthält nichts Neues. Es listet auf, was längst aus
Regierungserklärungen bekannt ist oder vom Landesparteitag im
vergangenen November in Landshut. Dabei hatte der Koalitionspartner
CSU vorgemacht, wie es besser geht: Parteichef Horst Seehofer
zauberte bei seiner Klausur in Kreuth eine Vision aus dem Hut -
nachdem sich gegen seine Haushaltspolitik in der Fraktion ein mildes
Lüftchen des Widerstands geregt hatte. Bayern wird bis 2030 als
erstes Land schuldenfrei, gab er als Zielmarke vor. Der nächsten
Generation statt rund 30 Milliarden Miesen solide Finanzen zu
hinterlassen, ist ein Projekt, das auch die allseits umworbenen
Jungwähler überzeugt. Besonders bitter für die FDP: Das Zeug zu
dieser Vision hatten sie selbst in der Tasche: der liberale
Schuldentilgungsplan für Bayern - wenn auch nicht smart ergänzt um
die Jahreszahl 2030 - stammt vom Landesparteitag in Landshut, ist
dort auf Seite 8 des Leitantrags 1 versteckt. Der Seehofer-Coup
ärgerte die FDP-Finanzexperten. Doch statt nun in die Gänge zu
kommen, wird auch der nächste Schachzug der CSU überlassen. Während
Finanzminister Markus Söder bereits an den Details des
Schuldentilgungsplans tüftelt - wohlwissend, dass die ersten Tranchen
vor dem Wahljahr 2013 auf jeden Fall finanziell zu stemmen sein
dürften - liegen die Hände der Liberalen still. Dabei könnten sie mit
einem eigenen stramm durchgerechneten Konzept auf dem Feld ihrer
Kernkompetenz punkten und vorrechnen, ob 2030 machbar ist, oder nur
eine Luftnummer. Kompetenzwerte würden dann auch wieder der FDP
zugeschrieben - und nicht nur der CSU. Sie wären das beruhigendste
Kapital vor der entscheidenden Wahlschlacht 2013. Felder zur
Profilierung gibt es genug: Das schnelle Internet für ganz Bayern zum
Beispiel - oder der von den Liberalen stets geforderte sanfte
Donauausbau ohne Staustufen. Sonst hat's am Ende wieder die CSU
erfunden. Und die Frage stellt sich erneut und zu Recht: Für was
braucht es die FDP?
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
374199
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Ungarn von Ulrich Krökel Regensburg (ots) - Ungarn in Aufruhr: Die einen, die Guten,
marschieren für die Rettung der Demokratie. Die anderen, die Bösen,
lassen die Europa-Flagge in Flammen aufgehen und fordern einen
Austritt aus der EU. Die Dritten schließlich, die Mächtigen,
demonstrieren schweigend für ihren Heilsbringer, den
rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Und aus
Brüssel schickt die Europäische Kommission Drohbriefe. Quo vadis,
Hungaria? Sicher ist: Die europäische Öffentlichkeit tut gut daran,
in der EU nicht jene letzte Instanz mehr...
- Lausitzer Rundschau: Am kürzeren Hebel
Die EU ist gegen Viktor Orban weitgehend machtlos Cottbus (ots) - Ungarn in Aufruhr: Die einen, die Guten,
marschieren für die Rettung der Demokratie. Die anderen, die Bösen,
lassen die Europa-Flagge in Flammen aufgehen. Die Dritten
schließlich, die Mächtigen, demonstrieren schweigend für ihren
Heilsbringer, den rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor
Orban. Und aus Brüssel schickt die Europäische Kommission Drohbriefe.
Quo vadis, Hungaria? Sicher ist: Die europäische Öffentlichkeit tut
gut daran, in der EU nicht jene letzte Instanz zu sehen, die Ungarn
mit Druck auf den mehr...
- Lausitzer Rundschau: Gute Welt, schlechte Welt
Der Bundespräsident verliert immer mehr an Rückhalt Cottbus (ots) - In der Causa Wulff gibt es zwei voneinander
getrennte Welten. In der einen lebt der Bundespräsident selbst. Im
Schloss Bellevue gibt er Empfänge, begrüßt Schülergruppen und
Sternsinger, oder er bespricht mit Botschaftern die schwierige Lage
in Europa. Ein Mann ist dort zu beobachten, der sich ganz dem Amt und
den Aufgaben des Bundespräsidenten verpflichtet fühlt. Egal, was um
ihn herum passiert. In der anderen Welt fern seines Amtssitzes und
seiner Verpflichtungen agieren insbesondere die Medien und Wulffs
politische mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ägypten Bielefeld (ots) - Vor einem Jahr stürmten mutige Aktivisten auf
den Kairoer Tahrir-Platz und forderten den Regimewechsel. Erst
demonstrierten Zehntausende, dann Hunderttausende gegen den Diktator
Hosni Mubarak. Sie hatten genug von Korruption, Misswirtschaft und
Unterdrückung und riefen nach Freiheit und Demokratie. Drei Wochen
später trat Mubarak zurück. Die Revolution hatte gesiegt.
Doch wie substanziell ist dieser Sieg? Ist der Wandel zur
Demokratie tatsächlich gelungen? Leider ergibt sich eine gemischte
Bilanz. Die Menschen mehr...
- Rheinische Post: Romneys Marathon
Kommentar von Frank Herrmann Düsseldorf (ots) - Es sollte ein Sprint werden, nun wird es ein
Marathon. Nach einem gelungenen Start im US-Vorwahlkampf wähnte sich
Mitt Romney fast am Ziel. Nun hat ihm Newt Gingrich einen Strich
durch die Rechnung gemacht. Eigentlich war er schon abgeschrieben,
der Altpolitiker mit der spitzen Zunge. Doch im Bibelgürtel des
Südens hat er alle eines Besseren belehrt. Sicher, Romney bliebt
Favorit. Sein Spendenkonto ist am besten gefüllt, seine Kampagne die
professionellste. Gut möglich, dass er dank eines gut geölten
Apparats mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|