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stern-Interview: Kunsthistoriker Werner Spies hält weitere Max-Ernst-Fälschungen für möglich - Bande hatte ihm noch mehr unsignierte Werke vorgelegt

Geschrieben am 15-02-2012

Hamburg (ots) - Der international renommierte Kunsthistoriker
Werner Spies gesteht in einem Exklusivinterview in der neuen, am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern: Es gibt weitere mögliche
Fälschungen im Stile von Max Ernst. Die Kunstfälscherbande um den
Maler Wolfgang Beltracchi hatte Spies noch im Jahre 2007 eine Mappe
mit unsignierten Arbeiten vorgelegt. Dies hat Spies den
Ermittlungsbehörden verschwiegen.

Bislang war bekannt, dass Spies zwischen 1999 und 2004 insgesamt
sieben gefälschte Gemälde der Bande gesehen und als echt erachtet
hatte. Dem stern erzählt der Max-Ernst-Experte, ein Handlanger des
Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi habe ihn 2007 mit der Mappe
aufgesucht. "Ich habe mir die Arbeiten nicht gründlich angesehen,
aber nach dem ersten Blick hatte ich schon Zweifel an der
Authentizität einiger Arbeiten. Das habe ich auch gesagt." Ob die
Arbeiten trotzdem verkauft wurden oder überhaupt noch existieren, ist
unklar.

Für die bislang bekannten Fälschungen hatte Spies Expertisen
ausgestellt. In der Branche gilt dies als stichfester Beweis für die
Echtheit von Max-Ernst-Bildern. Damit ausgestattet verkauften die
Betrüger die Werke für mindestens 4,5 Millionen Euro.

Im stern spricht Werner Spies erstmals darüber, wie er mit der
Bande in Kontakt kam und erzählt von seiner tiefen Verzweiflung seit
Bekanntwerden des Skandals. "Dieser Ansehensverlust! Da kam mir schon
der Gedanke, mich von dieser Welt zu verabschieden", sagte der
74-Jährige in Paris.

Abgeschlossen hat Werner Spies mit dem Fall Beltracchi noch nicht.
Er glaube noch immer an die Echtheit der Bilder, versicherte er dem
stern. "Einen Beweis der Unechtheit habe ich bis heute nicht", sagte
Spies, der für seine Verdienste um die Kunst das Bundesverdienstkreuz
und einen Orden der französischen Ehrenlegion erhielt.

Die Bande um den Maler Wolfgang Beltracchi hatte über Jahrzehnte
Bilder gefälscht und sie über Galerien und Auktionshäuser in den
internationalen Markt geschleust. Im Oktober vergangenen Jahres
wurden Wolfgang Beltracchi und seine Handlanger vor dem Kölner
Landgericht dafür wegen Betrugs verurteilt - der Fälscher erhielt
sechs Jahre im offenen Vollzug. Vor Gericht wurden 14 Bilder
verhandelt, die Behörden ermittelten in 55 Fällen.



Pressekontakt:
Gruner+Jahr, stern
Nina Plonka
Telefon: 040-3703-4410
plonka.nina@stern.de


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