Schwäbische Zeitung: Die Studie allein hilft nicht weiter - Leitartikel
Geschrieben am 01-03-2012 |
Leutkirch (ots) - Vor wenigen Wochen hat sich der
rheinland-pfälzische SPD-Justizminister Jochen Hartloff dafür
ausgesprochen, in Deutschland zumindest teilweise das islamische
Rechtssystem Scharia anzuwenden, wenn es um Streitigkeiten unter
Muslimen geht. Unionspolitiker reagierten mit reflexartiger Empörung.
Dabei hatte der Vorschlag durchaus sein Gutes: Er beleuchtet
schlaglichtartig die parteiübergreifende Ratlosigkeit, wenn es um das
große Thema Integration geht. Der Begriff ist zwischenzeitlich derart
verwässert und unverbindlich, dass er nur noch als Reizwort für ein
gewachsenes Problem dieser Gesellschaft taugt.
Die jetzt veröffentlichte Studie operiert ebenfalls mit diesem
Reizwort. Und die Reaktionen passen in die bekannten Schemata. Volker
Beck von den Grünen attestiert dem Innenminister, ihm selber mangele
es an Integrationsbereitschaft, die FDP erkennt eine Verschwendung
von Steuergeldern, und in der Union erklingen mal wieder Alarmrufe.
In der Tat ist das Papier eine Steilvorlage für alle möglichen
Interpretationen. Die überwiegende Mehrheit der Muslime distanziert
sich von Gewalt und Terror: gute Nachricht! 48 Prozent der
nichtdeutschen Muslime zwischen 14 und 32 Jahren zeigen starke
Separationsneigungen: schlechte Nachricht! 24 Prozent zeigen
tendenziell eine Gewaltakzeptanz: schlechte Nachricht! Die Mehrheit
aller Befragten will sich integrieren: gute Nachricht! Viele wollen
ihre Herkunftskultur bewahren, liebäugeln aber auch mit der
deutschen: ambivalente Nachricht!
Bei aller unterschiedlichen Lesart: Zur Beschwichtigung sind die
Ergebnisse nicht geeignet. Es empfiehlt sich, das Unerfreuliche
dieser Untersuchung sehr ernst zu nehmen. Nur dann ist sie hilfreich.
Die wabernde Integrationsdebatte muss ins Konkrete gewendet werden,
sonst ist sie zur Ergebnislosigkeit verdammt. Für die Muslime in
Deutschland wäre es zunächst einmal wichtig zu erfahren, was die
deutschstämmige Gesellschaft eigentlich unter Integration versteht.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
381476
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: freie Schulwahl Stuttgart (ots) - Es ist richtig, den Eltern die Entscheidung zu
überlassen, welche Schule ihr Kind künftig besucht. Denn mehr
Entscheidungsfreiheit heißt auch mehr Verantwortung. Es ist gut für
die Kinder, dass nicht mehr jedes verunglückte Diktat und jede
verpatzte Mathearbeit zum Drama wird, weil es die Schullaufbahn
gefährdet. Es ist gut für Eltern und Grundschullehrer, dass sie nicht
mehr um Zehntelnoten miteinander feilschen müssen, sondern über das
Kind mit seinen Stärken und Schwächen sprechen können. Und es ist
zumutbar mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Westfälischer Friedenspreis für Helmut Schmidt
Ein großer Deutscher
THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Die erste Verblüffung, die sich bei der
Nachricht einstellt, dass Helmut Schmidt den Westfälischen
Friedenspreis erhält, entlädt sich in der zweifelnden Frage: Hat er
den nicht schon längst? Schließlich hat ihn Schmidts großer
französischer Partner, Giscard d'Estaing, doch schon erhalten. Und da
sollte der Kanzler ihn nicht erhalten haben, der mit Giscard 1975
zunächst den G-6-Gipfel, den Vorläufer von G 7, G 8 und G20, den
politischen Leitgremien der Welt, erfand? Nein, hat er nicht. Und
deshalb ist es eine sehr mehr...
- Rheinische Post: Fakten über Muslime Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Um die Emotionen über die neue Muslim-Studie richtig einschätzen
zu können, sollten wir vielleicht einen Moment inne halten und uns
überlegen, welche Aussagekraft eine Studie hätte, die, sagen wir, die
Neigungen "der" Katholiken zwischen 14 und 32 Jahren aufklären
wollte. Sicherlich würde auch diese Arbeit ergeben, dass es "die"
Katholiken gar nicht gibt, sondern dass sie in sehr verschiedenen,
kaum generalisierbaren Umständen leben. Aber die Ergebnisse hätten
trotzdem einen mehr...
- Rheinische Post: Waffen für Syrien Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Am Ende hat Goliath gegen David gesiegt, haben die Truppen von
Syriens Diktator Baschar al Assad die Rebellenhochburg Homs gestürmt.
Das ist vor allem auch ein psychologischer Rückschlag für die
Opposition, denn er hat aller Welt gezeigt, wie sehr die Rebellen der
hochgerüsteten Armee des Regimes unterlegen sind. Trotzdem könnte der
erst nach einer brutalen Belagerung errungene militärische Erfolg zum
Wendepunkt in der Auseinandersetzung zwischen Assad und seinen
Gegnern werden. mehr...
- Rheinische Post: Euro-Taktik Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Reinhard Kowalewsky:
Die sich anbahnende Ausdehnung des Euro-Rettungsschirmes kann
einen in die Verzweiflung treiben: Warum erweckte die Bundesregierung
lange den Eindruck, man wolle nicht die zwei Rettungsschirme ESM und
ESFS zusammenlegen, um nun doch genau diese Kombination für möglich
zu halten? Deutschlands Haftung wird sich auf bis 280 Milliarden Euro
erhöhen. Und dass es wohl so kommt, ist daran zu erkennen, dass
selbst die gewohnt populistische CSU sie nicht mehr ausschließt.
Tatsächlich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|