Westdeutsche Zeitung: Steuern für freiwillige Soldaten und "Bufdis" sind kein Skandal - Die Bundeswehr muss anders punkten
Ein Kommentar von Lothar Leuschen
Geschrieben am 07-03-2012 |
Düsseldorf (ots) - Öffentliche Aufregung funktioniert im Prinzip
immer nach demselben Schema. Irgendwer sagt etwas, und ehe er seinen
Gedanken zu Ende ausgeführt hat, hagelt es aus allen Ecken "Nein",
"geht nicht" oder allenfalls noch "ja, aber nicht bei uns". So ergeht
es auch Wolfgang Schäuble. Der Bundesfinanzminister hat es gewagt,
Lohnsteuer für jene anzukündigen, die freiwillig Dienst bei der
Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen leisten. Der Einspruch aus
dem Bundesverteidigungs- sowie dem Familienministerium folgte auf dem
Fuße. Thomas de Maizière und Kristina Schröder fürchten um die
Attraktivität ihre Dienste auf niedrigster Lohnstufe. Der Sold für
Freiwillige bei der Bundeswehr ist mit maximal etwa 1100 Euro brutto
im Grunde kein Argument für den Dienst in Uniform. Und die Helfer im
Bundesfreiwilligendienst, die "Bufdis", bekommen für ihre Arbeit in
der Regel lediglich ein Taschengeld in Höhe von 300 Euro. Und die
sollen künftig auch noch Steuern bezahlen?
Ja, sollen sie. So will der Finanzminister das. Und er hat recht
damit, auch wenn er wohl kaum Gerechtigkeit, sondern nur die Suche
nach neuen Einnahmequellen im Schilde führt. Aus welchem Grund soll
ein Soldat steuerfrei gestellt werden, während eine Friseurin mit
ähnlich geringem Einkommen ihren Lohn auch noch versteuern muss.
Zu Zeiten, als der Staat junge Männer zum Wehrdienst
verpflichtete, war es richtig, den geringen Sold nicht auch noch zu
besteuern. Heute ist der Dienst in Uniform ein beinahe ganz
gewöhnlicher Beruf. Also ist es nur gerecht, dass freiwillig
Wehrdienstleistende, wie alle anderen abhängig Beschäftigten auch,
ihren Lohn versteuern.
Selbstverständlich trifft es jeden hart, wenn er vom kargen Lohn
oder Sold durchschnittlich auch noch 65 Euro im Monat abgeben muss.
Aber erstens zahlen die meisten "Bufdis" auch in Zukunft als
Geringverdiener keine Steuern. Und zweitens muss die Bundeswehr als
Berufsarmee durch ihre Anforderung und ihre Bezahlung punkten und
nicht dadurch, dass der Wehrsold steuerfrei ist.
Das hätte obendrein den Nebeneffekt, dass die Truppe nicht mehr
überwiegend "Freiwillige" anlockt, die mangels Qualität auf dem
Arbeitsmarkt nur geringe Chancen haben.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
382634
weitere Artikel:
- Trierischer Volksfreund: KOMMENTAR: Soldat ist auch nur ein Job. Die Überlegungen zur Besteuerung des Wehrdienstes sind richtig Trier (ots) - Es ist in Ordnung, dass Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) prüfen lässt, woher der Staat weitere
Einnahmen bekommt. Das ist Schäubles Pflicht. Logisch, dass er dabei
auf die Einkommen der freiwillig Wehrdienstleistenden und - dem
Grundsatz der Gleichbehandlung folgend - der im
Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) Aktiven schielt. Wehrdienst ist eine
normale Arbeit. Die dort Beschäftigten üben zeitweise den Beruf des
Soldaten aus. Sie verdienen laut Bundesverteidigungsministerium bis
zu knapp 1150 Euro. Im Jahr mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Solvente Kassen Karlsruhe (ots) - Auch positive Nachrichten können für einigen
Verdruss sorgen: Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein
ansehnliches Finanzpolster angesammelt. Vorbei sind die Zeiten, als
die Vorstände rote Zahlen melden mussten. Jetzt geht es darum, was
mit den Überschüssen passieren soll. Groß sind die Begehrlichkeiten
angesichts der Milliardensummen, um die es geht. Der
Bundesfinanzminister möchte den Kassen den staatlichen Geldhahn
möglichst rasch zudrehen, dabei geht es bei den Zahlungen aus Berlin
nicht um Krankheitskosten, mehr...
- Schwäbische Zeitung: Ohne Rituale geht es nicht - Leitartikel Leutkirch (ots) - Wer 6,5 Prozent durch zwei teilt, der landet bei
3,25 Prozent. Die erste Zahl markiert die Forderung der
Dienstleistungsgesellschaft Verdi in der aktuellen
Tarifauseinandersetzung, die zweite Zahl wird - mit geringer
Abweichung nach unten oder oben - irgendwann als Ergebnis dastehen.
Das weiß die Gewerkschaftsspitze, das wissen die Verdi-Mitglieder,
das wissen die Arbeitgeber: Es muss im Prinzip jedem klar sein, der
die Tarifverhandlungen vergangener Jahre und Jahrzehnte verfolgt hat.
Ein klassischer Kompromiss eben mehr...
- Schwäbische Zeitung: Die Diskussion wird der Politik nicht gerecht - Kommentar Leutkirch (ots) - Solange die mit Pomp Verabschiedeten nicht
wirklich Anerkennung verdienen, wirken Glockenspiel, Fackelträger und
Uniformen der Bundeswehr fehl am Platze. In der jüngsten
Vergangenheit konnte auch von einer tieferen Sinnhaftigkeit des
Großen Zapfenstreiches nicht mehr die Rede sein. Nur ein Beispiel:
Zuletzt wurde Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
diese hohe militärische Ehrung zuteil, obwohl er zuvor bürgerliche
Tugenden hatte vermissen lassen. Heute wird der zurückgetretene
Christian Wulff von mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 8. März 2012 die Pläne des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble, Einkommen aus Freiwilligen-Diensten zu besteuern: Bremen (ots) - Instinktlos
von Joerg Helge Wagner
Wolfgang Schäuble ist ein Intensivtäter, was den Umgang mit
Testballons betrifft: ob es nun 1994 das Thesenpapier zum "Europa der
zwei Geschwindigkeiten" war, im vorigen Jahr der geplante deutsche
Alleingang zur Börsenumsatzsteuer oder in jüngster Zeit das Rütteln
an der Schuldenbremse, um mehr Spielraum für mögliche weitere
Hilfspakete zur Rettung maroder Euro-Staaten zu gewinnen. Zur
Ehrenrettung des eigensinnigen Badeners muss man sagen, dass er so
etwas nie aus Geltungssucht mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|