Schwäbische Zeitung: Ohne Rituale geht es nicht - Leitartikel
Geschrieben am 07-03-2012 |
Leutkirch (ots) - Wer 6,5 Prozent durch zwei teilt, der landet bei
3,25 Prozent. Die erste Zahl markiert die Forderung der
Dienstleistungsgesellschaft Verdi in der aktuellen
Tarifauseinandersetzung, die zweite Zahl wird - mit geringer
Abweichung nach unten oder oben - irgendwann als Ergebnis dastehen.
Das weiß die Gewerkschaftsspitze, das wissen die Verdi-Mitglieder,
das wissen die Arbeitgeber: Es muss im Prinzip jedem klar sein, der
die Tarifverhandlungen vergangener Jahre und Jahrzehnte verfolgt hat.
Ein klassischer Kompromiss eben - im Sinne einer Harmonisierung
widerstreitender Interessen durch vernünftige Menschen.
Wer sich diesen schlichten Umstand vor Augen hält, der muss sich
eigentlich eben diese Augen reiben angesichts der ritualisierten
Begleitmusik dieser und anderer Tarifverhandlungen. Da wird zunächst
einmal auf beiden Seiten verbal aufgerüstet. Völlig realitätsfern
seien die Verdi-Forderungen, sagen die öffentlichen Arbeitgeber.
Einen Ehrensold für Krankenschwestern fordert Verdi-Chef Bsirske,
dessen eigener Sold mutmaßlich nicht weit vom Sold honoris causa der
früheren Bundespräsidenten entfernt ist. Es gibt Warnstreiks, und
wenn es dumm läuft, folgen echte Streiks. Dann kommen ein paar
Abrüstungsrunden, am Ende verkünden beide Seiten mehr oder weniger
stolz ein Ergebnis, um das man hart gerungen habe, mit dem man aber
gerade noch so leben könne. In diesem Falle also 3,25 Prozent
plus/minus X.
Das wirkt alles ein wenig angestaubt, anachronistisch. Aber die
naheliegende Frage: warum nicht gleich so? blendet etwas
Entscheidendes aus. Sowohl Gewerkschaften als auch
Arbeitgeberverbände sind im Laufe der Zeit zu Organisationen mit
eigenem Innenleben geworden. Nach außen müssen sie sich bei ihrer
jeweiligen Klientel behaupten, indem sie bei Gelegenheit auf die
Pauke hauen. Und diese Gelegenheit ist eben die klassische
Tarifauseinandersetzung. Alles in allem ist das Land damit nicht
schlecht gefahren. Also empfiehlt sich Gelassenheit.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
382641
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Die Diskussion wird der Politik nicht gerecht - Kommentar Leutkirch (ots) - Solange die mit Pomp Verabschiedeten nicht
wirklich Anerkennung verdienen, wirken Glockenspiel, Fackelträger und
Uniformen der Bundeswehr fehl am Platze. In der jüngsten
Vergangenheit konnte auch von einer tieferen Sinnhaftigkeit des
Großen Zapfenstreiches nicht mehr die Rede sein. Nur ein Beispiel:
Zuletzt wurde Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
diese hohe militärische Ehrung zuteil, obwohl er zuvor bürgerliche
Tugenden hatte vermissen lassen. Heute wird der zurückgetretene
Christian Wulff von mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 8. März 2012 die Pläne des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble, Einkommen aus Freiwilligen-Diensten zu besteuern: Bremen (ots) - Instinktlos
von Joerg Helge Wagner
Wolfgang Schäuble ist ein Intensivtäter, was den Umgang mit
Testballons betrifft: ob es nun 1994 das Thesenpapier zum "Europa der
zwei Geschwindigkeiten" war, im vorigen Jahr der geplante deutsche
Alleingang zur Börsenumsatzsteuer oder in jüngster Zeit das Rütteln
an der Schuldenbremse, um mehr Spielraum für mögliche weitere
Hilfspakete zur Rettung maroder Euro-Staaten zu gewinnen. Zur
Ehrenrettung des eigensinnigen Badeners muss man sagen, dass er so
etwas nie aus Geltungssucht mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Ohne Männer geht es einfach nicht - Leitartikel von Beatrix Fricke Berlin (ots) - Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit schalte ich
mein Autoradio ein, um mich auf den neuesten Stand zu bringen. Wenn
es um Nachrichten und die schlimmsten Staus geht, werde ich meist
auch ganz gut bedient. Bei den sogenannten unterhaltsamen Beiträgen
bröselt allerdings nicht selten der Staub aus den Lautsprechern.
Gestern zum Beispiel, als "Geschlechterexperte" Hauke Brost zur
Erklärung anhob, warum Männer beim Einkaufen so schnell ungeduldig
werden. Der Mann als solcher shoppe einfach nicht gern, erklärte der
Autor, mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Steuerpläne: Bielefeld (ots) - Man kann's auch übertreiben. Mit dem jüngsten
Ruf nach mehr Steuergerechtigkeit tut sich das Finanzministerium
keinen Gefallen. Da sollen Wehrsold und Bufdi-Taschengeld besteuert
werden - koste es, was es wolle. Denn die Einnahmen aus diesen Plänen
werden kaum die Verwaltungskosten, die sie verursachen, ausgleichen.
Die Wehrdienstleistenden erhalten kaum mehr als 1146 Euro im Monat.
Mit den Werbungskosten lässt sich die Summe schnell unter den
Steuerfreibetrag drücken. Und wer sich freiwillig für die
Gesellschaft mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Krankenkassenbeiträge: Bielefeld (ots) - Probleme im Gesundheitssystem gehören in
Deutschland seit vielen Jahren zum politischen Alltag. Doch dieses
»Problem« ist nun doch neu: Bei der gesetzlichen Krankenversicherung
haben sich fast 20 Milliarden Euro angesammelt. Klar, dass so viel
Geld nicht unbemerkt bleibt. Die Frage, wohin mit den Milliarden,
möchten die Versicherer am liebsten so beantworten, dass sie es bei
sich behalten. »Als Reserve für sinkende Einnahmen«, behaupten sie.
»Um ihren Sparkurs bei den Ausgaben zu lockern« befürchten die
Arbeitgeber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|