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Schwäbische Zeitung: Schuldenschnitt nach Athener Art - Leitartikel

Geschrieben am 09-03-2012

Leutkirch (ots) - Der Schuldenschnitt ist geglückt, die Gläubiger
haben ihrer Enteignung zugestimmt. Mit einem Schlag entledigen sich
die Griechen eines Schuldenbergs von 100 Milliarden Euro. Für die
Regierung in Athen und alle Bürger ein wahrhaft historischer Moment,
selbst wenn eine Minderheit von Anlegern noch zum Einlenken gezwungen
werden muss. Griechenland hat den Gläubigern ein Angebot gemacht, das
sie nicht ablehnen können. Doch dieser Schuldenerlass geschah in etwa
so freiwillig, wie die Entnahme eines entzündeten Blinddarms.

Für Europa ist die griechische Lösung alles andere als erfreulich.
Der hoch verschuldete Kontinent braucht zwingend Staatsanleihen, um
seine aufgeblähten Haushalte zu finanzieren. Doch staatliche
Schuldscheine sind jetzt diskreditiert. Anleihen etlicher Euro-Länder
gelten fortan zu Recht als Spekulation mit hohem Ausfallrisiko. Jeder
Anleger wird es sich künftig dreimal überlegen, ob er sein Geld einem
südeuropäischen Land leiht oder lieber solide Firmenaktien kauft.

Was die Griechen mit Billigung ihrer europäischen Freunde
vorexerziert haben, könnte zur Handlungsmaxime überschuldeter Staaten
werden. Wer garantiert Gläubigern, dass Länder wie Portugal oder
Italien es nicht ähnlich handhaben wie Athen und ihre Schulden auch
mit einem kühnen Federstrich minimieren? Erlässt bald jeder schlecht
geführte Staat ein Gesetz zulasten seiner Gläubiger, wenn ihm die
Verbindlichkeiten am Ende über den Kopf wachsen?

Noch vor fünf Jahren hätten wir bei einem gesetzlich erzwungenen
Schuldenabbau von sozialistischen Methoden gesprochen. Heute loben
alle - Finanzminister, Bankenverbände und sogar Manager wie Josef
Ackermann - einen solchen Eingriff. Der Schuldenschnitt nach Athener
Art war tatsächlich wohl alternativlos, um die Pleite Griechenlands
hinauszuzögern, bis der europäische Rettungsschirm voll aufgespannt
ist. Gut war die Enteignung deshalb noch lange nicht.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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