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"Religionsfreiheit ist eine Frage der Menschenwürde."/ Christen und Juden betonen Rolle der Religion in der Öffentlichkeit

Geschrieben am 12-03-2012

Hannover (ots) -

Sperrfrist: 12.03.2012 18:00
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Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Sperrfrist: Montag, 12. März 2012, 18.00 Uhr!

Die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD), die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) und die
Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) haben heute anlässlich
einer Diskussionsveranstaltung in Leipzig die Rolle der Religion in
der Öffentlichkeit betont. Unter dem Leitwort "Religion in der
demokratischen Öffentlichkeit" diskutierten Kirchenvertreter und
Rabbiner im Alten Rathaus die Bedeutung der Religionsfreiheit auch im
öffentlichen Raum.

In ihrem Vortrag betonte Rabbinerin Elisa Klapheck von der
Allgemeinen Rabbinerkonferenz, dass die demokratischen und
rechtsstaatlichen Grundlagen in einem nicht geringen Maße in den
religiösen Traditionen selbst wurzeln. Heute sei es die Aufgabe der
Religionen, dieses Erbe neu zu erschließen. Das Judentum könne
hierbei am Talmud anknüpfen, der sich bereits detailliert mit der
politischen Bedeutung der jüdischen Religion auseinandergesetzt hat.

Bischof Heinrich Mussinghoff (Aachen) betonte, dass sich das
deutsche Verhältnis der Kooperation und Koordination von Kirche und
Staat bewährt habe und auch offen für nicht-christliche
Religionsgemeinschaften sei. Ausdrücklich setzte er sich für die
Präsenz von Religion im öffentlichen Raum ein und plädierte für
"vernünftige Ausnahmeregelungen", die die Religionsfreiheit von
Minderheiten schützen. So sei es bereits heute in vielen Schulen
üblich, muslimische Schüler an den islamischen Feiertagen vom
Unterricht zu befreien. Man könne auch die Speisepläne in
Krankenhäusern oder Schulen so gestalten, dass sie nicht in Konflikt
mit religiösen Speisevorschriften geraten. Dieser "Weg der
Rücksichtnahme" erfordere gewiss größere Anstrengungen von allen
Seiten, die aber gerechtfertigt seien. "Denn die Religionsfreiheit
schützt nicht irgendwelche Präferenzen oder Wünsche", so der Bischof
weiter, "sondern die Identität und moralische Integrität der Person.
Religionsfreiheit ist eine Frage der Menschenwürde."

In seinem Grußwort hob Rabbiner Steven Langnas von der Orthodoxen
Rabbinerkonferenz Deutschland hervor, dass Religion und moderne
Demokratie sich wechselseitig herausfordern. Einerseits stelle sich
die Frage, "wie eine Demokratie diversen Religionsgemeinschaften und
ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden kann";
andererseits müssten wir uns fragen, "wie innerhalb einer liberalen
Demokratie religiöse Werte auf eine effektive Art und Weise
vermitteln können".

Seit 60 Jahren seien durch die Woche der Brüderlichkeit immer
wieder neue Signale "mit aktualisierten Impulsen des
christlich-jüdischen Zusammenlebens an die politischen, kulturellen
und religiösen Kräfte gesetzt worden", erklärte Uwe Michelsen,
Mitglied des Rates der EKD, in seinem Grußwort. Die Verleihung der
Buber-Rosenzweig-Medaille in diesem Jahr an den Vorsitzenden des
Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider, sei eine besondere
Auszeichnung durch den Deutschen Koordinierungsrat: "Denn damit
signalisieren Sie auch die Anerkennung für die langjährigen und
vielfältigen Bemühungen in der evangelischen Kirche, das belastende
Erbe des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus wahrzunehmen
und - so es in unserer Hand steht - auszutreiben."

Der öffentlichen Veranstaltung war ein internes Gespräch
vorausgegangen, in dem sich Rabbiner und Kirchenvertreter über Fragen
des Umweltschutzes in jüdischer und christlicher Sicht ausgetauscht
haben.

Seit 2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz
und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland mit Mitgliedern der
Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch.
Alle zwei Jahre führen sie gemeinsam mit dem Deutschen
Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit eine öffentliche Veranstaltung durch.

Hinweise:

Weitere Informationen finden Sie unter: Allgemeine
Rabbinerkonferenz - www.a-r-k.de Deutsche Bischofskonferenz -
www.dbk.de Evangelische Kirche in Deutschland - www.ekd.de Orthodoxe
Rabbinerkonferenz Deutschland - www.ordonline.de Deutscher
Koordinierungsrat - www.deutscher-koordinierungsrat.de

Hannover, 8. März 2012

Pressestelle der EKD

Reinhard Mawick



Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de


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