DER STANDARD-Kommentar: "Wo bleibt der Anstand?" von Conrad Seidl
Geschrieben am 20-03-2012 |
Verhaltenskodex // Ausgabe vom 21.03.2012
Wien (ots) - Zum Verständnis der österreichischen Seele empfahl
der verstorbene Wiener Psychiater Stephan Rudas das Studium der
Geschichte der Gegenreformation: Als die Habsburger die Österreicher
nach dem 30-jährigen Krieg wieder katholisch machten, da musste man
sich öffentlich zu König (später Kaiser) und Papst bekennen; man
durfte sich aber die Freiheit nehmen, es im Privaten nicht allzu
streng mit diesen Vorgaben zu nehmen.
Das hatte Auswirkungen auf die österreichische Seele. Das hat
Auswirkungen auf die österreichische politische Kultur bis heute. Man
verlangt Korrektheit im Auftreten. Man verlangt Gesetzestreue von
"denen da oben". Und man hält sich selber für den gesetzestreuesten
aller Bürger - bis man beim Schnellfahren, beim Beschäftigen von
Pfuschern oder bei der Beeinflussung von Amtsträgern erwischt wird.
Wobei das Unrechtsbewusstsein nicht sehr ausgeprägt ist: Dieselben
Leute, die empört fordern, dass man Gesetze gefälligst einzuhalten
habe, bagatellisieren nicht nur die eigenen kleinen Gesetzesverstöße
(jeder eigene Verstoß ist in der eigenen Wahrnehmung "klein") - sie
fordern auch als generelle Regel, "menschliche Lösungen" den "kalten,
starren Paragrafen" vorzuziehen.
Das ist das Umfeld, in dem Rechtsbeugung und Korruption gedeihen.
Wenn die ÖVP nun - nicht zum ersten Mal - einen Verhaltenskodex für
ihre Funktionäre einführen will, muss sie erst einmal definieren, was
heute als anständig zu gelten hat: Ist es anständig, dass Politiker
sich als Anlaufstelle für alle möglichen Bürger- und
Unternehmerinteressen verstehen? Ist es nicht gerade diese
Bürgernähe, die zum Dehnen und Beugen des Rechts einlädt? Und sie
muss sich fragen: Würden Politiker, die nicht bereit sind, alles
Mögliche zu unternehmen und im Zweifelsfall auch das (rechtlich)
Unmögliche doch noch umzusetzen, überhaupt gewählt werden?
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
385039
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zur Diskussion um den Solidarpakt: Vereintes Land, geteilte Armut, viele Missverständnisse Frankfurt/Oder (ots) - Es besteht kein Zweifel daran, dass es
Regionen und Städte im Westen gibt, die dringend der Unterstützung
bedürfen. Es stimmt aber keineswegs, dass der Osten im Geld schwimmt.
Wie in ganz Deutschland existieren hier arme und ganz arme Kommunen.
Für sie alle müssen Lösungen gefunden werden. Es gibt den Vorschlag,
den Solidaritätszuschlag in einen bundesweiten Fonds für
strukturschwache Regionen umzuwandeln. Ja, warum nicht? Schade nur,
dass die Debatte derzeit für den Wahlkampf missbraucht und auf dem
Rücken mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Röttgen hält sich Rückkehr nach Berlin offen
Schwere Hypothek
PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Die Weigerung ihres Spitzenkandidaten Norbert
Röttgen, sich bedingungslos für einen Wechsel in die Landespolitik zu
entscheiden, wird zu einer schweren Hypothek für die NRW-CDU im
Wahlkampf. Immer mehr Parteifreunde drängen Röttgen, auch im Fall
einer Niederlage am 13. Mai das Amt des Bundesumweltministers
aufzugeben und die Führung der Fraktion zu übernehmen. Doch Röttgen
bleibt stur. Die Vorstellung seiner Parlamentarischen
Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser als Ministerin für
Bundesangelegenheiten unter ihm mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Zuverdienstmöglichkeiten für Rentner
Neue Horizonte
PETER STUCKHARD Bielefeld (ots) - Der Übergang vom Berufsleben in das
Rentnerdasein ist ganz einfach: Ist man vor 1948 geboren, arbeitet
man bis 65. Dann genießt man seine Rente oder verdient dazu, so viel
man kann. Für spätere Jahrgänge steigt das Renteneintrittsalter
stufenweise auf 67 Jahre. Ist man mindestens 35 Jahre versichert -
und nur noch dann -, kann man mit 63 in Rente gehen. Für jeden Monat,
der einen von der persönlichen Regelaltersgrenze trennt, muss man
dann aber einen Abschlag von 0,3 Prozent in Kauf nehmen. Das kann
sich auf 14,4 mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Rentenreform Bielefeld (ots) - Die Deutschen sollen länger arbeiten. Die
schrittweise Einführung der Rente mit 67 greift erstmals in diesem
Jahr, großzügige Altersteilzeitregelungen gibt es nicht mehr. Während
sich die Arbeitnehmer noch mühen, sich mit den Folgen des
demographischen Wandels abzufinden, scheint die Regierung eine Rolle
rückwärts zu vollführen: Frührentner sollen künftig deutlich mehr als
die bisher erlaubten 400 Euro pro Monat verdienen dürfen. Was
widersprüchlich erscheint, ist in Wirklichkeit eine weitere Reaktion
auf die Alterung mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Frankreich Bielefeld (ots) - Noch ist rätselhaft, wer der oder die
Motorroller-Mörder sind, die in der vergangenen Woche drei Soldaten
ermordet und Anfang der Woche das tödliche Attentat auf die jüdische
Schule in Toulouse verübt haben. Es könnten Neonazis sein, es könnten
aber auch Islamisten sein. Die Behörden in Frankreich suchen mit
voller Kraft. Die Wahlkämpfer indes haben vor der
Präsidentschaftswahl am 22. April ihr Thema gefunden: Frankreichs
innere Sicherheit. Beide, der amtierende Staatspräsident Nicolas
Sarkozy sowie sein Herausforderer, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|