Westfalenpost: Besser ist längst nicht gut genug
Geschrieben am 22-03-2012 |
Hagen (ots) - Zum Kompromiss über die Organspende
Von Harald Ries Es kommt selten genug vor, dass alle Fraktionen im
Bundestag sich einig sind. Deshalb ist es kein Wunder, wenn sie sich
bei der Reform der Organspende gegenseitig auf die Schultern klopfen.
Sie haben auch wirklich etwas erreicht: nach einer viele Jahre
währenden Diskussion der immer gleichen Argumente endlich einen
Kompromiss gefunden, der tatsächlich eine Verbesserung verspricht.
Allerdings eine sehr kleine. Sie wird bei weitem nicht ausreichen, um
auch nur die gröbste Not zu lindern.12 000 Menschen warten in
Deutschland derzeit auf ein neues Herz, eine neue Niere oder eine
neue Leber. Drei Patienten sterben täglich, weil für sie kein Organ
zur Verfügung steht. Zu glauben, dass die Zahl der Organspender
sprunghaft ansteigt, weil die Krankenkasse alle paar Jahre anfragt,
ob man zur Spende bereit sei oder dagegen, ob man gar nicht
entscheiden wolle oder später, ist naiv. Nur ein Sechstel der
Deutschen hat einen Spenderpass. Ich gehöre nicht zu dieser
Minderheit. Dabei habe ich keine Angst davor, als Ersatzteillager
ausgeschlachtet zu werden; ich würde im Notfall auf eine Organspende
hoffen und betrachte es deshalb als moralische Verpflichtung, selbst
Spender zu sein. Warum ich es trotzdem nicht bin? Weil ich mich nicht
mit meinem Tod und meinem Sterben beschäftigen mag. Aus ähnlich
irrationalen Gründen habe ich auch kein Testament gemacht. Und
deshalb werde ich einen Krankenkassenbrief vermutlich genau so
ignorieren wie ich es mit den Appellen zum Tag der Organspende getan
habe. Ich weiß, dass das falsch ist. Aber das Gefühl besiegt die
Vernunft immer wieder.Um Menschen wie mich, die wahrscheinlich die
Mehrheit stellen, als Organspender zu gewinnen, bedürfte es einer
anderen Regelung. Beispielsweise eines Schreibens, das mich darüber
informiert, ich werde künftig als Organspender in Betracht gezogen
und das mich auffordert, dem zu widersprechen, falls ich das nicht
wünsche. Wer auf drei solcher Schreiben nicht reagiert, kommt in die
Kartei. Wäre das Zwang? Es wäre der Zwang zu einer Entscheidung. Die
neue sogenannte Entscheidungslösung ermöglicht dagegen weiter das
Ausweichen und Ignorieren. Das ist bequem, aber tödlich.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
385597
weitere Artikel:
- WAZ: Der Albtraum von Toulouse
- Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Nach über 30-stündigem Nervenkrieg war der Albtraum
beendet, der Attentäter tot. Die Menschen in Toulouse atmen auf. Doch
in Frankreich, und nicht nur dort, bleibt die bange Frage: Wann zieht
der nächste ideologisch verblendete, skrupellose Todesschütze los -
und sorgt für den nächsten Albtraum? Aber war Mohamed Merah wirklich
der "einsame Wolf", der unkalkulierbare Einzeltäter, wie es in diesen
Tagen hieß? Frankreichs Geheimdienst hatte ihn immerhin auf dem
Radar, seine Kontakte zu radikalen Islamisten waren bekannt, Merah mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl im Saarland Bielefeld (ots) - Heute kommt Angela Merkel erneut ins Saarland.
Im 20 000-Einwohner-Nest Dillingen im Landkreis Saarlouis wird die
Bundeskanzlerin im Lokschuppen erwartet. Es ist bereits ihr zweiter
Auftritt in einem ansonst schlappen Wahlkampf. Denn im Saarland steht
die neue Landesregierung seit Wochen eigentlich schon fest. Trotzdem
- und das zeigt Merkels Besuch in der Provinz - ist der Auftakt des
Wahljahres von Bedeutung. Das Ergebnis könnte eine Rolle spielen -
mindestens eine psychologische, bevor es in Schleswig-Holstein mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur rechtlichen Vaterschaft Bielefeld (ots) - Umgang ja, eine garantierte rechtliche
Vaterschaft nein: Aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte ergibt sich eine weitere dicke Hausaufgabe für den
deutschen Gesetzgeber. Und die dreht sich vor allem um den Begriff
»Vater«. Ist im Gesetz von eben jenem die Rede, ist damit der
rechtliche gemeint - der, der die Vaterschaft anerkannt hat. Der
biologische? Fehlt. Doch letzterer hat nach anderen EGMR-Urteilen
zumindest ein Recht auf Kontakt zu seinem Kind - das Kindeswohl
vorausgesetzt. Aber mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Gespendetes Leben
Bundestag ebnet sinnvoller Neuregelung zur Organspende den Weg - eine Sternstunde des Parlaments. Leitartikel von Reinhard Zweigler Regensburg (ots) - Wenn es um Fragen des Lebens geht, dann rafft
sich der sonst ziemlich in Fraktionsgrenzen erstarrte Deutsche
Bundestag immer mal wieder zu Sternstunden, zu erstaunlich emotional
berührenden Debatten auf. Gestern Morgen war so eine Stunde. Die
Abgeordneten haben eine Neuregelung zur Organspende auf den Weg
gebracht, die helfen kann, mehr Leben zu retten. Dabei haben sie die
eigene, selbstbewusste Entscheidung des potenziellen Organspenders
und der Spenderin - und das sind wir eigentlich alle - in den
Mittelpunkt mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Frankreich/Toulouse Bielefeld (ots) - Frankreich befindet sich im Ausnahmezustand -
emotional wie politisch. Mitten in Trauer und Entsetzen über die
Mordtaten des mutmaßlichen »Gotteskriegers« fällt die spektakuläre
Polizeiaktion, die mit dem Tod des Mannes endet. Der Polizeieinsatz
wirft Fragen auf. Warum feuert ein Scharfschütze das tödliche
Projektil ab, obwohl der Mann doch lebend gefasst werden soll? Warum
greift die Polizei zu, obwohl Dritte augenscheinlich nicht gefährdet
waren? Warum kein Tränengas oder Geheimwerkzeug, über das eine
Antiterroreinheit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|