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Börsen-Zeitung: Gütersloh im Angriffsmodus, Kommentar zur neuen Strategie bei Bertelsmann, von Walther Becker.

Geschrieben am 28-03-2012

Frankfurt (ots) - Knapp zehn Jahre ist es her, dass Thomas
Middelhoff beim Familienunternehmen Bertelsmann gegangen wurde. Die
nach seinem Expansionskurs nötigen Aufräumarbeiten unter Gunther
Thielen brauchten viel Zeit, das Zurückdrehen band Kapazitäten,
beschränkte den finanziellen Spielraum, und es fehlte das Agieren am
Markt. Abgesehen von dem - in der Dimension sehr überschaubaren -
Musikrechte-Joint-Venture mit Finanzinvestor KKR blieb Expansion ein
Fremdwort.

Jetzt dreht sich der Wind wieder: Der 2000 von Middelhoff nach
Gütersloh geholte Thomas Rabe, seit Jahresbeginn an der
Bertelsmann-Spitze, will die Gruppe tiefgreifend verändern. Mit der
auf fünf bis zehn Jahre angelegten Strategie schaltet der 46-Jährige
auf Angriff um. Operativ schlägt der vormalige Finanzchef Wege ein,
auf denen Mathias Döpfner, der Chef des Verlags Axel Springer,
unterwegs ist: Wachstumsstärker, digitaler und internationaler müsse
der Konzern werden. Was noch schwammig klingt, soll im Sommer feste
Formen annehmen. Vor allem will Rabe die Ausrichtung nicht von der
Kassenlage abhängig machen, sondern Optionen haben, auch extern
Mittel zu verschaffen. Die 70-Jährige Matriarchin Liz Mohn ist dafür.

Die Erkenntnis, dass das Familienunternehmen Investoren und damit
frische Mittel von außen anlocken muss, kommt reichlich spät. Jetzt
wird selbst der Sprung an die Börse, den Mohn einst auf AG-Ebene und
auf Verlangen des Ex-Minderheitsaktionärs Albert Frère verhinderte,
wieder zum Thema. Zur Vermeidung des seinerzeit vereinbarten IPOs
musste sich Bertelsmann hoch verschulden, um die Anteile
zurückzukaufen. Mit der Änderung der jetzt eingefädelten Rechtsform
stellt Rabe sicher, dass die Familie das Heft in der Hand behält.

Denn die Kontrolle ist in der SE&Co. Kommanditgesellschaft auf
Aktien anders als in der AG nicht an die Höhe der Kapitalbeteiligung
gekoppelt. So soll die Europäische Aktiengesellschaft SE, die für
internationalen Anstrich sorgt, in der Hand der Familie bleiben,
während Bertelsmann über die KGaA Geld aufnehmen könnte. Die Familie
als persönlich haftender Gesellschafter behält auch dann die
Kontrolle, wenn via Börse über 50% des Grundkapitals an außenstehende
Kommanditaktionäre gehen. Die KGaA gilt daher als übernahmeresistent
und bietet Vorteile in der Nachfolgeregelung. Unter den Blue Chips
nutzen die familiär dominierten Emittenten Henkel, Merck, Fresenius
und Fresenius Medical Care diese Rechtsform. Und zu diesen würde eine
notierte Bertelsmann im Dax auch gehören.

(Börsen-Zeitung, 29.3.2012)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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