Schwäbische Zeitung: Piratenjagd ohne Strategie - Kommentar
Geschrieben am 18-04-2012 |
Leutkirch (ots) - Deutsche Soldaten sollen im Rahmen der Mission
Atalanta an Somalias Küsten Jagd auf Piraten machen. Also nicht nur
auf hoher See, wie sie das schon seit Jahren tun, sondern an Land,
respektive aus der Luft. In Berlin wurde gleich präzisiert, dass man
aber nur in einem Korridor von zwei Kilometern landeinwärts tätig
werden wolle. Ist das eine Militärstrategie? Nein, das ist Spielerei.
Je weniger manche Experten in den Geheimdiensten von Somalia
wissen, umso größer scheint ihr Selbstbewusstsein, verwegene Ideen zu
entwickeln. Man kann nicht ein paar Fischerhütten am Tausende
Kilometer langen Strand Somalias bombardieren und meinen, man
schrecke so die Täter ab. Zumal die Hintermänner der Piraterie
sowieso in Nairobi, Dubai und London sitzen und nicht in den Weiten
Somalias. Und ist denn das historische Gedächtnis der Bundesminister
wirklich so kurz, als dass sie vergessen hätten, wie die Bundeswehr
vor knapp 20 Jahren aus Somalia abgezogen ist? Mit einem bescheidenen
Leistungsausweis nämlich: es gab weder Frieden, noch wurde den
Terroristen das Handwerk gelegt. In Somalia herrschen Clans und
Stämme, das korreliert nicht mit einer akkuraten Bundeswehr. In
Afghanistan haben die Amerikaner jetzt die Zahl ihrer Luftangriffe
reduziert, weil oft ganze Hochzeitsgesellschaften ausgelöscht wurden,
anstatt Talibanbanden. Nein, bei dieser Entscheidung des
Bundeskabinetts scheint es mehr um Solidarität mit den Verbündeten
gegangen zu sein, als um wirksame Strategie.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
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