Sozialstandards bei der öffentlichen Beschaffung: NRW muss Chance nutzen!
Geschrieben am 27-04-2012 |
Münster/ Düsseldorf (ots) - Passend zum Internationalen Tag der
Arbeit dürfen das Land NRW und seine Kommunen ab dem 1. Mai keine
Produkte mehr einkaufen, die unter ausbeuterischen Bedingungen in so
genannten Billiglohnländern des Südens hergestellt wurden. Das am 1.
Mai in Kraft tretende Tariftreue- und Vergabegesetz NRW beinhaltet
auch die Berücksichtigung sozialer Kriterien bei der Vergabe
öffentlicher Aufträge. So dürfen keine Produkte beschafft werden,
deren Herstellungsbedingungen gegen die Kernarbeitsnormen der
Internationalen Arbeitsorganisation verstoßen. Damit ist nun auch in
NRW juristisch verankert, dass der Preis nicht länger das alleinige
Kriterium beim öffentlichen Einkauf darstellen darf.
Nichtregierungsorganisationen in NRW begrüßen das Gesetz
grundsätzlich: "Das Gesetz ist ein wichtiger erster Schritt zur
Förderung einer nachhaltigen und sozial-verantwortlichen öffentlichen
Beschaffung, vorausgesetzt, in einer Rechtsverordnung werden klare,
verbindliche und nachweisbare Regelungen für die öffentlichen
Verwaltungen festgeschrieben", so Angela Schmitz vom Eine Welt Netz
NRW. "Seit Jahren machen entwicklungspolitische Organisationen,
Gewerkschaften und Verbände den Bund, Länder und Kommunen auf die
anhaltenden Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen bei der
Herstellung von Produkten, wie z. B. Steine für öffentliche Plätze
oder Uniformen für Polizei und Feuerwehr, aufmerksam."
Eine zum Gesetz gehörende Rechtsverordnung verzögert sich wegen
der Landtagswahlen in NRW. Als Zwischenregelung wurde bereits am 17.
April ein vorübergehender Erlass veröffentlicht, der von
verschiedenen entwicklungspolitischen Organisationen NRWs aufs
Schärfste kritisiert wird. "Der Erlass konterkariert die Bestrebungen
des Landes NRW, der Ausbeutung mit Steuergeldern wirksam ein Ende zu
setzen", kritisiert Johanna Fincke von der Christlichen Initiative
Romero. "BieterInnen müssen keine verbindlichen Schritte unternehmen,
um die Einhaltung von Arbeitsrechten unabhängig nachzuweisen." Damit
bestraft die Landesregierung öko-sozial handelnde Unternehmen, die
sich aufwendig und glaubwürdig zertifizieren lassen und belohnt
diejenigen, die keine glaubwürdigen Nachweise beibringen wollen oder
können. "Diese Praxis fördert Wettbewerbsverzerrung", resümiert
Christiane Schnura von der Kampagne für Saubere Kleidung. "Das Gesetz
wird hinsichtlich sozialer Kriterien zu einer symbolischen Geste
degradiert."
Die genannten entwicklungspolitischen Organisationen fordern eine
Rechtsverordnung, die das Tariftreue- und Vergabegesetz hinsichtlich
sozialer Kriterien nicht zur Makulatur verkommen lässt: Es sollten
Produktgruppen definiert werden, die laut unabhängigen Studien von
Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen besonders betroffen sind. Für
solche müssen, sofern vorhanden, Nachweise von unabhängigen
Multi-Stakeholder-Initiativen mit höchst möglichen Standards
gefordert werden. Darüber hinaus sollten BieterInnen die Berichte,
auf die sie verweisen, veröffentlichen, um Transparenz und objektive
Überprüfbarkeit ihrer Aktivitäten bezüglich der Umsetzung sozialer
Kriterien sicherzustellen.
Die Organisationen appellieren an das Land NRW, seine Chance nicht
zu vertun, in der öffentlichen Vergabe Vorbild für andere
Bundesländer zu werden.
Folgende Organisationen unterstützen diese Pressemitteilung:
Christliche Initiative Romero, Eine Welt Netz NRW, Eine Welt Zentrum
Herne, FIAN, Kampagne für Saubere Kleidung, Südwind e.V. Institut für
Ökonomie und Ökumene, vamos e.V. Münster
Bei Rückfragen zu dieser Pressemitteilung wenden Sie sich bitte an:
Johanna Fincke (für das Bündnis für öko-soziale Beschaffung NRW)
Christliche Initiative Romero
E-Mail: fincke@ci-romero.de
Tel: 0251 - 89 503, Fax: 0251 - 82 541
www.ci-romero.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
392264
weitere Artikel:
- NDR: Filmfinanzier Groenewold soll für Wulffs Security gezahlt haben Hamburg (ots) - Der Filmfinanzier David Groenewold hat 2008
offenbar Hotelkosten für einen Leibwächter von Christian Wulff
übernommen. Nach Informationen des NDR Fernsehens zahlte Groenewold
533 Euro für das Einzelzimmer des LKA-Beamten im Münchner
Fünf-Sterne-Hotel "Bayerischer Hof". In dem Hotel hatte er auch den
damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten mit Familie
untergebracht und die Kosten dafür zum Teil übernommen.
Während Groenewolds Anwalt Christian-Oliver Moser die Recherchen
des NDR bestätigte, erklärte die mehr...
- Ernüchternde Zwischenbilanz: Zwei Jahre
"Nationale Plattform Elektromobilität" Berlin (ots) - Einladung zur Pressekonferenz
Sehr geehrte Damen und Herren,
fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass die
Bundesregierung anlässlich der Gründung der "Nationalen Plattform
Elektromobilität" große Versprechungen gemacht hat. Um das Klima und
Ressourcen zu schonen, sollten sich die Deutschen zunehmend
elektrisch fortbewegen - mit Hilfe von mindestens einer Million
Elektroautos bis zum Jahr 2020.
Deren spärliche Präsenz im gegenwärtigen Straßenbild macht im Jahr
2012 deutlich, dass wir von diesem mehr...
- Gesundheitsexperte Prof. Dr. Rolf Rosenbrock neuer Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin (ots) - Die Mitgliederversammlung des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes hat den renommierten Gesundheitswissenschaftler
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock zum neuen Vorsitzenden des Verbandes
gewählt. Er folgt damit auf Dr. Eberhard Jüttner, der nicht mehr
kandidierte.
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock (66), der den Vorsitz des Paritätischen
ehrenamtlich ausübt, ist seit mehr als 35 Jahren in der sozial- und
wirtschaftswissenschaftlichen Gesundheitsforschung tätig. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehört die sozial bedingte Ungleichheit mehr...
- Kipping (Linke): Bürgerversicherung zur Entlastung Erwerbstätiger / Senkung des Beitragssatzes Bonn/Berlin (ots) - Bonn/Berlin, 27. April 2012 - Die
stellvertretende Parteivorsitzende der Linkspartei Katja Kipping hat
sich im PHOENIX-Interview für die Abschaffung der Praxisgebühr
ausgesprochen. Die Linke fordere eine "Umverteilung des Systems" , um
Erwerbstätige zu entlasten. Die Lösung sei "eine Bürgerversicherung,
in die Menschen mit allen Einkommensgrößen einzahlen". Dadurch
könnten die Beiträge insgesamt sinken und zu einem Beitragssatz von
10,5 Prozent führen.
Das zentrale Argument gegen die Praxisgebühr und weitere mehr...
- Kinder, Küche, Kohle - Kulturkampf um die Herdprämie
Manuela Schwesig und Max Straubinger zu Gast bei "2+Leif" am 30. März 2012, 23 Uhr im SWR Fernsehen Mainz (ots) - Die Familienpolitik der Bundesregierung spaltet
Deutschland: Das Betreuungsgeld, das pro Kind zunächst 100 Euro, dann
150 Euro betragen und ab 2013 ausgezahlt werden soll, ist in der
Bevölkerung hoch umstritten. Ein tiefer Riss zieht sich in dieser
Frage auch durch die schwarz-gelbe Koalition, trotz des Machtworts
der Kanzlerin. Die CSU besteht auf ihrem Prestigeprojekt. FDP und
Teile der CDU lehnen es ab. Einig sind sich die Partner nur darin,
Hartz-IV-Empfängern das Betreuungsgeld zu verweigern.
Die Oppositionsparteien mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|