Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema TV-Duelle
Geschrieben am 03-05-2012 |
Bielefeld (ots) - Sarkozy gegen Hollande, Kraft gegen Röttgen oder
auch Albig gegen de Jager: TV-Duelle sollen die absoluten Höhepunkte
eines jeden Wahlkampfes darstellen. Zumindest nach Meinung der
Fernsehmacher, einiger Journalisten oder auch mancher Politiker. In
Wirklichkeit sind sie nicht mehr als reine Showveranstaltungen.
Unterhaltung nach amerikanischem Vorbild. Mittlerweile hängen sie den
meisten Zuschauern nur noch zum Hals heraus. Das beste Beispiel dafür
lieferte die so genannte Elefantenrunde im WDR. Die sechs
Spitzenkandidaten aus Nordrhein-Westfalen legten sich 90 Minuten lang
noch einmal so richtig ins Zeug. Erwartungsgemäß hauten sie sich die
Zahlen, Fakten und Statistiken gegenseitig nur so um die Ohren - und
der Zuschauer schaute zumeist ahnungslos und gelangweilt in die
Röhre, weil er mit dem ganzen Zahlensalat nichts anfangen konnte oder
wollte. Wirklich Neues erfuhren die Menschen, die die »Wahlarena« zur
Meinungsbildung eingeschaltet hatten, nicht. Zumeist spulten die
Politiker das ab, was sie seit Wochen sagen. Der Faktencheck blieb
aus - dafür wurde auch diesmal sekundengenau der Redeanteil der
Duellanten festgehalten, damit die Spannung ja nicht verloren geht
und der Zuschauer ein Gefühl von Krimiatmosphäre bekommt. Dabei sind
die Beiträge häufig zum Gähnen langweilig - weil sie entweder voller
Floskeln (»wir lassen kein Kind zurück«) oder aufgrund von
Zeitknappheit viel zu unkonkret sind (»zum Thema Sparen haben wir
viele Vorschläge gemacht«). Ganz gleich, um welche Wahl es sich
handelt: Die meisten TV-Duelle sind geprägt von gegenseitigen
Schuldzuweisungen. Das mag zwar unterhaltsam sein, ist aber politisch
auf einem äußerst flachen oder zumindest oberflächlichen Niveau. Da
werden Phrasen gedroschen oder Werbeslogans formuliert. So zum
Beispiel im TV-Duell vor der Präsidentenwahl in Frankreich: Gefühlte
100 Mal hat Sozialist François Hollande den Satz »Moi président de la
république...« wiederholt - seitdem ist der inhaltsleere PR-Beitrag
(»Ich als Präsident der Republik...«) ein Dauerscherz in allen
Internetforen Frankreichs. Ein Nutzer schrieb: »Ich als Präsident der
Republik würde die Wiederholung des Satzes 'Ich als Präsident der
Republik' auf Lebenszeit verbieten.« Zweifelsohne steht bei der Wahl
in Frankreich mehr auf dem Spiel als am Sonntag in Kiel. Und so ist
auch zu erklären, warum sich das Aufeinandertreffen 17,8 Millionen
Franzosen nicht entgehen lassen wollten. Aber wirklich Neues geboten
hat auch dieser Schlagabtausch nicht. Und wie fast alle Duelle ist
auch diese Elefantenrunde am Ende unentschieden ausgegangen.
TV-Duelle sind einmal entstanden, um die Politik interessanter für
die Menschen zu machen. Sieht man einmal von dem Unterhaltungswert
ab, ist heute leider das Gegenteil der Fall.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
393336
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Gesundheitswesen Bielefeld (ots) - Laien sind überfordert, wenn sie über die
Notwendigkeit einer neuen Hüfte oder eines künstlichen Kniegelenks
entscheiden müssen. Selbst Fachleute tun sich mitunter schwer. Und
wer soll erst urteilen, wenn es um den unverkennbaren Zuwachs bei
bestimmten chirurgischen Eingriffen über einen langen Zeitraum geht?
Unterversorgung 2003 oder Überversorgung 2010? Weder Bauchgefühl
noch Empörung sind im Konflikt zwischen dem Mach- und Leistbaren
hilfreich. Aber auch die Beteiligten im Gesundheitssystem vertreten
klar erkennbare mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu dem chinesischen Bürgerrechtler Chen Guangcheng Bielefeld (ots) - Er will einfach nur wie ein normaler Mensch
behandelt werden. Nun muss der chinesische Bürgerrechtler Chen
Guangcheng einmal mehr hinnehmen, dass in China nichts normal ist. Er
hatte gehofft, seine Flucht in die US-Botschaft in Peking sei Zeichen
genug, um die Staatsmacht seines Heimatlandes zum Einlenken zu
bewegen. Diese Hoffnung ist zerplatzt. China geht den perfidesten
Weg, um Menschen zu unterdrücken. Das Land bedroht die Familie. Das
ist verachtenswert, aber wenig überraschend. Es reicht nicht aus,
dass die mehr...
- FT: Flensburger Tageblatt Flensburg (ots) - Die Skepsis gegenüber Europa wächst im EU-Raum.
Mit Sarkozy oder Hollande - für Berlins Sparkurs der Vernunft in
Europa wird es eng. In Brüssel und Berlin richtet man sich deshalb
schon mal auf eine europäische Diskussion über einen Wachstumspakt
ein. Denn diese Diskussion wird kommen, beide Kandidaten werben um
Stimmen oder mindestens die Enthaltung jener Wähler, die gegen
Sparen, gegen Einwanderung, gegen zu viel Freihandel und gegen den
Euro sind. Der Unterschied: Hollande will weniger sparen, das Defizit
langsamer mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Gagfa Halle (ots) - Investitionszusagen und eine Sozialcharta, die
deutliche Mieterhöhungen ausschloss, setzten dem Renditehunger der
Gagfah enge Grenzen. Wo diese überschritten wurden, schritt die Stadt
Dresden, die durch den Verkauf schuldenfrei geworden war, ein - und
kassierte neuerlich ab. Der Gagfah war die Freude an ihrem
Milliarden-Investment schon lange vergangen. Es wundert daher kaum,
dass sie nun einen Verkauf prüft. Die Zeit dafür ist günstig. Vor
allem die europäische Schuldenkrise verunsichert viele Investoren.
Sie sehen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Manifest für Europa Halle (ots) - Es ist der bemerkenswerte Versuch, der aus einer
Wirtschaftsunion hervorgegangenen Idee eines vereinten Europas zu
einem politischen Fundament zu verhelfen. Der symbolische Aplomb des
Manifests ist nicht zu übersehen. Dass die stattliche Ansammlung
europäischer Intellektueller mit einem verführerisch einfachen
Vorschlag reüssiert, lässt das Projekt durchaus sympathisch
erscheinen. Der Erfolg hängt aber letztlich davon ab, ob am Ende
auch genügend Wirtschaftsunternehmen mitmachen.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|