"DER STANDARD"-Kommentar: "Achtung, hier wird Politik gemacht"
von Michael Völker
Geschrieben am 09-05-2012 |
Faymann und Spindelegger, Bund und Länder: Warum nichts
weitergeht - Ausgabe vom 10.5.2012
Wien (ots) - Man könnte sagen: Michael Spindelegger hat recht.
Natürlich wäre es sinnvoll und logisch, jetzt auch die
Parteienförderung neu zu regeln. Was sich die Parteien und Politiker
vom Staat, also dem Geld der Bürger herausnehmen, ist von Bundesland
zu Bundesland anders geregelt, das gehört harmonisiert.
Wo Michael Spindelegger unrecht hat: Deswegen jetzt auch das
Transparenzpaket, das so gut wie fertig ist, auf die lange Bank zu
schieben, ist Unfug. Und strategisch unklug. Die ÖVP würde als
Bremser dastehen. Zu Recht. Dass Parteispenden und die staatliche
Parteienförderung zusammengehören, hätte Spindelegger schon früher
auffallen können, nicht erst eine Woche vor der geplanten und
vereinbarten Beschlussfassung des Transparenzpakets.
An sich ist das Transparenzgesetz sinnvoll. Ein Meilenstein dieser
Koalition. Längst überfällig zwar, aber durchaus lobenswert. Diese
Leistung jetzt durch einen kleinlichen Streit zu schmälern ist
kontraproduktiv. So viel Erfolge hat diese Regierung sonst nicht
vorzuweisen.
Mit diesem Gesetz werden im Wesentlichen die Parteispenden
transparent gemacht und die Wahlkampfkosten begrenzt. Es werden
Rechenschaftsberichte eingeführt, es werden auch die
Parteiunternehmen davon betroffen sein, es gibt Kontrolle und
Sanktionen. Das ist sinnvoll und wichtig. Und soll so beschlossen
werden.
Das große Manko: Dieses Transparenzpaket gilt für den Bund. Die
Bundesländer basteln an eigenen Regelungen, am Mittwoch _beschloss
etwa Vorarlberg sein eigenes Parteienförderungsgesetz. Es wird
künftig also zehn verschiedene Regelungen geben, neun für die Länder,
eine für den Bund, zusammengezählt ist das natürlich ein riesiger
Unsinn. Eine einheitliche Regelung für alle gehört her, und wenn ein
Bundesland seine Transparenz in der Praxis noch vorbildlicher
handhaben will, sei es ihm unbenommen. Gesetzlich sollten aber alle
an die gleiche Vorgaben gebunden sein.
Das müsste auch für die staatliche Parteienförderung gelten. Diese
neu zu regeln wäre der nächste notwendige Schritt. Als Beispiel:
Besonders unverschämt bedienen sich die Politiker in Wien an ihren
Bürgern. Pro Wahlberechtigten gehen 23 Euro an direkter Förderung an
die Parteien. In Niederösterreich oder Vorarlberg sind es weniger als
die Hälfte pro Wahlberechtigten. Und natürlich könnte man in diesem
Zusammenhang auch über die Abschaffung der
Wahlkampfkostenrückerstattung nachdenken, wie dies der
niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll nicht ohne
Boshaftigkeit tut. Davon betroffen wären in erster Linie die
Bundesparteien, die im Vergleich mit ihren Landesorganisationen aber
ohnedies recht bescheiden und sparsam auftreten. Gut, es geht noch
bescheidener. Dann aber auch auf Landesebene.
Das Herumgemurkse zwischen Kanzler Werner Faymann und seinem Vize
Spindelegger ist ebenso unwürdig wie das Gerangel zwischen Bund und
Ländern. Es spricht gegen alle Beteiligten, da steigt niemand gut
aus. Parteienförderung und -finanzierung gehören einheitlich und
nachvollziehbar geregelt, ebenso wie die Offenlegungspflicht und
Obergrenzen für die Wahlkampfkosten. Das aber würde bedingen, dass
alle Beteiligten von ihren Partikularinteressen zurücktreten und das
Wohl der Bürger in den Mittelpunkt stellen. Aber wie unrealistisch.
Hier wird doch nur Politik gemacht.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
394541
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: Post an Kristina Schröder: Ihr doch egal Berlin (ots) - Es wäre albern zu glauben, Kristina Schröder würde
nun all die 24 176 Namen lesen, die sie - eingewickelt in
grünes Schleifenband - gestern von einem Kritikerinnenbündnis
überreicht bekam. Warum sollte sie? Renate Künast oder Jürgen Trittin
kennt sie ja und Andreas Büttner aus Kamenz oder Anne Kathrin Müller
aus Mainz dürften ihr doch egal sein. Vielleicht ist der
Realitätsverlust dieser jungen Frau ja schon so groß, dass sie sich
sagt: Viel Feind, viel Ehr', und sich in der fortgesetzten Kritik an
ihrem Frauen- mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu den Dispozinsen Frankfurt/Oder (ots) - Nun verweisen die Kreditinstitute darauf,
dass man beim Dispo ein höheres Risiko habe als bei Ratenkrediten.
Komisch nur, dass das durchschnittliche EU-Zinsniveau unter dem
deutschen liegt - wo doch die deutschen Verbraucher im Vergleich zu
anderen Europäern besonders gut dastehen. Da wird es Zeit, dass die
Verbraucherministerin eine Untersuchung einleitet. Allerdings kam
genau diese Ankündigung schon einmal vor einem Vierteljahr. Unklar
bleibt zudem, welche Konsequenzen es geben kann. Man muss befürchten,
dass mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: NRW-Wahlen: Hannelore Kraft weiter im Aufwind - bei 37 Prozent; FDP bei sechs Prozent Köln (ots) - NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und
Sylvia Löhrmann (Grüne) gehen mit gestärkten Umfragewerten in die
Landtagswahl am nächsten Sonntag. Die SPD kommt danach auf 37 Prozent
(plus ein Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche) , die Grünen auf
12 Prozent (plus eins). CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen verliert
dagegen weiter, die Union liegt bei nur noch 30 Prozent (minus
eins). Die FDP sieht nach einem Tief nun mit einer Prognose von sechs
Prozent (plus eins) gute Chancen auf einen Verbleib im
Landesparlament. mehr...
- WDR Europaforum: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: "Schwere Anpassungskrise" in Griechenland Brüssel (ots) -
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat nach den Wahlen vom
Wochenende von einer "schweren Anpassungskrise" in Griechenland
gesprochen. "Die griechische Bevölkerung leidet schwer unter den
jahrzehntelangen Versäumnissen griechischer Politik", erklärte
Schäuble beim 15. Europa Forum des Westdeutschen Rundfunks in
Brüssel. Das Land sei derzeit nicht wettbewerbsfähig und könne
deshalb seinen Lebensstandard nicht halten. "Finanzkonsolidierung ist
Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum - aber das gilt auch für
weitere mehr...
- Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung - über ein Angebot des dänischen Flugplatzeigentümers Neuhardenberg an die Flughafenchef Rainer Schwarz Frankfurt/Oder (ots) - Um den durch die geplatzte Eröffnung des
Airports "Willy Brandt" entstandenen Druck von den Bestandsflughäfen
Tegel und Schönefeld zu nehmen, hat der dänische Eigentümer des
Flugplatzes Neuhardenberg (Märkisch-Oderland), Peter Solbeck, in
einem Brief an die Flughafengesellschaft und den Aufsichtsrat
vorgeschlagen, den ehemaligen DDR-Regierungsflughafen mit seiner 2400
Meter langen Start- und Landebahn in den nächsten Monaten als
Ausweichmöglichkeit zu nutzen. Auf dem Platz könnten sowohl Airbus
und Boeing starten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|