Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur NRW-Wahl
Geschrieben am 13-05-2012 |
Bielefeld (ots) - Norbert Röttgen ist nicht mehr »Muttis
Klügster«. Die bitterste Niederlage seiner bisherigen Polit-Karriere
ist gleichzeitig eine Katastrophe für die CDU. Röttgens Woche endet
wie sie begann. Erst wird er von der Kanzlerin zurückgepfiffen, dann
patzt er bei einem Fernsehauftritt, scheitert mit der Kürzung der
Solarförderung und tritt als Landesvorsitzender nach dem mit Abstand
schlechtesten Ergebnis in der Geschichte der CDU in
Nordrhein-Westfalen zurück. Der Herausforderer muss sich am Wahltag
gefühlt haben wie Bayern München nach der Pleite gegen Borussia
Dortmund im DFB-Pokal-Endspiel: gedemütigt, vorgeführt, blamiert.
Nach diesem Ergebnis war sein sofortiger Rücktritt nicht mehr zu
vermeiden. Wer hätte das gedacht: Die Union mit dem
Bundesumweltminister als Spitzenkandidat scheitert deutlich an der
30-Prozent-Hürde. Vor sieben Jahren hatte die CDU noch 44,8 Prozent
der Stimmen geholt. Norbert Röttgen »knackte« sogar den Negativrekord
aus 2010 (34,6 Prozent). NRW hat den Absturz eines Überfliegers
erlebt. Nach dieser Niederlage wird kein Mensch mehr davon sprechen,
dass Röttgen Merkel im Kanzleramt ablösen könnte. »Muttis Klügster«
wird aufgrund seines Pleiten-, Pech- und Pannenwahlkampfes sogar in
den eigenen Reihen als »Muttis Dümmster« verhöhnt. Beides ist
übertrieben, aber dennoch: Röttgen hat viele Fehler gemacht. Sein
größter war, dass er sich zu keiner Zeit eindeutig zu NRW bekannt
hat. Die Gewinner dieser Wahl heißen Hannelore Kraft, FDP-Landeschef
Christian Lindner und die Piraten. Die alte und neue
Ministerpräsidentin hat das Land zu ihrer Herzensangelegenheit
gemacht. Ihre kumpelhafte, menschliche Art reichte, um Röttgen zu
besiegen. Ihm fehlte es zu jeder Zeit an Glaubwürdigkeit. Krafts
Verschuldungspolitik war offenbar nicht so entscheidend. Auch das ist
eine Erkenntnis dieser Wahl. Die FDP kann sich bei Christian Lindner,
aber auch bei Norbert Röttgen bedanken. Lindner und Kubicki sind
jetzt die Retter der Liberalen. Parteichef Rösler wird davon aber
nicht profitieren, weil er selbst zu schwach ist. In Röttgen hat
Angela Merkel zwar einen Konkurrenten weniger, aber dafür wird das
Regieren für sie schwerer. Problem Nr. 1: Röttgen und Rösler, die
wichtigsten Minister bei der Umsetzung der Energiewende, sind
angeschlagen, ihr Verhältnis zu Merkel ist zerrüttet. Problem Nr. 2:
Nach der Wahl strotzt die SPD vor Kraft und drängt auf den Wechsel im
Bund. Problem Nr. 3: Morgen trifft sich die Kanzlerin das erste Mal
mit Frankreichs Staatspräsident François Hollande. Der Sozialist
kommt mit doppeltem Rückenwind nach Berlin. Für ihn war das Ergebnis
aus NRW ein Steilpass. Schwere Zeiten also für Angela Merkel. Die
NRW-CDU hat andere Sorgen: Sie muss sich einen neuen Vorsitzenden
suchen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
395311
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Pleiten-Domino Karlsruhe (ots) - Im Euro verbleiben, also kassieren ohne zu
sparen, bleibt Utopie. Das hat der Euroclub auch am Wochenende wieder
klargestellt. Sollte Griechenland die Geberländer weiter mit einer
möglichen Ansteckungsgefahr erpressen wollen, verkalkuliert es sich.
Experten haben längst damit begonnen, den Fall der Fälle, also die
Folgen eines griechischen Staatsbankrotts, mit spitzem Stift
durchzurechnen. Er würde zwar teuer, brächte aber das Eurosystem nach
Meinung der Finanzexperten nicht zum Einsturz. In der Zwischenzeit
haben mehr...
- Rheinische Post: SPD-Fraktionsvize Heil fordert Röttgen zum Rücktritt als Minister auf Düsseldorf (ots) - Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der
SPD, Hubertus Heil, hat den Norbert Röttgen nach dessen verlorener
Wahl in NRW zum Rücktritt als Bundesumweltminister aufgefordert.
"Röttgen war nicht nur als Spitzenkandidat überfordert. Er ist es
auch als Minister bei der Energiewende. Auch hier sollte er
Konsequenzen ziehen", sagte Heil der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Montagausgabe). Röttgen gefährde im Dauerzwist
mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler den Erfolg der Energiewende,
so Heil.
mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 14. Mai den Ausgang der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen: Bremen (ots) - So, so. Ein Abend der Paukenschläge soll das also
gewesen sein - die Wahl in Nordrhein-Westfalen. Weil die SPD
buchstäblich die stärkste Kraft hat. Weil es dicke reicht für
Rot-Grün in Düsseldorf. Weil der FDP-Primus Christian Lindner nach
Wolfgang Kubicki die Liberalen noch einmal gerettet hat. Und sie - im
Vergleich zu den Piraten - sogar hauchdünn zu Lieber-alen gemacht
hat. Und weil die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten grandios
untergegangen ist. Aber, Hand aufs Herz, das ist doch spannend wie
ein Schneckenrennen. mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Scharfe Kritik aus der CDU an Röttgen Köln (ots) - Der stellvertretende Vorsitzende der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, hat Bundesumweltminister
Norbert Röttgen wegen seines Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen
kritisiert. "Unser Ergebnis ist eine Katastrophe", sagte er dem
"Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe). Mit Blick auf Röttgen und
sein Wanken zwischen Berlin und Düsseldorf fügte er hinzu: "Das ist
der Denkzettel dafür, wenn ich mich nicht entscheiden kann. Dann
entscheidet sich der Wähler gegen mich. Das geht so nicht." Die
rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Linkspartei
Sachsen-Anhalts Fraktionschef Gallert lehnt Lafontaine als möglichen Parteichef ab Halle (ots) - Der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag von
Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, hat sich gegen Oskar Lafontaine und
Klaus Ernst als künftige Vorsitzende der Linkspartei ausgesprochen.
"Parteivorsitzender soll der werden, der für Innovationen steht und
ein klares Konzept vorlegen kann, wie wir wieder auf die Erfolgsspur
kommen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen
Zeitung" (Montag-Ausgabe). "Von Lafontaine und Ernst höre ich immer
nur: keine Debatten, Kurs halten. Das Ergebnis ist, was wir in
Schleswig-Holstein mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|